Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im September um 1,9% zum Vormonat gestiegen. Besonders deutlich haben die Transport- und Kraftstoffpreise zugelegt, nachdem zum Monatsbeginn das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt entfallen sind. Auch die Nahrungsmittel haben sich weiter verteuert. Zudem fiel die Kernteuerung (ohne Energie und Nahrungsmittel) erneut höher aus. Dabei lagen die Güterpreise um 17,2% und die Preise für Dienstleistungen um 3,6% über Vorjahr. Die jährliche Inflationsrate stieg damit von 7,9 auf 10%. In den kommenden Monaten ist keine Entspannung zu erwarten. Vielmehr zeichnet sich zum Jahreswechsel ein erneuter Preissprung ab, wenn die enorm hohen Marktpreise für Energie noch stärker an die Haushalte weitergereicht werden. Dies könnte die Inflationsrate um weitere 2 Prozentpunkte nach oben schieben, zu Lasten der Konjunktur. Denn bisher ist nur etwa die Hälfte des Strom- und Gaspreisschubs bei den Haushalten angekommen. Ein nachhaltiger Rückgang der Teuerung ist erst im Sommerhalbjahr zu erwarten, wenn der Druck von Seiten der Energiepreise nachlässt.
Aussichten für Anleger
Die Septemberdaten verdeutlichen die Größe des Inflationsproblems in Deutschland. Staatliche Entlastungsmaßnahmen können den Anstieg der Energiepreise nur temporär dämpfen. Gleichzeitig bergen sie ohne eine geeignete Gegenfinanzierung das Risiko eines weiteren Anheizens der Kerninflation, und wirken damit dem Straffungskurs der EZB mittelfristig sogar entgegen. Das lässt für die kommenden Monate nichts Gutes für Preisentwicklung und Konjunktur erwarten. Deutschland rutscht in eine Winterrezession, weitere Euro-Länder werden folgen. Investoren sollten sich dieser konjunkturellen Risiken bewusst sein und stark zyklische und energieintensive Geschäftsmodelle weiter meiden. Im regionalen Vergleich bleiben die Aussichten sowohl auf der Inflationsseite als auch auf Seiten der Konjunktur damit deutlich schwieriger als in den USA.
Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.