China: Internationalisierung des Renminbi bewegt den Markt

Welche Auswirkungen könnte die für Oktober angesetzte Aufnahme des Renminbi in den Währungskorb des Internationalen Währungsfonds mit sich bringen? Stefan Grünwald, Fondsmanager im Team Anleihen CEE & Global Emerging Markets bei Raiffeisen Capital Management, mit einem Hintergrundkommentar. Raiffeisen Capital Management | 15.06.2016 09:00 Uhr
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"In den vergangenen Jahren sind die Internationalisierung der chinesischen Festlandwährung, des Renminbi, und die Einbindung Chinas in das Weltfinanzsystemstetig stetig vorangekommen. Als nächsten Schritt wird der Internationale Währungsfonds (IWF) die chinesische Währung im Oktober 2016 in seinen Währungskorb aufnehmen. Dann ist der Renminbi neben Dollar, Pfund, Yen und Euro die fünfte Weltreservewährung. Ein „Meilenstein der Integration der chinesischen Wirtschaft in das globale Finanzsystem“, wie es IWF-Chefin Christine Lagarde ausdrückte. 

Aktuell kann der Renminbi im Unterschied zu anderen Währungen nur sehr eingeschränkt an den Weltmärkten gehandelt werden. Bis September 2015 wurde von der Chinesischen Zentralbank zudem ein täglicher Referenzkurs versus dem US-Dollar festgelegt, gegenüber dem die Währung eingeschränkt fluktuieren durfte. Erst im Spätsommer 2015 setzte die chinesische Regierung mit der teilweisen Entkoppelung seiner Währung vom US-Dollar konkrete Schritte hin in Richtung Liberalisierung. Das tägliche Fixing wird nicht mehr von der Zentralbank direkt, sondern täglich vom gehandelten lokalen Renminbi Kurs bestimmt. Zudem richtet die Zentralbank ihre Währungspolitik nicht mehr alleine gegenüber dem US-Dollar, sondern gegenüber einem globalen Währungskorb aus. Ein Schritt, der nicht ohne Folgen blieb: Die Währung wertete spürbar ab – ca. 3 % auf einen Schlag gegenüber dem in den letzten Jahren erstarkten US-Dollar. Dennoch war die Marktreferenz bei der Festsetzung des Fixings durch die Zentralbank eine zentrale Voraussetzung für die Aufnahme des Renmibni in den Währungskorb des IMF. Die neue Volatilität der früher so einschätzbaren Währung bereitete jedoch so manchen Marktteilnehmern Sorge. – Und zwar nicht nur chinesischen Währungsspekulanten, die in den kommenden Monaten sukzessive ihre Positionen schlossen und für starke Abflüsse sorgten. Global war schon von einem neuen Währungskrieg die Rede. 

Hinzu kommt, dass China gerade versucht, sich von einer exportorientierten Industrie zu einer von Inlandsnachfrage getriebenen Dienstleistungsvolkswirtschaft zu entwickeln. Es steht jetzt nicht mehr nur billiges Produzieren im Vordergrund, das Land möchte die Hochtechnologie als auch den Inlandskonsum fördern und Überkapazitäten in den Grundstoffsektoren abbauen. Dieser Prozess wird Jahre dauern und letztlich zu weniger Abhängigkeit vom Ausland führen, aber auch dazu, dass die Wachstumsraten nicht mehr so exorbitant hoch sein werden wie in der Vergangenheit.  –  Eine durchaus normale Entwicklung bei so einer gravierenden strukturellen Transformation. Und auch wenn zweistellige Wachstumsraten nicht mehr zu erwarten sind, ist China dennoch für knapp ein Fünftel der Weltwirtschaft verantwortlich. Wenn also die Nachfrage in China nachlässt, hat dies auch Implikationen auf den Rest der Welt, Befürchtungen über das chinesische Wachstum trugen daher zur Verunsicherung der globalen Kapitalmärkte bei. 

Auch wenn all dies – im Zusammenspiel mit der Verschlechterung des Immobilienmarktes und einem steigendem Kreditwachstum – kurzfristig zu Korrekturen an den globalen Kapitalmärkten geführt hat, sind Chinas Bekenntnis zu Strukturreformen und die Liberalisierung seines Finanzmarktes enorm wichtig für die Weiterentwicklung des Landes. Inzwischen haben sich die meisten Marktteilnehmer daran gewöhnt, dass sich der Wechselkurs stärker nach den Marktkräften orientiert als zuvor. Die Währung hat sich seit ihrem Tief wieder stabilisiert, ebenso ist ein gravierender Einbruch des Wirtschaftswachstums ausgeblieben und auch der Immobilienmarkt hat – ein halbes Jahr später – wieder Boden gewonnen. Auch die Kennzahlen des Dienstleistungssektors zeigen sich stabil. Der Druck auf die Währung durch Kapitalabflüsse hat abgenommen. Das Thema „China“ ist wieder aus dem Markt, auch wenn die Währung gegenüber dem Dollar leicht schwächer gesehen wird. 

Unternehmen und Investoren haben sich jedenfalls auf die neue Dynamik einstellen müssen. Der Liberalisierungsprozess der chinesischen Kapitalbilanz und der Währung wird weitergehen. Und tatsächlich könnte der chinesische Anleihemarkt auch schon recht bald Eingang in die globalen Emerging Markets-Anleihen-Indices finden. Ausländische Investoren können dann leichter direkt in China investieren und an der Entwicklung des chinesischen Anleihenmarkts partizipieren. Eine zur Gänze internationalisierte Währung bleibt vorläufig jedoch ein längerfristiges Ziel. 

Zusammengefasst bedeutet dies, dass die chinesische Währung im Moment – verglichen mit anderen Emerging Markets Währungen – eher weniger attraktiv ist. Doch ist China allein aufgrund seiner Größe und Bedeutung immer ein Gradmesser. Wenn der Liberalisierungsprozess weiter voranschreitet, dann wird China für Anleiheinvestoren ein interessanter Zukunftsmarkt sein."

Stefan Grünwald, Fondsmanager im Team Anleihen CEE & Global Emerging Markets, Raiffeisen Capital Management

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