Der ifo Geschäftsklimaindex lag im Mai wie im Vormonat bei 89,3 Punkten. Während sich die Geschäftserwartungen für die nächsten 6 Monate weiter verbessert haben, fiel die Bewertung der aktuellen Geschäftslage überraschend skeptischer aus. In sektoraler Betrachtung hat sich die Stimmung der Unternehmen in der Industrie sowie im Handel und der Bauwirtschaft im Mai zwar etwas verbessert, die Dienstleister berichteten hingegen von einer Eintrübung der Geschäftsaussichten. Positiv auf die Stimmung der Unternehmen wirkten im Mai wohl erneut eine stärkere Auslandsnachfrage sowie der Rückgang der Energiekosten. Die bis zuletzt deutlich gestiegenen Lohnkosten belasteten dagegen wohl erneut vor allem die Stimmung der personalintensiven Dienstleister.
Aussichten für Anleger
Insgesamt bestätigt der ifo Geschäftsklimaindex für Mai, dass die deutsche Wirtschaft auch im zweiten Quartal wachsen wird. Die Frühindikatoren signalisieren derzeit für das zweite Quartal ein BIP-Wachstum von etwa 0,25%, und damit ähnlich wie im ersten Quartal. Die Prognoserisiken sind aber abwärtsgerichtet. Damit die Konjunktur deutlicher Fahrt aufnehmen kann, scheinen Impulse durch die Wirtschaftspolitik unabdingbar. Denn im ersten Quartal war der Anstieg des BIP ausschließlich durch einen witterungsbedingten Vorzieheffekt bei den Bauinvestitionen und eine stärkere Auslandsnachfrage getrieben. Die privaten Konsumausgaben sowie die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen und des Staates waren dagegen rückläufig. Zwar wird die reale Kaufkraft der Haushalte in den kommenden Monaten durch den Rückgang der Teuerung und die anhaltend hohe Lohndynamik zunehmen. Ob dadurch tatsächlich auch die Kauflaune nennenswert steigt, bleibt aber abzuwarten. Vor allem aber ist die Investitionstätigkeit der öffentlichen wie auch der privaten Hand weiter unzureichend. Hier sollte die Wirtschaftspolitik in den kommenden Monaten den Schwerpunkt wie auch Anreize setzen. Investitionen in die digitale Infrastruktur und die Energieversorgung sind naheliegend und unabdingbar. Ein etwas weniger straffer Kurs der EZB kann dabei unterstützen. Und die Finanzpolitik sollte sich nicht in dogmatischen Diskussionen aufreiben, sondern problemorientiert und mit Blick auf konjunkturelle und strukturelle Notwendigkeiten handeln.
Von Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz