Von der Steilheit der Zinskurve: Chancen und Risiken für Anleger

Die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten und Revisionen haben die Erwartungen an baldige Zinssenkungen befeuert. Während Europa den Senkungszyklus wohl beendet hat, wird die Zinskurve nun wieder steiler. Welche Faktoren dahinterstehen und welche Folgen das für Anleger hat, erklärt Harald Besser, Leiter Portfolio Management bei der Kathrein Privatbank. Kathrein Privatbank | 10.09.2025 15:11 Uhr
Harald Besser, Leiter Portfolio Management bei der Kathrein Privatbank / © e-fundresearch.com / Kathrein Privatbank
Harald Besser, Leiter Portfolio Management bei der Kathrein Privatbank / © e-fundresearch.com / Kathrein Privatbank

Nach abermals enttäuschenden Jobzahlen und den letzten Revisionen erwarten die Marktteilnehmer nun bald eine Zinssenkung (und eventuell noch weitere) in den USA. In Europa dürfte der Senkungszyklus bereits abgeschlossen sein. Wenn man nun auf die Zinskurve schaut, stellt man fest das diese steiler wird. Was bedeutet das? Die Zinskurve zeigt das Verhältnis zwischen kurzen und langen Renditen. Am kurzen Ende (Einlagezins) entscheiden die Notenbanken über den Zinssatz. Das lange Ende hingegen wird vom Markt bestimmt – von Erwartungen zu Wachstum und Inflation, vom Angebot an Anleihen, von Nachfrage (z. B. Sicherheitskäufe) und von globalen Einflüssen. Die Entwicklung der US-Zinskurve hat in der Vergangenheit oft auch Spillover-Effekte auf Europa mit sich gebracht.

Von invers zurück zur Normalität

Nach der schnellen Anhebung der Zinsen seit 2022 war die Kurve in Europa so invers wie seit Jahrzehnten nicht: kurze Laufzeiten hatte hohe Zinssätze, lange Laufzeiten relativ niedrige, weil Anleger spätere Leitzinssenkungen erwarteten. Beginnt die geldpolitische Lockerung, also werden die Zinssätze gesenkt, normalisiert sich das Bild meist: Die kurzen Zinsen fallen zuerst. Gleichzeitig können die langen Renditen steigen – etwa weil die Konjunktur besser läuft als gedacht, weil Inflationsrisiken hartnäckig bleiben oder weil Anleger für lange Laufzeiten wieder einen höheren Risikoaufschlag verlangen. Kommt noch ein höheres Anleiheangebot dazu, weil die Notenbanken weniger Staatsanleihen kaufen, verlangt der Markt für lange Laufzeiten einen zusätzlichen Aufschlag. Ergebnis: Die Kurve wird steiler – lange Renditen rücken nach oben, obwohl die kurzen fallen.

Historisch schwankte der Abstand zwischen EZB-Leitzins, also den kurzfristigen Zinsen, und den Renditen der 10-jährigen deutschen Staatsanleihen (Bundrenditen) stark. Es gab Phasen über +2 Prozentpunkte, es gab aber auch inverse Kurven. Im Schnitt seit 2000 lag die Differenz bei rund 0,5 Prozentpunkten – aktuell sind es grob 0,7 Prozentpunkte (EZB-Leitzins ~2,0% vs. 10-J-Bund ~2,7%).

Was könnte die langen Renditen bei europäischen Staatsanleihen steigen lassen?

  • Bessere Konjunkturdaten: Positive Überraschungen heben die realen Ertragserwartungen – längere Laufzeiten könnten dann nach oben tendieren.
  • Zähe Inflation: Auch wenn die Gesamtteuerung sinkt, können hartnäckige Kernkomponenten die langfristigen Erwartungen und den entsprechenden Risikoaufschlag stützen.
  • Mehr Angebot, weniger Support: Hohe Netto-Emissionen und auslaufende Reinvestments durch die Notenbanken sprechen historisch für steilere Kurven.
  • US-Spillovers: Steigende US-Langfristrenditen übertragen sich oft auf Europa.

Negativ auswirken könnten sich beispielsweise politische Risiken wie die derzeitige politische Instabilität in Frankreich. Anleger könnten dann verstärkt in deutsche Staatsanleihen investieren, die als sicherer gelten.

Was heißt das für Anleger?

In der Summe spricht das aktuelle Umfeld für eine steilere Zinskurve. Das wirkt sich u.a. auf Kreditkosten aus. Variabel verzinste Kredite werden günstiger, fix verzinste könnten wieder etwas teurer werden. Darüber hinaus hat es Einfluss auf die Ertragserwartungen von Anleihen.

Staatsanleihen der EU-Kernländer können in einem gemischten Portfolio zur Diversifikation beitragen. In Stressphasen dämpfen sie Schwankungen, in ruhigeren Phasen eröffnen steigende Renditen wieder attraktivere Erträge. Wir managen unser Anleihenportfolio im Rahmen unserer Investmentstrategie und passen die Laufzeiten entsprechend an.

Von Harald Besser, Leiter Portfolio Management bei der Kathrein Privatbank

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