e-fundresearch.com: Herr Stürner, wie würden Sie das bisherige Börsenjahr 2023 mit nur einem Wort beschreiben?
Martin Stürner: Gut
e-fundresearch.com: Werden wir etwas konkreter. Ende 2022 waren die Aussichten noch bescheiden. Mittlerweile befinden wir uns im 3. Quartal 2023. Wie lautet Ihr Fazit zum bisherigen Kapitalmarktjahr?
Martin Stürner: Die großen Aktienmärkte sind gut ins erste Halbjahr 2023 gestartet. Angeführt von den in 2022 stark unter Druck geratenen Technologiewerten, konnten sich nahezu alle Branchen und Unternehmen von ihren Tiefständen aus dem Vorjahr lösen. Gute, vielfach besser als erwartete Quartalsergebnisse und der Rückgang der Energiepreise sowie der Inflation haben die gute Stimmung beflügelt. Zu den Überraschungen dieses Jahres zählt für mich bisher Japan, das schon in der Vergangenheit zahlreiche Krisen erfolgreich gemeistert hat und aktuell mit einem soliden Wirtschaftswachstum glänzt. Aber auch mit den Entwicklungen am US-Aktienmarkt bin ich zufrieden, vor allem verschaffen die enormen Entwicklungsschritte Künstlicher Intelligenz (KI) den Internet- und Halbleiter-Unternehmen Rückenwind.
e-fundresearch.com: In aller Munde ist momentan das Thema der Marktbreite. Denn die bisherige Markterholung 2023 wurde vor allem von einigen wenigen Titeln – insbesondere Tech-Aktien, die von einem regelrechten KI-Hype profitieren konnten – vorangetrieben. Wie nachhaltig ist diese Entwicklung Ihrer Meinung nach?
Martin Stürner: Für uns sind Tech-Aktien immer von besonderem Interesse, basiert doch unser Fonds PEH EMPIRE seit dem Strategiewechsel in 2016 auf Künstlicher Intelligenz. Deshalb sehe ich diese Entwicklung auch als sehr nachhaltig, denn in Anbetracht ihrer bisherigen Quartalszahlen liefern diese Unternehmen auch. Das heißt, gute Zahlen und gute Aussichten werden vom Markt honoriert – zweifellos sind diese im Technologiebereich deutlich besser als z.B. im produzierenden Gewerbe, Nvidia ist für uns das beste Beispiel: das Unternehmen hat sein EPS im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 500% gesteigert und entsprechend hat sich der Kurs auch sehr stark entwickelt.
e-fundresearch.com: Richten wir unseren Blick in die Zukunft. Das Rezessionsszenario liegt noch immer am Horizont. Experten sind sich uneinig, wie hart das „Landing“ werden wird. Auch bei der Frage zum Zinshöhepunkt gibt es keinen Konsens. Was erwarten Sie von den nächsten Quartalen?
Martin Stürner: Obwohl viele Ökonomen seit Monaten befürchten, dass sich die Konjunktur eintrübt, so hält sich die Weltwirtschaft bisher recht stabil. Das kann sich jedoch ändern, denn die Auftragseingänge der Unternehmen gehen weltweit zurück und die inflationsbedingten Preiserhöhungsspielräume werden begrenzter. Insgesamt rechnen wir mit einem milden Verlauf der globalen Rezession. Die großen Unternehmen sind heute wesentlich resilienter als noch in früheren rezessiven Phasen. Zudem stützen die robusten Arbeitsmärkte und auch die internationalen Notenbanken signalisieren ihre Bereitschaft die Zinsen zu senken. Für die Aktienmärkte bedeutet dies, dass sie ihre selektive Kursentwicklung fortsetzen. Aber auch, dass sie in ein schwieriges Umfeld kommen, insbesondere europäische Automobil- und Chemieaktien. Positive Entwicklungen und Unternehmensberichte erwarten wir hingegen aus den Branchen Software und Cyber-Security. Was den Zins betrifft, so ist der Zinshöhepunkt aus unserer Sicht erreicht. Wir erwarten eine Art Ruhephase der Notenbanken. Unsere Analyse der Daten lässt erkennen, dass es nun genug ist und nicht erneut mit einem „Zu lange - Zu viel“ Ansatz agiert werden sollte. Damit meine ich das zu lange Festhalten an der Null-Zinspolitik und ewig die Entwicklung der Inflationsdaten zu ignorieren.
e-fundresearch.com: Alles in allem bietet die momentane Situation eine Vielzahl an Risiken und Chancen. Wie sind Sie in diesem Umfeld positioniert?
Martin Stürner: Wir sind aktuell in einer guten Positionierung mit unserem Fonds PEH EMPIRE und sind zu 75% in Aktien investiert; die wiederum zu 90% auf die USA entfallen. In der momentanen Situation bewährt sich unsere Anlagenstrategie des Fonds, denn je nach Marktlage und Umfeld variieren wir flexibel die Aktienpositionen zwischen 100% und 0%. Zudem verbessern wir ständig unser PEH Scoringmodell, das auf einer Inhouse KI-Methode beruht. Die vorgenommenen Anpassungen in der KI zeigen uns, dass wir mit dem Fonds auch sehr gut hinsichtlich Nachhaltigkeit aufgestellt sind. Unser Ziel ist, auf unserer KI-basierten Fondsstrategie sowohl Rendite als auch unsere Nachhaltigkeitsziele immer besser aufeinander abzustimmen, damit zukünftig Mensch & Natur noch mehr profitieren.
Über Martin Stürner:
Martin Stürner ist seit 2000 CEO der PEH Wertpapier AG und verantwortlicher Fondsmanager des Fonds PEH EMPIRE. Mit mehr als 40 Jahren Erfahrung im Asset- und Fondsmanagement gehört er zu den erfolgreichsten Fondsmanagern und Vermögensverwaltern in der DACH-Region. Die PEH-Gruppe betreut ein Vermögen von insgesamt mehr als 14 Mrd. Euro und bietet neben Anlagenprodukten für private und institutionelle Kunden auch eine vielfach ausgezeichnete Vermögensverwaltung.