Die Stimmung der Unternehmen im Euro-Raum hat sich im November weiter eingetrübt. Der Rückgang des Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Gesamtwirtschaft signalisiert, dass die europäische Konjunktur zum Jahresende kaum wachsen wird. Zum Jahresende hat sich vor allem der Ausblick des Dienstleistungssektors merklich verschlechtert. Sorgen vor den Folgen der neuen Handelspolitik in den USA, die politische Unsicherheit in Deutschland und Frankreich und der bis zuletzt hohe Lohnkostendruck belasten die Stimmung. Die Lockerungen der Geldpolitik helfen bisher kaum. Und der geopolitische Gegenwind wird 2025 wohl noch deutlich stärker. Auch deshalb wird die EZB die Zinsen weiter senken. Für eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft wird das aber kaum ausreichen. Hierfür sind politische Stabilität, Strukturreformen und große Investitionsprogramme wohl unabdingbar, erklärt Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.
Der Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft ist im November – nach dem Anstieg im Vormonat – wieder um 1,9 auf 48,1 Punkte gesunken. Dabei hat sich die Stimmung in der Industrie von niedrigem Niveau aus nochmals eingetrübt (-0,8 auf 45,2 Punkte). Vor allem aber hat der Index für die Dienstleister deutlich nachgegeben (-2,4 auf 49,2 Punkte).
Unter den großen Ländern hat sich die Stimmung der Unternehmen in Frankreich und Deutschland spürbar eingetrübt. Die Industrieunternehmen berichten von einer weiterhin rückläufigen Produktion und Auftragslage, aber auch von negativen Erwartungen. Hier spielen – neben strukturellen Faktoren – auch die Sorgen vor höheren Zöllen in den USA und dem chinesischen Expansionskurs im Außenhandel eine Rolle, insbesondere in der Automobilbranche. Der Kostendruck hat dabei etwas nachgelassen. Anders bei den Dienstleistern. Diese beklagen den starken Anstieg der Lohnkosten, der ihre Margen zunehmend unter Druck setzt.
Aussichten für Anleger
Die November-Daten zu den Einkaufsmanagerindizes zeigen, dass sich die Konjunktur in Europa zum Jahresende wieder abgeschwächt hat. Die gestiegene reale Kaufkraft übersetzt sich kaum in eine höhere Konsumnachfrage. Vielmehr dominieren die konjunkturellen und politischen Sorgen und Unsicherheiten das Handeln. Die Wirtschaftsleistung im Euro-Raum dürfte – nach dem überraschend kräftigen Anstieg um 0,4% im dritten Quartal – im Schlussquartal kaum wachsen. Für das Gesamtjahr 2024 würde damit ein Plus von nur etwa 0,5% unter dem Strich stehen. Die Zinssenkungen der EZB haben bisher noch keine Trendwende bewirkt. Auch deshalb dürfte die Notenbank die Leitzinsen weiter in Richtung der Landezone bei etwa 2% absenken. Für eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft wird das aber kaum ausreichen. Hierfür sind politische Stabilität, Strukturreformen und große Investitionsprogramme wohl unabdingbar.
Von Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz