Der Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft ist im Juni – nach 8 Anstiegen in Folge – um 1,4 auf 50,8 Punkte gesunken. Dabei hat sich die Stimmung sowohl in der Industrie (-1,7 auf 45,6 Punkte) als auch bei den Dienstleistern (-0,6 auf 52,6 Punkte) eingetrübt. Die Konjunkturaussichten haben sich also sowohl mit Blick auf die Binnenkonjunktur als auch auf den Außenhandel verschlechtert. Überraschend fiel der Rücksetzer in Deutschland besonders stark aus. Hier spielen in der Industrie wohl auch strukturelle Faktoren eine Rolle. Zudem dürften die angekündigten Zölle gegenüber China die Stimmung der exportorientierten Unternehmen gedrückt haben. Und im Dienstleistungsbereich bleibt der Lohnkostendruck in Deutschland das größte Problem. In Frankreich hat die gestiegene politische Unsicherheit die Unternehmensstimmung im Juni bisher lediglich moderat belastet. Wie im ganzen Euro-Raum hat der Kostendruck in den arbeitsintensiven Branchen hier etwas nachgelassen.
Aussichten für Anleger
Die Juni-Daten zu den Einkaufsmanagerindizes signalisieren, dass die konjunkturelle Erholung im Sommer an Dynamik verloren hat. Die Wirtschaftsleistung dürfte zwar auch im zweiten Quartal um etwa 0,3% zugelegt haben. Mit Blick auf das zweite Halbjahr scheint eine Fortsetzung der Erholung aber kein Selbstläufer zu sein. Zwar profitieren die Unternehmen von der gestiegenen realen Kaufkraft der Konsumenten durch den Rückgang der Inflation. Es bleibt aber fraglich, ob der Investitionszyklus selbsttragend läuft. Die Daten stützen vielmehr die Erwartung, dass die EZB im zweiten Halbjahr die Zinsen weiter senken wird, wenn auch vorsichtig. Angesichts der volatilen Inflationsentwicklung bleibt ein Schritt bereits im Juli zwar unwahrscheinlich. Die September-Sitzung ist aber als „live“ zu bezeichnen. Entscheidend bleiben die „harten“ Daten zur Inflationsentwicklung.
Von Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz