Neue Faktoren lassen globale Aktien steigen

Capital Group | 04.06.2025 12:06 Uhr
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Erstmals seit vielen Jahren verbessern sich die Aussichten für Aktien außerhalb der USA. Das hat mehrere Gründe: Konjunkturprogramme in Deutschland, Unternehmensreformen in Japan und Südkorea, die Abwertung des US-Dollar, Anzeichen für eine Stabilisierung in China und ein besseres politisches Umfeld in Europa.

Nicht US-Aktien sind gut ins Jahr 2025 gestartet: Der MSCI Europe, der MSCI EAFE und der MSCI ACWI ex USA haben solide Gewinne erzielt, während der S&P 500 eingebrochen ist.

„Nach der Bekanntgabe der Zolländerungen am 2. April waren US-Aktien und Aktien aus anderen Ländern hoch korreliert – so wie man es in Phasen mit starker Marktvolatilität erwartet“, sagt Aktienportfoliomanager Samir Parekh. „Sobald sich die Wogen geglättet haben, wird es für nicht US-Aktien besser aussehen. Ihre Bewertungen sind viel niedriger als die von Aktien aus den USA. Viele außerhalb der USA ansässigen Unternehmen sind an ihrem Heimatmarkt tätig und bleiben deshalb von den Folgen der US-Politik verschont. Außerdem verbessert sich in vielen Ländern die Corporate Governance.“

Unterdessen signalisieren die Währungsmärkte die Möglichkeit eines nachlassenden US-Wachstums, eine expansivere Federal Reserve und niedrigere Realzinsen. Der US-Dollar erscheint weniger attraktiv, weil die Differenz zwischen den realen (inflationsbereinigten) Renditen von US-Werten gegenüber jenen von Aktien aus anderen Ländern kleiner geworden ist.

Nicht US-Aktien haben die Führung übernommen

Quellen: MSCI, RIMES, S&P Global. Stand der Daten 30. April 2025.

Die Konjunkturprogramme Deutschlands setzen neue Akzente für Europa

In Europa werden sie als „Koste es, was es wolle“-Moment wahrgenommen. Nach der Veröffentlichung eines Berichts des Volkswirts und früheren italienischen Premierministers Mario Draghi zur Wettbewerbsfähigkeit Europas konzentrieren sich die Mitgliedsländer der Europäischen Union auf die Wiederbelebung ihrer Wirtschaft und auf die steigenden Handelsspannungen mit Partnerländern wie den USA  und China.

Im März hatte Deutschland – die größte Volkswirtschaft Europas und bekannt für seine Sparsamkeit – eine der größten haushaltspolitischen Wenden seit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 bekanntgegeben. Außerdem scheint sich auch das aufsichtsrechtliche Umfeld zu verändern: Investitionen werden gefördert und man zeigt sich offen für Veränderungen.

„Ich bin recht zuversichtlich“, sagt Aktienportfoliomanager Gerald DuManoir. „Wachstumsprogramme in Deutschland kommen ganz Europa zugute, und im Laufe der nächsten drei Jahren könnte die Industrieproduktion steigen. Dennoch wird es eine Weile dauern, bis die Programme umgesetzt sind und auf die Wirtschaften der Länder durchschlagen.“

Deutsche Aktien sind stark mit der Fertigung korreliert

Quellen: FactSet, S&P Global. Daten vom 1. Juni 2007 bis zum 8. Mai 2025. Stand des rollierenden 1-Jahres-Aktionärsgesamtertrag des DAX 8. Mai 2025. Stand des deutschen Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Fertigung 30. April 2025. 

Europäische Geschäftsbanken, die mittlerweile rentabler geworden sind und hohe Kapitalreserven angehäuft haben, dürften ebenso von den Staatsausgaben profitieren wie deutsche Unternehmen aus den Bereichen Verteidigung, Baustoffe und Infrastruktur. Eine ganze Reihe attraktiver Unternehmen wie europäische Versicherungen, Telekommunikationsanbieter und Versorger gelten als robuste Dividendenzahler, die die US-Zölle kaum spüren werden. Einigen könnte eine weitere Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar zugutekommen.

„In Europa ist jetzt allen klar, dass man selbständig werden muss“, sagt Parekh. „Tatsächlich konzentriert sich die Region darauf, ihre Wirtschaft in Schwung zu bringen, weil sie die US-Politik als eine Gefahr sehen. Für viele Unternehmen könnte das gut sein“, fügt er hinzu. 

Wegen der kurzfristigen Auswirkungen der Zollunsicherheit, wird das europäische Wachstum vielleicht aber erst 2026 merklich anziehen.  Hinzu kommen Zweifel an der Umsetzung der Programme unter der Regierung des neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz. Bei seiner Wahl erhielt er erst im zweiten Anlauf die Mehrheit der Stimmen, was eine Hürde sein könnte, wenn er sich um die Zustimmung in Deutschland und von anderen europäischen Ländern bemüht, um das Reformtempo zu beschleunigen.

