Der Dow Jones Index an der Wallstreet legte den schwächsten Start seit dem globalen Krisenjahr 2009 hin (und abgesehen davon, seinen schwächsten Start seit 1991). Die Schwellenländer-Aktienmärkte traf es noch etwas stärker – der MSCI EM Index verlor rund 6 %. Vergleichsweise gut hielten sich allerdings die zentral- und osteuropäischen Aktienmärkte. Für ausländische Investoren kamen zumeist noch Währungsverluste hinzu, denn faktisch alle Schwellenländerwährungen gerieten unter Druck. Mit am stärksten erwischte es diesbezüglich die türkische Lira, was die türkische Notenbank zu einem Krisentreffen und einer massiven Zinserhöhung nötigte. Allgemein standen die Emerging Markets im Fokus.
Umschichtungen in den USA
Doch auch in den USA, immerhin seit Jahren der mit Abstand stärkste etablierte Aktienmarkt, kam es Ende Januar/Anfang Februar zu massiven Umschichtungen der Privatanleger aus Aktien- heraus und hinein in Rentenfonds. Dem lässt sich allerdings auch etwas Positives abgewinnen: Die Tatsache, dass ein vergleichsweise moderater Kursrückgang bereits zu solchen Reaktionen unter der Masse der Anleger führte, spricht derzeit gegen eine Spekulationsblase für die breiten US-Aktienmärkte, auch wenn es in einzelnen Sektoren zweifellos spekulative Übertreibungen gibt. Bei den Emerging Markets kann von spekulativen Überhitzungen ohnehin keine Rede sein, im Gegenteil.
Die Stimmung ist bei den meisten Investoren im Keller und viele internationale Anleger sind inzwischen untergewichtet in Schwellenländern. Das gilt in jedem Fall für die Aktienmärkte. Hier sollte inzwischen auch der allergrößte Teil der Mittelabflüsse hinter uns liegen. Für die EM-Rentenmärkte lässt sich dies allerdings noch nicht sagen. Wirklich verlässliche Statistiken diesbezüglich gibt es allerdings kaum. Der Löwenanteil der Mittelzuflüsse dürfte aber erst nach der Finanzkrise 2008/2009 erfolgt sein. Nachdem 2011, 2012 und über weite Strecken auch noch 2013 die weltweite „Jagd nach Rendite“ bei vielen Investoren dominierte, könnte noch einiges an Positionen vor allem bei Lokalwährungsanleihen bestehen, die in den kommenden Monaten möglicherweise noch abgebaut werden. Das könnte noch für weiteren Druck auf die Währungen sorgen.
Bewertungen in Schwellenländern attraktiv
Ein schneller Umschwung in der Risikobereitschaft der Investoren scheint derzeit jedenfalls noch nicht in Sicht. Unter Bewertungsaspekten sind etliche Schwellenländer-Aktienmärkte inzwischen zweifellos attraktiv bis sehr attraktiv und auch im Anleihebereich dürften sich wieder erste recht günstige Bewertungen finden. Im Durchschnitt notieren Schwellenländer-Aktien jetzt mit dem größten Bewertungsabschlag (fast 40 %) gegenüber entwickelten Aktienmärkten seit 5 Jahren.
Das allein wird aber vermutlich noch nicht für größere Käufe und damit für eine nachhaltige Trendwende ausreichen. Wie an dieser Stelle schon mehrfach betont, liegen die Hauptursachen für die relativ schwache Wertentwicklung der EM-Aktien in den Schwellenländern selbst und den größten Risikofaktor stellt nach wie vor das künftige chinesische Wachstum dar. Es wäre jedoch übertrieben, von einer allgemeinen Krise der Emerging Markets zu sprechen oder gar Parallelen zu 1997/98 zu ziehen. Sollte sich die Lage in den kommenden Monaten aber wieder beruhigen und stabilisieren, dann könnten im weiteren Jahresverlauf und/oder 2015 die Schwellenländer-Aktienmärkte wieder positiv überraschen.
Lesen Sie mehr zu einzelnen Ländern im em-report von Raiffeisen Capital Management