Die glorreichen Sieben haben eine sehr starke Positionierung in einem unübersichtlichen Markt. Diese Position führt zu sehr hohen Erwartungen, bei denen jedes Haar in der Suppe zu negativen Reaktionen führt. Anleger sollten sich aber nicht von solchen Börsenreaktionen abschrecken lassen. Das Schielen auf Quartalsberichte ist ohnehin etwas kurzsichtig. Unternehmen wie Alphabet oder Microsoft sind attraktiv, weil sie gute Geschäftsmodelle aufweisen und von nachhaltigen Wachstumstrends profitieren. In welchem Quartal das Wachstum besonders stark ausfällt ist dabei eher nebensächlich.
KI als Kurstreiber
Die glorreichen Sieben haben besonders stark vom Wachstumstrend künstliche Intelligenz profitiert. Dabei nutzen Firmen wie Meta, Microsoft oder Alphabet ihre besondere Stellung als „disruptive Monopolisten“. Während die Unternehmen beim Thema KI allesamt Herausforderer sind, die um eine Vormachtstellung kämpfen, profitieren sie von ihren Monopolstellungen in anderen Bereichen. Durch ihre guten Geschäftsmodelle haben sie tiefe Taschen, mit denen sie deutlich stärker in Innovationen wie die KI investieren können, als es kleineren Unternehmen möglich ist. Das sehen auch die Anleger, und entsprechend groß ist ihr Vertrauen in die Tech-Riesen.
Das Wertschöpfungspotenzial
Das Geschäftsmodell mit der KI ist besonders interessant, weil es sich leicht mit den bereits etablierten Geschäftsfeldern vieler Tech-Riesen verbinden lässt. Meta und Alphabet haben Zugang zu riesigen Datenmengen, mit denen eine KI trainiert werden kann. Microsoft stellt schon jetzt einen großen Teil der Recheninfrastruktur für Unternehmen wie OpenAI mit ihrer KI ChatGPT, und Nvidia baut Chipsätze für die Rechenprozesse. Apple, Alphabet und Microsoft kontrollieren den Markt der Endgeräte und -nutzer, auf denen das Potenzial für KI besonders hoch ist. Es gibt also große Synergien mit den bereits etablierten Geschäftsmodellen.
Auch wenn aktuell vor allem die glorreichen Sieben vom Wachstumstrend KI profitieren, könnte sich das Wertschöpfungspotenzial am Ende an ganz anderer Stelle materialisieren. Anleger sollten sich bewusst machen, dass KI auch in anderen Sektoren ihr Potenzial für schöpferische Zerstörung entfalten kann. Der Staffelstab der Wertschöpfung wird von den Enablers an die Adopters weitergereicht werden. Am Ende könnten also gerade jene Unternehmen profitieren, die besonders gewinnbringende Anwendungsbereiche für die KI finden und erschließen. Man denke hier beispielsweise an die Pharmaindustrie oder auch die Anbieter von CRM-Software.
Auch das Marktumfeld beachten
Ein anderer Sektor voller Monopolisten ist die Herstellung der nötigen Rechenkapazitäten und Mikrochips. Egal welche KI sich am Ende etabliert, sie wird enorme Rechenkapazitäten benötigen. Unternehmen wie TSMC, Nvidia oder ASML, die in ihren jeweiligen Bereichen der Chipherstellung marktführende Rollen einnehmen, haben damit auch ein besonderes Potenzial, vom KI-Trend zu profitieren. Diesen Unternehmen kann es am Ende des Tages egal sein, welche KI sich durchsetzt, denn jede wird die Nachfrage nach neuen, leistungsfähigeren Chips gleichermaßen befeuern.
Die glorreichen Zeiten sind noch nicht vorbei
Die glorreichen Sieben werden weiter Wachstumstreiber bleiben. In einer schwierigen Konjunkturphase, die von Volatilität und geopolitischen Unsicherheiten geprägt ist, stellt nachhaltiges Wachstum ein knappes Gut dar. Die enormen Gewinne sind ein weiteres Zeichen für die Robustheit und Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle. Vor diesem Hintergrund ist die auch auf den ersten Blick hohe Bewertung zu relativieren In näherer Zukunft gibt es vermutlich einfach keine Herausforderer, die mit einer solchen Marktmacht mithalten können, und das dürfte sich auch im Aktienkurs widerspiegeln.
Von Dr. Ernst Konrad, Geschäftsführer und Lead-Portfoliomanager bei Eyb & Wallwitz