Warum präsentieren sich europäische Investment-Grade-Unternehmensanleihen nach wie vor so positiv? Dafür sind folgende Gründe maßgeblich.
Solide Fundamentaldaten. Investment-Grade-Anleihen sind häufig Bestandteil in Portfolios, die auf Kapitalerhalt, regelmäßige Erträge und geringe Volatilität abzielen. Europäische IG-Anleihen decken zahlreiche Sektoren sowie Länder ab und bieten dadurch eine Breite und Tiefe, die eine geringere Konzentration ermöglichen. Die Fundamentaldaten der Unternehmen sind nach wie vor solide und ihre finanzielle Strategie ist konservativ, aber opportunistisch, da sie sich in einem sich schnell wandelnden politischen Umfeld bewegen.
Erhöhte Renditen. Die Renditen europäischer IG-Anleihen sind deutlich höher als in den vergangenen zehn Jahren. Das erhöht die Attraktivität für Anleger. Die jüngsten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank haben ein günstigeres Umfeld für Duration und Kredit-Spreads geschaffen.
Grafik: Europäische IG-Kreditrenditen bleiben auf hohem Niveau
Quelle: Bloomberg. Stand: 10. Juni 2025
Technische Unterstützung. Die Nachfrage von Pensionsfonds, Versicherern, Anleihe-Portfoliomanagern und Anlegern, die Zahlungsverpflichtungen bedienen müssen, hat zugenommen. Die Zuflüsse in die Anlageklasse haben die technische Unterstützung durch Anleger verstärkt, die auf der Suche nach Renditen und Erträgen bei begrenztem zusätzlichem Risiko sind.
Grafik: Zuflüsse in European IG Credit steigen
Quellen: Goldman Sachs Research, EPFR. Stand: 5. Juli 2025
Mehr Emissionen erweitern die Möglichkeiten für aktive Investoren. In diesem Jahr hat die Emission von europäischen IG-Anleihen deutlich zugenommen. Das schafft ein ideales Umfeld für aktive Portfoliomanager.
Grafik: Die Emissionstätigkeit bleibt auf hohem Niveau
Quellen: Bond Radar, Bloomberg, Morgan Stanley Research. Stand: 31. Mai 2025
Interessanterweise waren die Anleger auch dann bereit, sich an Neuemissionen zu beteiligen, wenn die traditionelle Neuemissionsprämie – die zusätzliche Rendite oder der Aufschlag, der bei einer neu begebenen Anleihe die Anleger für Unsicherheiten oder Risiken zu entschädigen – nicht vorhanden war. Dazu kam es zu einem deutlichen Anstieg der sogenannten Reverse-Yankee-Deals. Dabei handelt es sich um Anleihen von US-amerikanischen Unternehmen, die in Euro ausgegeben werden. Bis Anfang Juni wurden solche Papiere im Wert von 48 Milliarden Euro von US-Unternehmen und 31 Milliarden Euro von US-Finanzinstituten auf den Markt gebracht. Das entspricht 21 Prozent der gesamten europäischen IG-Emissionen im Jahr 2025 beziehungsweise einem Plus in Höhe von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein neuer Jahresrekord scheint möglich.
Wie geht es weiter?
Bei all den positiven Aspekten gibt es auch Risiken. Zunehmende politische Spannungen und fiskalische Bedenken könnten das Wirtschaftswachstum in Europa schwächen, die Gewinne der Unternehmen belasten und ihre Fähigkeit auf die Probe stellen, die oben erwähnten starken Kreditkennzahlen aufrechtzuerhalten. Zyklische Sektoren bleiben besonders anfällig für eine gedämpfte Verbraucherstimmung.
Dennoch haben die nach wie vor soliden Fundamentaldaten, die attraktiven Renditen und die starke technische Unterstützung durch die große Anlegernachfrage dazu beigetragen, dass der europäische IG-Markt seine Widerstandsfähigkeit unter Beweis gestellt hat. Der Anstieg der Primäremissionen, die anhaltende Überzeichnung – auch ohne Neuemissionsprämien – und der bemerkenswerte Anstieg der Reverse-Yankee- Deals unterstreichen die Stärke und Dynamik dieses Marktes. Da die Geldpolitik zunehmend lockerer wird und die Anleger weiterhin nach Stabilität und laufenden Erträgen suchen, sind europäische IG-Anleihen aus unserer Sicht auch in den kommenden Monaten gut positioniert, um Wert und Diversifizierung für Portfolios zu bieten.
Von Shreena Dasani, Traderin im Investment Grade Credit Team bei Neuberger Berman
Weitere beliebte Meldungen: