Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im November um 0,5% zum Vormonat gesunken und damit stärker als erwartet. Vor allem die Kraftstoffpreise haben deutlich nachgegeben. Die Teuerung bei Nahrungsmitteln war dagegen erneut hoch. Die Kernteuerung (ohne Energie und Nahrungsmittel) ist leicht gesunken, der Preisauftrieb bei Waren (+17,2% zum Vj.) und Dienstleistungen (+3,7%) hat in ähnlichem Maße nachgegeben. Die jährliche Inflationsrate sank damit von 10,4 auf 10,0%.
Aussichten für Anleger
Die Novemberdaten zur Inflation in Deutschland machen etwas Hoffnung, dass der Preisdruck zum Jahreswechsel weniger hoch ausfällt als befürchtet. Das könnte vor allem dem Einzelhandel im Weihnachtsgeschäft zugutekommen. Für die EZB sind die Daten aber noch kein Signal zur Entspannung. Die Entwicklung in den kommenden Monaten ist noch mit großer Unsicherheit verbunden. Denn die Energiepreise sind derzeit sehr volatil, und zum Teil dürften Energiepreissteigerungen aus den Vormonaten noch an die Haushalte weitergegeben werden. Dies könnte die Inflationsrate noch weiter nach oben schieben. Auf der anderen Seite treten in den kommenden Monaten mit dem Strom- und Gaspreisdeckel erhebliche Entlastungen in Kraft, welche die Teuerung spürbar dämpfen könnten. Auch von Seiten der Unternehmen gibt es gemischte Signale.
Laut ifo Geschäftsklima ist der Anteil der Unternehmen die weitere Preisanhebungen planen zuletzt deutlich gesunken. Er ist aber gerade im Einzelhandel weiterhin historisch hoch. Zudem haben die Unternehmen in allen Sektoren bisher erst rund ein Drittel der Kostensteigerungen an die Kunden weitergegeben und planen diesen Anteil bis April 2023 auf 50% zu erhöhen. Die EZB dürfte auch deshalb zunächst vorsichtig bleiben und an ihrem Zinsanhebungsplan festhalten. Die Wahrscheinlichkeit einer Anhebung um „nur“ 50 Bp im Dezember ist mit den heutigen Daten aber gestiegen.
Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz