Raiffeisen: Aktueller Marktausblick

Raiffeisen Capital Management stellt Ihnen die wöchentlichen Marktausblicke zu den Renten- und Aktienmärkten dieser Woche zur Verfügung. Ebenso erhalten Sie Prognosen, Wochenperformances und Empfehlungs-Übersichten hier: Raiffeisen Capital Management | 06.06.2011 18:35 Uhr
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Marktausblick Rentenmärkte

USA

Die veröffentlichten Daten der abgelaufenen Woche werfen kein günstiges Licht auf die momentane konjunkturelle Verfassung der USA. Die drei wichtigsten seit Montag veröffentlichten Indikatoren fielen allesamt sehr enttäuschend aus. So trübte sich die Laune der Verbraucher gemäß Umfrage des Conference Board im Mai deutlich ein (-5,2 auf 60,8 Punkte). Die Mehrheit der befragten Analysten hatte mit einer Stimmungsaufhellung gerechnet. Eine solche war aufgrund der schwachen Vorgaben der regionalen Stimmungsindikatoren für den ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe zwar nicht erwartet worden. Das Minus fiel am Ende mit 6,9 Punkten – 60,4 auf 53,5 Punkte – allerdings doch spürbar größer aus als von den allermeisten erwartet. Zuletzt gab es einen solch starken Rückgang im Januar 1984. Die dritte große Enttäuschung hielt der heutige Arbeitsmarktbericht für Mai bereit. Zwar hatten die Marktakteure ihre Erwartungen im Anschluss an den äußerst schwachen ADP Beschäftigungsbericht am Mittwoch sowie die nach wie vor im Vergleich zum April erhöhten Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe bereits nach unten geschraubt – die Konsenserwartung für die Beschäftigungsentwicklung lag heute noch bei +150 Tsd. Stellen nach +200 Tsd. am Montag. Mit +54 Tsd. lag das Stellenplus am Ende aber nochmals spürbar niedriger. Die Arbeitslosenquote stieg nach dem merklichen Anstieg im April weiter an und lag im Mai bei 9,1 %.

In Summe deuten die jüngsten Daten auf eine spürbare Verlangsamung der konjunkturellen Dynamik hin. Wir haben unsere Prognose für das laufende Quartal daher um rund 1 Prozentpunkt auf 2,5 % p.q. annualisiert gesenkt.

In der nächsten Woche stehen kaum relevante Konjunkturdaten auf dem Programm. Den Auftakt machen erst am Donnerstag die Handelsbilanzdaten für April. Aufgrund des im März und April stark gestiegenen Ölpreises (17,9 % p.m. bzw. 7,3 % p.m.) rechnen wir mit einer Ausweitung des Handelsbilanzdefizits auf USD 49,0 Mrd. Neben den Handelsbilanzzahlen stehen an relevanten Daten lediglich noch die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sowie die Importpreise für Mai auf der Agenda. Letztere dürften dank des im Mai gesunkenen Ölpreises zum ersten Mal seit Juni 2010 im Vormonatsvergleich wieder zurückgegangen sein. Schließlich wird nächste Woche auch der sechswöchentliche Konjunkturbericht der Fed, das Beige Book (Mi) veröffentlicht. In diesem Monat dürften die Marktakteure der Veröffentlichung etwas mehr Aufmerksamkeit schenken als zuletzt, da das Beige Book Hinweise enthalten könnte, ob es für die jüngste Konjunkturabschwächung nachhaltige Gründe gibt oder ob es sich nur um eine Delle handelt.

