Auf ihrer Julisitzung hat die FED ihre Leitzinsen wie erwartet unverändert gehalten (aktuelle Obergrenze: 5,5%). Die Mitglieder haben in ihrem Statement aber auf den Rückgang der Inflation und den Anstieg der Arbeitslosenquote reagiert und sehen die Auf- und Abwärtsrisiken mit Blick auf die beiden Ziele der Notenbank nun „besser im Ausgleich“. Eine erste Zinssenkung sieht die Mehrheit im FOMC damit im September als wahrscheinlich an. In der Pressekonferenz hat FED-Chair Powell einen insgesamt optimistischen Ton mit Blick auf die Inflationsaussichten und die Möglichkeit einer Rücknahme der aktuellen deutlich restriktiven Geldpolitik angeschlagen. Allerdings seien die Abwärtsrisiken mit Blick auf den Arbeitsmarkt nun „real“ und stärker im Fokus der FED.
Aussichten für Anleger
Die FED hat die Tür für eine erste Zinssenkung im September mehr als einen Spalt geöffnet. Solange in den kommenden Wochen keine großen Überraschungen bei den Daten zur Inflation auftreten, wird die FED die erste Zinssenkung auf der kommenden Sitzung am 18. September beschließen und damit der Mehrheit der Notenbanken mit Verzögerung folgen. Für Investoren sind das gute Nachrichten, solange der Arbeitsmarkt nicht kurzfristig deutlich nachgibt. An den Anleihemärkten könnte der positive Impuls von geldpolitischen Lockerungen in den kommenden Monaten allerdings durch die fiskalpolitischen Diskussionen im US-Wahlkampf gedämpft werden. Denn eine weitere Ausweitung des Haushaltsdefizits durch Steuersenkungen wie auch restriktive Maßnahmen in der Handels- und Migrationspolitik könnten die Inflations- und Risikoprämien steigen lassen. Für die nächsten Signale der FED zum Zinsausblick richtet sich der Fokus nun auf die Jackson Hole Tagung am 22. August.
Von Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz