US-Steuerpaket: Steigende Defizite und Inflationsrisiken dürften Renditen von Staatsanleihen nach oben treiben

Donald Trumps wegweisendes Steuer- und Ausgabenpaket rückt die schwierige Haushaltslage des Landes für die Finanzmärkte noch stärker in den Fokus. Das Gesetz könnte bereits im Sommer verabschiedet werden. Blerina Uruci, US-Chefvolkswirtin bei T. Rowe Price, analysiert, wie sich das US-Steuergesetz auf die Wirtschaft und die Anleihemärkte auswirken könnte. T. Rowe Price | 02.07.2025 10:22 Uhr
Blerina Uruci, Chief U.S. Economist bei T. Rowe Price / © e-fundresearch.com / T. Rowe Price
Blerina Uruci, Chief U.S. Economist bei T. Rowe Price / © e-fundresearch.com / T. Rowe Price

Finanzpolitische Auswirkungen: Defizit dürfte hoch bleiben

Das Steuer- und Ausgabenpaket, das Präsident Trump als „großes, schönes Gesetz“ bezeichnet, zielt darauf ab, viele der befristeten Steuererleichterungen für Unternehmen und Privatpersonen aus seiner ersten Amtszeit im Jahr 2017 zu verlängern. Da diese Ende dieses Jahres auslaufen, würde die Verabschiedung des Gesetzes dazu beitragen, eine der größten nominalen Steuererhöhungen in der Geschichte der USA zu vermeiden. Dies dürfte an sich schon die Unsicherheit über das Geschäftsklima in den USA etwas verringern.

Sofern es keine wesentlichen Änderungen am endgültigen Gesetzestext gibt, dürfte der Gesetzentwurf nach Schätzungen des Congressional Budget Office das Defizit in den nächsten zehn Jahren um mehr als 2 Billionen US-Dollar erhöhen. Denn die Einsparungen aus Kürzungen der Bundesausgaben, beispielsweise im Gesundheitswesen, dürften die Mindereinnahmen aus den Steuersenkungen des Gesetzentwurfs kaum ausgleichen. Diese Kürzungen umfassen voraussichtlich eine Anhebung der Obergrenze für den Abzug von Staats- und Kommunalsteuern (SALT), höhere Steuergutschriften für Kinder und eine Reihe von Steuererleichterungen für Unternehmen. Da die Konjunkturimpulse des Gesetzes voraussichtlich vor allem zu Beginn wirken werden und die Ausgabenkürzungen erst später greifen, ist eine kurzfristige Verbesserung des Haushaltsdefizits der US-Regierung unwahrscheinlich. Im Jahr 2024 belief sich das Defizit auf 6,4% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und war damit das höchste jemals in Friedenszeiten und außerhalb einer Rezession verzeichnete Defizit. Angesichts fehlender Pläne zur Bekämpfung des Defizits dürfte es in den nächsten zwei bis drei Jahren auf dem aktuellen Niveau bleiben.

Wirtschaftliche Auswirkungen: Wachstumsfördernd, Aufwärtsrisiken für die Inflation

Die Aussicht auf ein neues Konjunkturpaket dürfte der in diesem Jahr schwächelnden Wirtschaft einen willkommenen Impuls geben. Insbesondere die Konsumausgaben und das Vertrauen der Unternehmen könnten einen dringend benötigten Aufschwung erfahren. Das Gesetz wird zwar die Konjunktur stützen, doch dürfte das Wachstum in diesem Jahr aufgrund der Auswirkungen der Zölle weiterhin unter dem Trend liegen. In unserem Basisszenario gehen wir jedoch davon aus, dass eine Rezession vermieden werden kann. Mit Blick auf das nächste Jahr dürfte sich das Wirtschaftswachstum verbessern, da fiskalische Impulse in der Regel Zeit brauchen, bis sie in der Realwirtschaft ankommen. Unternehmen könnten schneller reagieren als Verbraucher, wenn die Steuererleichterungen für Investitionsausgaben rückwirkend bis Januar 2025 gelten, da sie versuchen würden, den Nutzen der Steuererleichterungen zu maximieren. Es ist jedoch ungewiss, ob sie schnell genug handeln können. Dennoch dürfte die Verbesserung der Wachstumsrate die Auswirkungen der geringeren Steuereinnahmen auf das Haushaltsdefizit nicht ausgleichen. Was die Inflation betrifft, so haben sich die Risiken für die Aussichten aufgrund einer Kombination aus Dollarschwäche, einem historischen Anstieg der effektiven Zollsätze und der Möglichkeit höherer Energiepreise aufgrund des Konflikts zwischen Israel und dem Iran deutlich nach oben verschoben. Ein neues Konjunkturpaket würde diesen Aufwärtsdruck wahrscheinlich noch verstärken, könnte jedoch länger brauchen als einige der anderen Faktoren, bis er sich in den Preisen niederschlägt. Insgesamt dürfte der Nettoeffekt in der zweiten Jahreshälfte und bis ins Jahr 2026 hinein eine höhere Inflation sein.

Was könnte dies für die US-Notenbank bedeuten?

Die jüngsten Prognosen der Zentralbank signalisieren mindestens zwei Zinssenkungen für dieses Jahr, doch das Zeitfenster dafür wäre sehr klein, wenn der Inflationsdruck zunimmt und der Arbeitsmarkt robust bleibt.

Auswirkungen auf den Anleihemarkt: Volatilität an den US-Staatsanleihemärkten dürfte anhalten

Die jüngsten Entwicklungen am Anleihemarkt deuten auf eine Verlagerung des Fokus von Zöllen hin zur Fiskalpolitik hin. Da es keine Pläne gibt, das Defizit in naher Zukunft anzugehen, dürfte die Volatilität an den Märkten für US-Staatsanleihen aufgrund fiskalischer Sorgen anhalten. Letztendlich müssen Defizite durch die Ausgabe von Anleihen finanziert werden, aber dies geschieht zu einer Zeit, in der auch andere Industrieländer mehr Anleihen ausgeben müssen, um ihre Defizite zu finanzieren, was zu einem Wettbewerb um Käufer führt. Zusammen mit den steigenden Inflationsrisiken dürfte dies die Renditen von US-Staatsanleihen nach oben treiben und die Renditekurve für US-Staatsanleihen steiler werden lassen. Allerdings dürfte der Anstieg der Renditen nicht linear verlaufen, und wir rechnen in diesem höchst unsicheren Marktumfeld mit weiteren Schwankungen. Insgesamt dürfte das „große schöne Gesetzespaket” erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft, die Finanzpolitik und die Finanzmärkte haben. Das Gesetz könnte zwar das Wachstum stützen, birgt aber auch ein Aufwärtsrisiko für die Preise, das mit mehreren anderen Faktoren wie Zöllen zusammenfällt, die die Inflation weiter anheizen könnten. In Verbindung mit dem Fehlen kurzfristiger Pläne zur Bekämpfung des Defizits dürften die fiskalischen Sorgen hoch bleiben, was die Renditen weiter steigen und die Kurven steiler werden lassen könnte.

Von Blerina Uruci, Chief U.S. Economist bei T. Rowe Price

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