Der Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft ist im Juli – nach dem überraschenden Rücksetzer im Vormonat – erneut um 0,8 auf 50,1 Punkte gesunken. Dabei hat sich die Stimmung in der Industrie von niedrigem Niveau aus nochmals eingetrübt (-0,2 auf 45,6 Punkte). Aber auch der Index für die Dienstleister hat nachgegeben (-0,9 auf 51,9 Punkte).
Unter den großen Ländern hat sich die Stimmung der Unternehmen in Deutschland spürbar verschlechtert. Die deutschen Industrieunternehmen berichten von einer weiterhin deutlich rückläufigen Produktion und Auftragslage. Hier spielen strukturelle Faktoren wie die Knappheit an qualifizierten Arbeitskräften, die hohen Energiekosten und die Probleme und Rückstände bei Infrastruktur und Digitalisierung eine wichtige Rolle. Dazu kommen die Sorgen vor weiteren Verlusten von Marktanteilen in der Automobilbranche, insbesondere gegenüber China. Sorgen vor einer Gegenreaktion auf die angekündigten EU-Importzölle wirken dabei zusätzlich belastend. Dagegen hat sich die Stimmung der Unternehmen in Frankreich im Juli wieder etwas verbessert. Hier dürften auch eine gewisse politische Erleichterung und der Rückgang der Risikoprämien nach der Parlamentswahl eine Rolle gespielt haben. Zudem erwarten die Dienstleistungsunternehmen eine temporär erhöhte Nachfrage im Umfeld der Olympischen Spiele.
Aussichten für Anleger
Die Juli-Daten zu den Einkaufsmanagerindizes signalisieren, dass die konjunkturelle Erholung auch zu Beginn des zweiten Halbjahres wenig Dynamik aufweist. Zwar profitieren die Unternehmen von der gestiegenen realen Kaufkraft der Konsumenten. Der Investitionszyklus kommt aber nicht in Gang. Die Wirtschaftsleistung dürfte im dritten Quartal erneut nur um etwa 0,25% zulegen. Für das Gesamtjahr 2024 würde damit ein Plus von etwa 0,5% unter dem Strich stehen. Die anhaltende Schwäche der Industrie wird dabei zunehmend zum Risiko für die Gesamtwirtschaft. Die schrittweisen Zinssenkungen der EZB wirken dem nur graduell entgegen. Ohne neue Investitionsanreize, etwa zur Modernisierung der Infrastruktur, droht Europa konjunkturell wieder den Anschluss zu verlieren.
Von Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz