Die US-Präsidentschaftswahlen sind vorbei und das Ergebnis steht fest: Donald Trump ist zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden. Höchstwahrscheinlich werden die Republikaner die Kontrolle über den Kongress übernehmen. Es bestehen jedoch weiterhin Ungewissheiten. Welches Regierungsprogramm will oder wird Trump umsetzen? Wie werden die Gegenmaßnahmen der Länder gegen mögliche Zölle aussehen? Wie wird sich seine Wahl auf die geopolitischen Spannungen auswirken? Dies sind nur einige der vielen Fragen, auf die es erst in einigen Monaten eine Antwort geben dürfte.
Wir gehen davon aus, dass die USA nicht in der Lage sein werden, ihr Haushaltsdefizit zu verringern. Die Ausgaben dürften in den nächsten 10 Jahren um 5,8 Billionen US-Dollar steigen, während das Defizit für dieses und nächstes Jahr bereits auf 6,5% geschätzt wird. Und es ist absehbar, dass das Defizit in den kommenden Jahren auf 8% oder noch höher anwachsen wird. Diese Situation ist beispiellos in einer Wirtschaft, die trotz allem noch nahe an der Vollbeschäftigung ist.
Dies dürfte die gegenwärtigen Trends noch verstärken:
- Ein solides amerikanisches Wachstum, das sich auf den Konsum stützt und weiterhin um etwa 4% pro Jahr zunimmt.
- Ein schwaches europäisches Wachstum, das durch die Probleme der beiden wichtigsten Volkswirtschaften Frankreich und Deutschland belastet wird. Frühindikatoren lassen keine Verbesserung in naher Zukunft erwarten, auch wenn der Anstieg der Reallöhne den Konsum allmählich wieder ankurbeln könnte.
- Und schließlich die chinesische Regierung, die wahrscheinlich weiterhin fiskalische Stimulierungsmaßnahmen ankündigen wird, um die Negativspirale auf dem chinesischen Immobilienmarkt umzukehren und die wahrscheinliche Erhöhung der amerikanischen Zölle zu bekämpfen. Die ersten Maßnahmen, die vor einigen Wochen angekündigt wurden, scheinen bereits Früchte zu tragen.
Obwohl das Inflationsrisiko im Allgemeinen derzeit überschaubar erscheint, könnten die Zentralbanken angesichts der aktuellen Unsicherheiten vor Herausforderungen stehen. Insbesondere die Fed wird ihre Rhetorik ändern müssen: einerseits, weil es der amerikanischen Wirtschaft gut geht und der Arbeitsmarkt sich nicht wesentlich zu verschlechtern scheint, und andererseits, als Reaktion auf einen möglichen Inflationsanstieg als Folge der Trump-Politik. Die EZB, die sich nicht gerne von der Geldpolitik der Fed abkoppelt, könnte vor der Wahl stehen, entweder einen restriktiven Kurs beizubehalten oder eine Abwertung des Euro und deren Folgen in Kauf zu nehmen.
Die Anleihemärkte rechnen derzeit mit einem oberen Leitzinsband von nahezu 4% in den USA und 2% in der Eurozone. Wir halten dies in beiden Regionen für „restriktiv“, aber wahrscheinlich notwendig in einer Welt, in der die Haushaltspolitik so akkommodierend ist.
Vor diesem Hintergrund erscheint eine vorsichtigere Haltung in den kommenden Monaten gerechtfertigt. Wir bleiben optimistisch gegenüber den Aktienmärkten, wobei wir aus mehreren Gründen US-Aktien klar bevorzugen: ein besseres Wirtschaftsumfeld, bevorstehende Steuersenkungen, ein Gewinnwachstum, von dem die Eurozone nur träumen kann, und die immer noch vorhandene Innovationskraft. Auf der Credit-Seite behalten wir trotz enger Spreads eine eher positive Haltung gegenüber Investment Grade und High Yield bei. Schließlich nutzen wir den derzeitigen Anstieg der langfristigen Zinsen, um die Duration unserer Portfolios schrittweise zu erhöhen, wobei wir die Eurozone bevorzugen.
Von François Rimeu, Senior-Stratege, Crédit Mutuel Asset Management