Handel- und Unternehmensreformen könnten Japans Wirtschaft Auftrieb geben 

Japan könnte von der Neuordnung der Handelsallianzen profitieren. Der durchschnittliche japanische Zollsatz zählt zu niedrigsten der Welt, sodass sich hier angesichts des aufziehenden Handelskriegs vielleicht produktive Verhandlungsmöglichkeiten bieten.

In den letzten Jahren hat sich Japan mit Abkommen wie JEFTA, TPP und RCEP zu einem wichtigen Freihandelsknoten entwickelt. Während Trumps erster Amtszeit hat das Land auch mit den USA Handelsvereinbarungen getroffen und arbeitet in Bereichen wie 5G-Netzwerke, Weltraumforschung und medizinische Forschung nach wie vor mit ihnen zusammen.

Außerdem wird in Japan die Corporate Governance wieder wichtiger. Bei den rentabilitätssteigernden Reformen ist noch Luft nach oben, aber seit 2023 sorgen sie für eine stabile Wertentwicklung des MSCI Japan Index.

Und Südkorea hat begonnen, dem Vorbild Japans zu folgen. Auch hier sollen sich Unternehmen auf steigende Eigenkapitalrenditen und ihren Buchwert konzentrieren. Das Ergebnis könnten höhere Dividenden, Aktienrückkäufe und Verkäufe von Vermögensteilen sein. 

Japanische Aktien kaufen mehr Aktien zurück

Quelle: Goldman Sachs Stand der Daten 31. Dezember 2024. Yen: Japanischer Yen

China könnte seine Wirtschaft mit Konjunkturprogrammen ankurbeln 

Als Maßnahme gegen hohe US-Zölle könnte die chinesische Regierung stärkere Konjunkturprogramme umsetzen, von denen Europa als einer der wichtigsten Handelspartner indirekt profitieren dürfte. Chinas exportorientierte Wirtschaft könnte durch die neuen Zollsätze in Bedrängnis geraten, vor allem wenn seine Produzenten andere Märkte mit Waren überschwemmen, die vorher aus den USA importiert wurden.

Größere Wachstumsprogramme könnten binnenorientierten Unternehmen zugutekommen, zumal die Chinesen hohe Ersparnisse gebildet haben, die dann für den Konsum genutzt werden können.

Wichtig ist, dass sich die chinesische Politik in eine Richtung verändert, die gut für ihre Unternehmen ist. Hohe Regierungsvertreter, die versuchen den enormen, weltweiten Erfolg von DeepSeek und dessen KI-Trainingsmodells zu nutzen, sprechen häufiger davon, chinesische Technologieunternehmen und Elektrofahrzeugehersteller zu unterstützen. Beispielsweise haben Chinas Präsident XI Jinping und wichtige Vertreter seiner Partei im Februar die bekanntesten Unternehmen des Landes zu einem außerordentlichen Treffen geladen. 

Chinas Technologieführer erfolgreicher als die Magnificent 7

Quelle: FactSet. Magnificent 7: Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla. Chinas Innovationsführer: Alibaba, BYD, JD.com, Meituan, NetEase, PDD-US und Trip.com. Daten vom 31. Dezember 2024 bis zum 28. April 2025.

Die Bewertungen sind nach wie vor attraktiv. 

In den letzten Jahren waren die gegenüber US-Aktien günstigeren Bewertungen das wichtigste Argument für Anlagen außerhalb der USA.  Aber erstmals seit langem verändert sich das Bild – dank neuer Faktoren. Hinzu kommen die steigenden Infrastrukturinvestitionen. Andere Aktienmärkte sind vielfältiger als der S&P 500, weil hier Branchen wie die Schwerindustrie, Energie, Grundstoffe und Chemie stärker gewichtet sind als im US-Index.

Das KGV auf Sicht von 12 Monaten des MSCI ACWI ex USA beträgt 13 und das des MSCI EAFE (nicht US-Industrieländer) 14. Beide liegen damit nahe ihres 10-Jahres-Durchschnitts und sind erheblich niedriger als das KGV von 20 des S&P 500.

Die Bewertungen von nicht US-Aktien gegenüber US-Werten sind fast so niedrig wie zuletzt vor 20 Jahren

Quellen: Capital Group, FactSet, MSCI Stand 31. März 2025. NTM: auf Sicht von zwölf Monaten. 1 KGV: Kurs-Gewinn-Verhältnis.

Natürlich waren nicht US-Aktien nicht ohne Grund so niedrig bewertet. Im Vergleich zu den USA mit seinem florierenden Technologiesektor war das Gewinnwachstum in den letzten zehn Jahren schwach. Wenn es in den Ländern außerhalb der USA wieder anzieht, könnten die KGVs steigen.

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