Marktdominanz und Spielregeln verändern – worauf Aktienanleger achten sollten

Eyb & Wallwitz | 16.08.2023 11:00 Uhr
Dr. Georg von Wallwitz, Geschäftsführender Gesellschafter und Lead Portfoliomanager, Eyb & Wallwitz / © e-fundresearch.com / Eyb & Wallwitz
Dr. Georg von Wallwitz, Geschäftsführender Gesellschafter und Lead Portfoliomanager, Eyb & Wallwitz / © e-fundresearch.com / Eyb & Wallwitz

Die Entwicklung an den Aktienmärkten 2023 kehrt die Trends des Vorjahres um: Technologiegiganten stehen ganz vorne, während Energie- und Rohstoffaktien die hinteren Plätze belegen. „Nach den extremen Bewegungen des Vorjahres ist die Entwicklung auch eine gesunde Korrektur von Übertreibungen“, schreibt Dr. Georg von Wallwitz, Geschäftsführender Gesellschafter und Lead Portfoliomanager der unabhängigen Vermögensverwaltung Eyb & Wallwitz, in seinem jüngsten „Börsenblatt“. Die Trends des letzten Jahres seien maßgeblich von der Zinsentwicklung als Reaktion auf die hohe Inflation getrieben worden. Die Kehrtwende in diesem Jahr sei auch damit zu erklären, dass die Märkte mit einem deutlichen Abflauen der Inflation und einer damit einhergehenden Zinswende rechneten. Aus seiner Sicht bietet das Umfeld tendenziell bessere Anlagechancen bei marktbeherrschenden Blue Chips und ausgewählten Herausforderern: „Das Wachstum bleibt schwach, eine Rezession wird insbesondere die Unternehmen treffen, die teurer produzieren als die Konkurrenz oder deren Produkte sich leicht substituieren lassen oder die ganz verzichtbar sind.“ Im letzten Jahr seien „Herausforderer“ und „Oligopolisten“ unter die Räder gekommen und die Weder-Noch-Unternehmen hatten ein Jahr an der Sonne. In diesem Jahr sehe es wieder anders aus.

David und Goliath

Georg von Wallwitz beschreibt den Wettbewerb der Unternehmen in Analogie zur biblischen Geschichte von David und Goliath, in der der kleine und chancenlose Hirtenjunge den großen und mächtigen Krieger besiegt. „Indem David die Regeln des Kampfes änderte und nicht zum Schwertkampf gegen Goliath antrat, verschaffte er sich einen erheblichen Vorteil. Der riesige Goliath hatte keine Möglichkeit, auch nur in die Nähe seines Gegners zu kommen und seine Körpergröße und -kraft auszuspielen.“ Die Geschichte lässt sich von Wallwitz zufolge auch so erzählen: „Goliath war als schwer gepanzerter Infanterist ein leichtes Opfer für David. Er konnte seinen Gegner nicht einmal sehen. Der Stein, den David präzise auf die einzig verwundbare Stelle abschoss, hatte etwa dieselbe Wucht wie eine Kleinkaliber-Kugel. Goliath hatte nie eine Chance.“

Größe allein zählt nicht

Von Wallwitz verweist darauf, dass in der Wirtschaft und damit am Kapitalmarkt „reihenweise Goliaths erschlagen werden oder sich selbst ein Bein stellen.“ So spielten die 10 wertvollsten Unternehmen aus 2000 wie General Electric, Nokia, Lucent, Cisco, Intel und IBM heute kaum noch eine Rolle an den Börsen. Bemerkenswert an der Geschichte von David und Goliath sei nicht, dass, sondern wie sich der Underdog durchgesetzt habe. Indem er sich nicht auf einen Kampf mit Schwert und Speer einließ, habe er die Spielregeln verändert. Wallwitz vergleicht dies mit dem von Joseph Schumpeter zu Anfang des 20. Jahrhunderts beschriebenen Prozess der schöpferischen Zerstörung, bei dem junge Unternehmen, die ein neues Produkt oder eine neue Produktionsweise oder einen neuen Vertriebsweg entwickeln, die alten unbeweglichen Platzhirsche verdrängen und selbst die dominante Position einnehmen.

Der Goliath-Test für die Aktienselektion

In jedes zukunftsgerichtetes Aktienportfolio gehören aus Sicht von Eyb & Wallwitz zunächst Standardwerte, da sich diese sich in der Regel nicht leicht verdrängen lassen. „In der Praxis lassen sich Standardwerte leicht identifizieren. Die eine Kunst im Portfoliomanagement besteht daher darin, frühzeitig zu erkennen, ob sie auf tönernen Füßen stehen, oder ob es einem anderen Unternehmen gelingt, ihnen das Wasser abzugraben. Ob es hingegen einem jungen Unternehmen tatsächlich gelingt, an der richtigen Stelle anzusetzen (wie David den Stein an die einzige ungepanzerte Stelle zu schleudern) und dann das Geschick und die Ausdauer und die Vision haben, um selbst ein Blue Chip zu werden – das ist die andere Kunst“, so von Wallwitz. Bei den kleinen und innovativen Unternehmen im Portfolio sollten Investoren auf Beweglichkeit, Sparsamkeit und eine klare Vision achten. Adressieren sie ein echtes Bedürfnis und lässt sich ihr Produkt kopieren oder ersetzen? Verdienen sie an der ganzen Wertschöpfungskette – und kontrollieren sie diese gar?

Schwächen zu Stärken machen

Mit dem iPhone hat Steve Jobs die bis dahin getrennten Produktkategorien Computer und Mobiltelefon zusammengelegt. Ebenso hat Jeff Bezos die Spielregeln im Einzelhandel neu erfunden. Elon Musk hat das Automobil um seine Software herum gebaut, anstatt um den Motor. Ähnlich wie David, der ohne Rüstung zwar schutzlos aber beweglich war, wusste auch Ingvar Kamprad (IKEA) seine Schwächen zum seinem Vorteil zu nutzen. Mit Möbeln zum Selbstaufbau unterbot er die Konkurrenz und gewann rasch Marktanteile. Die schwedische Möbelindustrie weigerte sich daraufhin, für IKEA zu produzieren, und Kamprad stand mit dem Rücken zur Wand. Er verlagerte entgegen der Konventionen einen Großteil der Produktion ins kommunistische Polen, wo es viel Holz und Arbeitskraft gab, und senkte dadurch die Produktionskosten noch weiter. „Unkonventionelles Denken und Handeln allein führt nicht automatisch zum Ziel“, stellt von Wallwitz klar. „Die Liste der Unternehmen, die bei dem Versuch gescheitert sind, einen Goliath zu erlegen, ist lang. Adam Neumann hat mit WeWork das Büro nicht neu erfinden können. Entweder man tritt gut gepanzert und gut bewaffnet an, oder man ist sehr beweglich und hat einen genauen Plan. Dazwischen ist nicht viel Platz für die halb gut Beweglichen, die mäßig Gepanzerten und die kaum Bewaffneten. In diesem Jahr richten sich am Aktienmarkt daher wieder alle Blicke auf David und Goliath.“

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