Anhaltend schwache US-Konjunkturdaten und die große Verunsicherung der Anleiheinvestoren angesichts der sich weiter zuspitzenden Griechenland-Krise sorgten dafür, dass die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen in der letzten Woche zwischenzeitlich auf 2,96 % sanken. Auch die Drohung der Ratingagentur Moody´s, den USA das AAA-Rating zu entziehen, sollte es nicht rasch zu einer Anhebung der Schuldengrenze von USD 14,3 Billionen kommen löste keinen Druck auf die Kurse von US-Staatsanleihen aus. Die Schuldengrenze war im Mai erreicht worden und das amerikanische Finanzministerium kann die Zahlungsfähigkeit der USA nur durch buchhalterische Tricks bis Ende Juli aufrecht erhalten. Ohne Einigung zwischen Demokraten und Republikanern droht ab August ein sogenannter shutdown, also die teilweise Einstellung der Arbeit staatlicher Stellen wie Schulen, Ämter, Polizei und Feuerwehr. Die Aussicht auf eine noch längere Phase der Nullzinspolitik durch die Fed als bis dato gedacht sowie die scheinbar unendliche griechische Schuldensaga sind den Anlegern momentan aber offenkundig näher als die ausufernde Staatsverschuldung in den USA. Da wir weder mit einer raschen Lösung der Finanzierungsquerelen rund um Griechenland zwischen der EU und dem IWF rechnen noch in der nächsten Woche relevante Konjunkturdaten anstehen sollten die Renditen zunächst auf dem aktuell sehr niedrigen Niveau verharren. An unserer mittel- bis langfristigen Einschätzung hat sich aber nichts geändert: Auf dem aktuellen Niveau sind lange Laufzeiten für ein Investment uninteressant und ein klarer Verkauf; kurzfristig ist aber noch kein Katalysator für einen unmittelbaren Renditeanstieg auszumachen.

Eurozone

Die Ratingagentur Moody’s setzt neuerdings die Bonität Griechenlands bei nur mehr Caa1 an, was einer Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls von rund 50 % entspricht. Bezüglich weiterer Finanzhilfen für Griechenland zeichnet sich dagegen eine prinzipielle Lösung ab. Details der scheinbar erzielten Verständigung sind bislang keine bekannt und auch die veröffentlichten Informationen sind lediglich Gerüchte. Diesen zufolge wird erstens die finanzielle Unterstützung seitens der EU-Länder sowie der IWF aufgestockt (bisher EUR 110 Mrd). Zweitens soll Griechenland Privatisierungserlöse forcieren. Drittens sollen abreifende Schulden Athens von institutionellen Investoren weitergerollt werden. Diese neuen Anleihen sollen eine Laufzeit von zehn bis fünfzehn Jahren haben. Die Beteiligung der Privaten bei der Finanzhilfe soll freiwillig erfolgen und so ausgestaltet werden, dass formell kein Default entsteht. In Summe soll das Paket die (Re-)Finanzierung Griechenlands bis Mitte 2014 sicherstellen. Näheres wurde bis vor dem Finanzministertreffen am 20. Juni in Aussicht gestellt.

Die Daten der kommenden Tage: Beim Auftragseingang der deutschen Industrie ist dieses Monat eine Gegenreaktion zu erwarten. Auf Monatsbasis sind diese Zahlen sehr volatil und der herbe Rückfall letzten Monat überzeichnet sicherlich die wahre Situation. Dagegen ist bei der Produktion in Deutschland im Vormonatsvergleich mit einem Minus zu rechnen, die schwache Zahl bei den Aufträgen muss sich mit etwas Verspätung auch beim Output niederschlagen. Auch in Spanien rechen wir mit einem Rückgang der Produktionsleistung in der Industrie, in Frankreich setzen wir ein kleines Plus an. Sieht man von Zahlen einzelner Länder bzw. Monate ab und erweitert den Blick auf die zugrundeliegende Industriekonjunktur, so scheint der erste Höhepunkt nunmehr überschritten. Die Ausweitung der Produktionstätigkeit wird in den kommenden Monaten weniger dynamisch erfolgen. Neben den Industriedaten stehen in einigen Ländern sowie dem Euroraum die Details zum BIP fürs erste Quartal an. Analog zur Industrieproduktion gilt, dass auch das gesamte BIPWachstum im Euroraum in der zweiten Jahreshälfte deutlich niedriger ausfallen dürfte als in den ersten sechs Monaten.

