Auf ihrer Januarsitzung hat die FED wie angekündigt eine Zinspause eingelegt. Die Obergrenze für die Leitzinsen liegt damit weiter bei 4,5%. Die FED diagnostiziert weiterhin eine insgesamt starke US-Konjunktur und einen stabilen Arbeitsmarkt. Deshalb liegt ihr Fokus in den kommenden Monaten auf der Inflationsentwicklung. Hier erwartet das FOMC unverändert einen weiteren Rückgang. In diesem Szenario sind 2025 noch ein bis zwei Zinsschritte realistisch, entsprechend den aktuellen Markterwartungen. Aktuell sieht sich die FED aber nicht in Eile weitere Zinssenkungen zu beschließen, und will zuvor Belege sehen, dass sich der Rückgang der Inflation in Richtung 2% fortsetzt. Ein Zinsschritt im März ist damit wenig wahrscheinlich. Für eine abwartende Haltung in den kommenden Monaten spricht aber vor allem, dass die Geldpolitik bereits aktuell die Wirtschaft kaum zu bremsen scheint und die angekündigten Maßnahmen der Trump-Administration die inländische Nachfrage und damit den Preisdruck tendenziell verstärken werden. Damit könnte auch das neutrale Zinsniveau weiter steigen. Die Debatte zur Höhe dieser Landezone ist also wieder eröffnet. In den letzten Projektionen lag die Schätzung des FOMC hierzu bei 3%. Heute hat Chair Powell betont, dass die Leitzinsen auf dem aktuellen Niveau zwar noch spürbar restriktiv sind, aber weniger als zuvor. Damit geht die FED auf die Markteinschätzungen zu, die für 2026 und 2027 keinen weiteren Spielraum einpreisen.
Aussichten für Anleger
Die FED hat heute nicht wirklich überrascht. Für die kommenden Monate sind zwar weitere begrenzte Lockerungen möglich, wahrscheinlicher ist aber eine längere Pause. Das Risiko einer unmittelbaren Kehrtwende der Geldpolitik scheint aus heutiger Sicht ebenso gering. Hierfür ist ein mehrmonatiger Anstieg der Inflationsrate und ein deutlicher Anstieg der Inflationserwartungen die Voraussetzung. Dem jüngsten Anstieg der Inflationserwartungen misst Powell aber wenig Bedeutung bei. Allerdings wird die FED in den kommenden Monaten in schwierigeres Fahrwasser geraten. Denn der Druck der Trump-Administration in Richtung einer Unterstützung der Investitionstätigkeit durch niedrigere Zinsen wird zunehmen, vor allem wenn sich die Erfolge der versprochenen Renaissance der US-Industrie nicht einstellen oder verzögern. Hierzu hat sich FED-Chair Powell heute nicht geäußert. Die FED sollte sich auf diesen Showdown aber gut vorbereiten.
Von Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz