Aktien-"Stars" erklimmen Allzeithochs

Aktueller Kapitalmarktbericht von Raiffeisen Capital Management zu den Emerging Markets: Aktien-"Stars" der letzten 12 Monate (Philippinen, Thailand, Türkei) erklimmen Allzeithochs, Quantitative-Easing-Programme von FED und BoJ mit merklichem Einfluss auf Schwellenländer Raiffeisen Capital Management | 15.05.2013 15:18 Uhr
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Globaler Überblick

Die Aktienmärkte der meisten Schwellenländer korrigierten in der ersten Aprilhälfte. Vor allem Rohstoffexporteure gerieten im Zuge fallender Rohöl-, Metall- und Edelmetallpreise unter Druck. Gegen Monatsende setzte eine teilweise kräftige Erholung ein, die auch in der ersten Maiwoche anhielt. Weiterhin stark zeigten sich viele „Stars“ der letzten 12 Monate – beispielsweise philippinische, thailändische oder auch türkische Aktien, die auf neue Allzeithochs kletterten. Gleichwohl setzte sich, global gesehen, die relativ schwächere Wertentwicklung der EM gegenüber den entwickelten Märkten fort. Neben den in früheren em-reports bereits angesprochenen fundamentalen Ursachen innerhalb der Schwellenländer (beispielsweise geringere oder nur schwach wachsende Produktivität und Profitabilität, zu starkes und zu schnelles Kreditwachstum) ist ein ganz wesentlicher Faktor dafür in den USA (und inzwischen auch in Japan) zu finden: die extremen geldpolitischen Maßnahmen der dortigen Notenbanken („Quantitative Easing“, QE). Japans Notenbank (BoJ) kündigte Anfang April Käufe von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren in einem für die Märkte überraschend hohen Umfang an. Gemessen an der wirtschaftlichen Größe Japans übertrifft die BoJ damit sogar bei weitem alle diesbezüglichen Programme der US-Notenbank. Auch wenn einige dieser hunderten Milliarden Dollar bzw. hunderten Billionen Yen ihren Weg in andere Länder finden dürfte – der bei weitem größte Teil fließt bislang in die einheimischen Finanzsysteme und Kapitalmärkte und treibt dort Anleihe- und Aktienkurse auf immer neue Höhen. Der Gleichlauf von Aktienkursen und Aktienmarktkapitalisierung in den USA einerseits und der Bilanzsumme der US-Notenbank (FED) andererseits, ist augenfällig. Dass die US-Aktienindizes fast täglich neue Rekordmarken erreichen, obwohl die volkswirtschaftlichen Daten sich verschlechtern und die meisten US-Aktien inzwischen nicht mehr billig sind, ist letztlich in hohem Maße eine direkte (und beabsichtigte) Folge der US-Notenbankpolitik. Solange die FED damit fortfährt, können vor allem die US-Aktienmärkte daher trotz schwacher Konjunkturdaten durchaus noch weiter steigen. Unendlich lange lässt sich das natürlich nicht fortsetzen und wie ein Ausstieg der FED aus den QE-Programmen aussehen könnte, ohne damit einen Crash auf den US-Finanzmärkten zu riskieren, ist bisher völlig offen.

Für die Emerging Markets bedeutet dass, das sich der seit 2010 anhaltende Trend einer unterdurchschnittlichen relativen Wertentwicklung gegenüber den entwickelten Märkten zunächst noch fortsetzen könnte. Wir dürften uns aber näher am Ende als am Anfang dieses Trends befinden und er scheint in erster Linie zyklischer Natur zu sein. Vor allem bei einer stärkeren und nachhaltigen Belebung der Weltwirtschaft könnte er sich ziemlich schnell umkehren – und die Schwellenländer wieder deutlich stärker abschneiden.

Emerging Markets Anleihen stehen unabhängig davon nach wie vor ganz oben in der Gunst vieler Investoren und verzeichnen weiterhin hohe Mittelzuflüsse. Sie sind damit ebenfalls ein starker indirekter Profiteur der QE-Programme in den Industrienationen. Angesichts zunehmend teurer Bewertungen wächst freilich auch ihre Abhängigkeit von fortgesetzten „geldpolitischen Lockerungen“ der großen Notenbanken.

Länderfokus

China

Chinas jüngste Konjunkturindikatoren haben den zuletzt aufgekeimten Wachstums-optimismus noch nicht bestätigt. BIP-Wachstum und Einzelhandelsumsätze waren schwächer als erwartet und die Vorlaufindikatoren für Exporte und für das verarbeitende Gewerbe gingen ebenfalls zurück. Etwas stärker als erwartet zeigten sich allerdings Importe und Exporte. Gerade hier wurden aber auch wieder einmal starke Zweifel bei Analysten bezüglich der Korrektheit der chinesischen Angaben laut, weil die Zahlen beispielsweise nicht konsistent sind mit jenen von Chinas Handelspartnern. Der markante Einbruch bei vielen Rohstoffnotierungen könnte ebenfalls auf eine schwächere Konjunktur in China hindeuten, als es die offiziellen Zahlen bislang vermuten lassen.
Die Aktienmärkte rutschten angesichts dessen weiter ab, zumal bei der Inflation kaum Entspannung zu verzeichnen ist, was der Notenbank Zinssenkungen erschwert. Während die H-Aktien in Hongkong sich dank einer Erholung zum Monatsende hin per Saldo fast unverändert zeigten, verbuchten die A-Aktien auf dem Festland gegenüber dem Vormonat ein Minus von rund 2,5 %. Dennoch könnten die chinesischen Aktienmärkte angesichts der inzwischen recht günstigen Bewertungen im weiteren Jahresverlauf in einen Aufwärtstrend einschwenken.

Indien

Die im April veröffentlichten indischen Konjunkturdaten sorgten für spürbare Erleichterung bei den Investoren und brachten das zuletzt angeknackste Vertrauen wieder in die indische Wachstumsstory zurück. Neben einer verbesserten Industrieproduktion gab es auch unerwartet starke Rückgänge bei den Inflationsdaten. Als Rohstoffimporteur, vor allem von Öl und Metallen, dürfte Indien künftig zudem kräftig davon profitieren, dass es im April scharfe Abwärtskorrekturen auf den Rohstoffmärkten gab. Angesichts dessen wird eine weitere Zinssenkung der Notenbank im Mai erwartet.

Die Berichtssaison der Unternehmen zum 4. Quartal verlief überwiegend im Rahmen der Analystenschätzungen oder leicht über den Erwartungen – wobei diese allerdings recht niedrig angesetzt waren. Der BSE Sensex legte im April um rund 4,5 % zu und steuert nun wieder die 20.000 Punkte–Marke an.

Brasilien

Die Inflation in Brasilien bleibt zentrales Sorgenkind der Notenbank und veranlasste diese zu einer vom Zeitpunkt her für viele Marktteilnehmer überraschenden Zinsanhebung um 0,25 %. Weitere Schritte dürften in den kommenden Monaten folgen – insgesamt erscheinen drei weitere Zinsanhebungen um jeweils 0,25 % derzeit am wahrscheinlichsten zu sein. Da sich die Konjunktur gleichzeitig aber weiterhin alles andere als robust präsentiert, steht die Notenbank vor einem sehr schwierigen Balanceakt. Ein erheblicher Teil der Inflation dürfte „importiert“ sein – die fortgesetzten bzw. ausgeweiteten QE-Programme in den USA und Japan tragen offenbar ihren Teil dazu bei. So gesehen wäre ein stärkerer brasilianischer Real eigentlich wünschenswert – wenn er nicht gleichzeitig den Exporteuren das Leben erschweren würde. Auch hier steht daher ein schwieriger Spagat bevor. Der Aktienmarkt hielt sich angesichts all dessen recht gut und gab lediglich um ein knappes Prozent nach.

Russland

Russlands Wirtschaftsaussichten haben sich in den vergangenen Monaten kräftig eingetrübt. Die Regierung geht dennoch bis 2020 von jährlichen Wachstumsraten um die 6 % und darüber aus. Die Notenbank sieht sich angesichts dessen verstärkt mit Forderungen nach Zinssenkungen konfrontiert und zeigt sich von der Stärke der wirtschaftlichen Abschwächung seit Jahresbeginn überrascht. Zinssenkungen steht jedoch eine weiterhin zu hohe Inflation im Weg. Die Zentralbank beließ den Leitzins daher trotz der zunehmenden Konjunktursorgen erwartungsgemäß noch unverändert. Zugleich erfolgte der angekündigte Wechsel an der Spitze der Notenbank. Neue Zentralbankchefin ist Präsident Putins Wunschkandidatin, Elvira Nabiullina. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass die Zentralbankpolitik eine abrupte Änderung erfährt. Die längerfristige Entwicklung in Richtung Inflationssteuerung dürfte weitergehen, allerdings mit einer stärkeren Berücksichtigung etwaiger Wachstumsankurbelung. Russische Anleihen profitierten im April von der positiven Investorenstimmung und legten kräftig zu. Der Rubel unterlag im Fahrwasser fallender Ölpreise starken Schwankungen und war insgesamt schwächer. Der Aktienmarkt gab zunächst stark nach – die scharfen Einbrüche bei den Rohstoffpreisen belasteten ebenso wie teilweise enttäuschende Unternehmensergebnisse. Zum Monatsende setze jedoch eine Erholung ein. Per Saldo verbuchte der MICEX-Index noch ein Minus von rund 3,5 %. Vor allem Stahlproduzenten und Minenwerte zählten zu den Verlierern.

Polen

In Polen enttäuschten die jüngst veröffentlichten Daten zum Einzelhandel und zur Industrieproduktion und auch die Perspektiven für die nächsten Monate sind angesichts der Abschwächung in Westeuropa nicht allzu gut. Zugleich fällt aber auch die Inflationsrate noch immer recht kräftig; sie lag zuletzt nur noch bei +1 % Jahresrate (nach +3,8 % im vergangenen Oktober). Die Zentralbank hat dennoch im April den Leitzins zum ersten Mal seit Oktober 2012 unverändert belassen, nachdem die Zinssenkung im Vormonat mit 0,50 % überraschend stark ausgefallen war. Die begleitenden Kommentare der Notenbanker deuten eher auf ein Ende des Zinssenkungszyklus hin – ähnlich wie bisher dürften bei einer weiteren Verschlechterung der Konjunkturaussichten aber neuerliche geldpolitische Lockerungen erfolgen. Im Umfeld positiver Risikoeinstellung der internationalen Investoren waren auch polnische Anleihen sehr gefragt; die Renditen fielen auf neue Rekordtiefs. Der Zloty konnte zum Euro leicht aufwerten. Der Aktienmarkt hingegen setzte seine Negativentwicklung vom März fort und liegt gegen den weltweiten Trend seit Jahresbeginn nun schon deutlich im Minus.

Tschechische Republik

Für die tschechische Wirtschaft ist weiterhin wenig Besserung in Sicht. Die Industrieproduktion ist noch immer rückläufig und auch die Einzelhandelsumsätze bleiben schwach und spiegeln die anhaltende Zurückhaltung der Konsumenten wider. Die zuletzt auch in Deutschland verschlechterten Konjunkturdaten – dem wichtigsten Handelspartner Tschechiens – verheißen auch für die kommenden Monate keine durchgreifende Besserung. Die Negativdynamik hat jedoch an Stärke verloren. Rückläufig ist auch die jährliche Teuerungsrate, die in den vergangenen Monaten – ähnlich wie in anderen Ländern der Region – relativ schnell wieder in die Zielbandbreite der Zentralbank zurückgekehrt ist. Da die Leitzinsen aber bereits faktisch bei null liegen, sind nach wie vor unkonventionelle Maßnahmen im Gespräch, beispielsweise die Schwächung der eigenen Währung. Im April hat die Krone dennoch aufgewertet, jedoch in geringerem Ausmaß als die anderen Währungen der Region. Tschechische Anleihen haben, dem allgemeinen Trend folgend, ebenfalls zugelegt. Der Aktienindex in Prag zeigte sich im Monatsvergleich nur wenig verändert.

Ungarn

Die jüngsten Konjunkturdaten in Ungarn enttäuschten erneut. Weder die Industrieproduktion noch die Inlandsnachfrage vermögen derzeit positive Impulse zu geben. Die ungarische Wirtschaft schrumpfte 2012 insgesamt um 2,7 %. Die Vorlaufindikatoren signalisieren allerdings, dass Ungarn das Schlimmste fürs erste überstanden haben könnte. Ungarns Zentralbank senkte erwartungsgemäß erneut den Leitzins und begründeet mit den schwachen Wirtschaftsaussichten und einer deutlich rückläufigen Inflation (+ 2,2 % Jahresrate – nach über 6 % noch vor wenigen Monaten). Der IWF mahnte in seiner jüngsten Einschätzung zu Ungarn allerdings dazu, eine Pause bei den geldpolitischen Lockerungen einzulegen. Er bezeichnete die Finanzierungslage für Ungarn als derzeit relativ gut, verwies aber auch darauf, dass sich diese Situation relativ schnell ändern könnte und dass das Land weiterhin stark abhängig vom weltweiten Risikosentiment der Investoren und Kapitalgeber bleibt. Ungarische Anleihen profitierten von der positiven Grundstimmung an den Märkten; ihre Renditen fielen und auch der Forint konnte nach einem schwachen Vormonat aufwerten. Auch der ungarische Aktienmarkt verbuchte ein Plus; der Aktienindex in Budapest legte um über 2 % zu. Das war allerdings weitgehend auf den kräftigen Kursanstieg der OTP-Bank (+11 %) zurückzuführen.

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Redaktionsschluss: 08.05.2013

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