Dessen ungeachtet dürfte die Europäische Zentralbank weiter bedacht sein, ihre Geldpolitik zu normalisieren. Allerdings sehen wir angesichts der ungelösten Probleme beim Thema Staatsverschuldung, welche sich direkt auf die (Re-)Finanzierungsmöglichkeiten von Banken der jeweiligen Länder niederschlagen, wenig Raum, die erweiterten Kreditmaßnahmen zurückzuschrauben. Eine unbegrenzte Zuteilung bei den Wochen-, Einmonats- und Dreimonatsgeschäften bleibt unserer Meinung für eine weiteres Quartal aufrecht. Auch die Vergabe der Kredite zum Hauptrefinanzierungssatz wird unserer Meinung nicht verändert. Dagegen rechen wir bei der Pressekonferenz zum Zinsentscheid am Donnerstag mit einer Wortwahl, welche auf eine Zinsanhebung im Juli schließen lässt. Schon bisher heben Ratsmitglieder den Markt auf einen weiteren Schritt um 25 Basispunkte eingestellt – die EZB hat keinen Grund von ihrer signalisierten die Linie abzuweichen.

Am Sekundärmarkt sollte eine Lösung der dringlichsten Schuldenprobleme Griechenlands einen Anstieg bei den deutschen Renditen auslösen. Im Verbund mit der Aussicht auf höhere Leitzinsen dürfte sich auch der Trend einer flacheren Renditekurve fortsetzen. Am Primärmarkt emittieren Österreich und Finnland Anleihen. Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande begeben Geldmarktpapiere.

Marktausblick Aktienmärkte

USA

Die wiederum sehr schlecht ausgefallenen Konjunkturdaten beschleunigten die Sorgen um eine Abkühlung der US-Wirtschaft zuletzt noch einmal. Zudem hält die wieder in den Mittelpunkt gerückte Schuldenkrise die Risikoaversion hoch. Dementsprechend mussten US-Aktienindizes in dieser Woche Federn lassen. Die Verschuldungskrise wird den Markt noch für lange Zeit begleiten. Wir gehen in unserem Hauptszenario aber nach wie vor davon aus, dass mittels eines neuerlichen Rettungspakets für Griechenland weitere Zeit gewonnen werden kann. Den säkularen Aufwärtstrend bei Aktien sehen wir aufgrund des intakten Gewinnzyklus und robuster globaler Wachstumsraten als aufrecht. Zwischenzeitlich werden aber Faktoren wie die Verschuldungskrise die Stimmung immer wieder einmal belasten.

Europa

Die alte Börsenwahrheit „Sell in May and go away“ hat sich wieder einmal bewahrheitet. Seit dem Beginn des Börsenmonats Mai zeigte die Richtung der europäischen Aktienindizes deutlich nach unten. Die Schuldenkrise in der Eurozone wird auch weiterhin – wenn auch eine zusätzliche Geldspritze für Griechenland bereit gestellt wird - nicht vom Tisch sein. Zu der Stimmungsverschlechterung lieferten allerdings auch die schwachen Konjunkturdaten jenseits des Atlantiks einen wesentlichen Beitrag. Aufgrund der derzeit vorherrschenden Stimmungseintrübung gehen wir davon aus, dass die Märkte in den kommenden Wochen starken Schwankungen ausgesetzt sein werden. Günstige Bewertungen sowie die intakte Gewinndynamik der Unternehmen sollten sich aber als Stütze erweisen.

Japan

Die japanischen Daten der abgelaufenen Woche waren ermutigend. Der über die Wachstumsschwelle angesprungene Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe und die im Monatsvergleich angestiegene Industrieproduktion gaben Hoffnung, dass das Schlimmste nun vorbei sein könnte. Die Aussicht auf eine Erholung in der zweiten Jahreshälfte lässt uns vorsichtig optimistisch bleiben.


Sie finden den aktuellen Raiffeisen Capital Management Marktausblick per 03. Juni 2011 als PDF-Download in unserem Info-Center!

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