Das Bruttoinlandsprodukt in den USA ist im ersten Quartal 2025 wie erwartet um 0,3% zum Vorquartal gesunken (Q4: +2,4%, jeweils annualisiert). Damit ist die Wirtschaftsentwicklung erstmals seit vielen Quartalen wieder schwächer ausgefallen als im Euro-Raum (+1,6%). Der letzte Rückgang des BIP fand im ersten Quartal 2022 statt. Verantwortlich für den Rücksetzer ist vor allem ein starker Anstieg der Importe durch Vorzieheffekte in Erwartung höherer Zölle, welcher den Außenhandel rechnerisch deutlich belastet hat. So legten die Importe im ersten Quartal um enorme 41,3% zu, während die Exporte nur um 1,8% stiegen. Rechnerisch hat der Außenhandel das US-BIP damit alleine um 4,8% gebremst. Auch die öffentlichen Ausgaben sanken zum Vorquartal (-1,4%). Hier dürften auch Kürzungen und Entlassungen durch das DOGE eine Rolle gespielt haben. Dagegen fiel die für die Stärke der Konjunktur aussagekräftigere private Endnachfrage – die Summe aus privatem Verbrauch und Investitionen – mit +3% erneut robust aus. Zwar hat die Dynamik der privaten Konsumausgaben dabei etwas nachgelassen (+1,8% zum Vorquartal nach +4% in Q4). Höhere Unternehmensinvestitionen haben dies aber mehr als ausgeglichen. Dabei steigerten die Unternehmen vor allem ihre Ausrüstungsinvestitionen deutlich (+22,5%). Und auch die Software-Investitionen haben wieder zugelegt (+4,1%). Die erratische Politik der Trump-Administration hat im ersten Quartal also noch nicht zu der befürchteten wait-end-see-Haltung bei Konsumenten und Unternehmen geführt, obwohl die Unsicherheit bereits ab Februar stark gestiegen war.
Aussichten für Anleger
Insgesamt sind die Daten zum BIP im ersten Quartal etwas besser als erwartet ausgefallen. Positiv ist vor allem, dass die Unternehmensinvestitionen deutlich zugelegt haben und der Konsum sich nur moderat verlangsamt hat. Die US-Wirtschaft ist damit in starker Verfassung in die turbulenten Wochen rund um die Zollankündigung gegangen. Klar ist aber auch: Je länger die Unsicherheit hoch bleibt und die Handelsbarrieren fortgesetzt werden, desto größer wird der Schaden. Anleger sollten die Wirtschafts- und Unternehmensdaten zum ersten Quartal deshalb nicht überinterpretieren.
Von Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz