Die EZB wird diese Woche über ihre weitere Geldpolitik entscheiden. Es handelt sich um eine wichtige Sitzung, bei der die Zentralbank alle Prognosen aktualisieren wird. Angesichts der Entwicklung der Daten ist es wahrscheinlich, dass das Produktionswachstum in der Prognose der EZB gesenkt wird. Die aktuelle Prognose geht von einem langsameren Zinssenkungszyklus aus als die letzte Prognose vom Dezember. Im Dezember prognostizierte die EZB einen HVPI von 2,1% für 2025 und 2% für 2026. Die Prognose für den Kern-HVPI ohne Energie und Nahrungsmittel lag bei 2,3% bzw. 2,1% für 2025 und 2026. Diesmal ist es wahrscheinlich, dass die HVPI-Prognose für 2025 auf 2% nach unten korrigiert wird. Die Finanzmärkte könnten dies als Signal verstehen, dass die EZB die Zinsen bald senken wird.
Wir gehen jedoch davon aus, dass die EZB ihre Prognosen über den Zeitpunkt der Zinssenkungen nicht wesentlich ändern wird. Es gibt mehrere Gründe, warum der EZB-Rat in seiner Kommunikation über die zukünftige Politik zurückhaltend bleiben wird. Obwohl die HVPI-Gesamtinflationsprognose für 2025 bei 2% liegen dürfte, wird die HVPI-Kerninflationsprognose für 2025 wahrscheinlich über 2% bleiben. Darüber hinaus lag die jüngste starke HVPI-Inflation im Dienstleistungssektor im Februar bei 0,5% gegenüber dem Vormonat. Dieser Wert wurde erst am vergangenen Freitag veröffentlicht und könnte in den Prognosen nicht berücksichtigt werden. Diese jüngste Inflationsveröffentlichung deutet darauf hin, dass die Disinflation im Dienstleistungssektor des Euro-Währungsgebiets bislang bestenfalls marginal war. Der EZB-Rat wird über die anhaltende Dienstleistungsinflation sehr besorgt sein und daher wahrscheinlich keine klaren Hinweise auf eine bevorstehende Zinssenkung geben.
Von Tomasz Wieladek, Chef-Volkswirt für Europa bei T. Rowe Price