Ein turbulentes Kapitalmarktjahr geht dem Ende zu: Börsencrash in China, Entscheidung der Briten für einen Austritt aus der EU, Militärputsch in der Türkei, die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten und zu guter Letzt das Nein der Italiener zu einer Verfassungsreform verbunden mit dem Rücktritt von Regierungschef Matteo Renzi im Dezember. Alles in allem viel Bewegung und wenig Stabilität. Dennoch war das Kapitalmarktjahr 2016 für viele Anleger, die investiert geblieben sind, ein gutes Jahr. Doch wie geht es an den Kapitalmärkten 2017 weiter? Was werden die wesentlichen Einflussfaktoren des kommenden Jahres sein?
„Insgesamt gehen wir von einem positiven Kapitalmarktjahr 2017 aus“, so Ingrid Szeiler, Chief Investment Officer bei der Raiffeisen KAG. „Der Ausblick für die Aktienmärkte hat sich zuletzt zusehends aufgehellt. Die immer wieder monierte Schwäche der Unternehmensgewinne läuft aus. Im Jahr 2017 rechnen wir daher mit höheren Gewinnen.“ Dies ist nicht zuletzt auf die verbesserten Wachstumsaussichten zurückzuführen. Szeiler: „Viele Vorlaufindikatoren sind gestiegen, die veröffentlichten Konjunkturdaten liegen über den Erwartungen. Die Diskussion bezüglich verstärkter Infrastrukturausgaben ist der erwarteten Konjunkturdynamik ebenfalls zuträglich. Aber auch die Erholung der Rohstoffpreise, nicht zuletzt des Ölpreises, wirkt positiv auf viele Sektoren.“ Mit einer Fortsetzung dieser Entwicklung ist auch 2017 zu rechnen.
Unterdessen wird die Geldpolitik global gesehen locker bleiben, auch wenn die amerikanische Notenbank Fed die Zügel etwas anziehen wird.
Aktien: Rückenwind durch Unternehmensgewinndynamik
Die Aussichten für die US-Konjunktur sind jedenfalls gut. Sie werden durch ein stabiles Konsumentenvertrauen sowie dem Ende der Rückgänge der Industrieproduktion gestützt. Auch der US-Arbeitsmarkt präsentiert sich zunehmend robust. Die Arbeitslosigkeit liegt stabil unter 5 %. Für das Jahr 2017 rechnen Analysten daher mit einem realen Anstieg des BIP von 2,4 %. „Bessere Fundamentaldaten und eine zurückhaltende Stimmung sprechen für weitere Anstiege am Aktienmarkt. Darüber hinaus ist der Jahresbeginn traditionell ein Zeitraum mit überdurchschnittlichen Aktienerträgen“, so Szeiler. In Europa zeigt sich ein ähnlich positives Bild, was das Konsumentenvertrauen und die Konjunktur betrifft. Hier kommt noch hinzu, dass die anhaltend expansive Geldpolitik der Zentralbank zusätzliche Schubkraft bringen kann. Szeiler: „Der Blick auf die Gewinnrevision zeigt ein zuletzt deutlich verbessertes Bild. Für die nächsten Monate erwarten wir daher erstmals seit langer Zeit auch von der Unternehmensgewinndynamik Rückenwind für die Kursentwicklung der europäischen Aktienmärkte.“ Auch für Schwellenländer-Aktien ist die Raiffeisen KAG positiv gestimmt, denn diese sind darüber hinaus auch sehr günstig bewertet, vor allem Osteuropa und Asien.
Anleihen: Potenzial bei inflationsgeschützten Anleihen und High-Yield-Bonds
Etwas differenzierter zeigt sich das Bild bei den Anleihen. Das Schicksal der Anleger in europäischen Staatsanleihen wird wohl auch 2017 von den Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) abhängen. Die EZB hat im Dezember ihr Anleihen-Kaufprogramm bis Ende 2017 verlängert. Zinsanhebungsschritte sind kurz- bis mittelfristig nicht zu erwarten. Im Unterschied zu den USA, wo die Fed in den Startlöchern für die nächste Zinsanhebung steht. Die Wahl Donald Trumps hat dort bereits zu einem Anstieg der Renditen geführt, unterstützt durch höhere Inflationserwartungen. „Wir setzen in der näheren Zukunft auf inflationsindexierte Staatsanleihen in Europa und den USA. Bei den Unternehmensanleihen sehen wir weiteres Potential bei Euro High Yield-Anleihen, also hochverzinslichen Anleihen mit einer Bonitätseinstufung, die niedriger ist als BBB. Aber auch Investmentgrade Anleihen aus Europa mit einer Bonitätseinstufung von AAA bis BBB erachten wir als chancenreich, da sich das Marktumfeld aufhellt und die wirtschaftliche Entwicklung vieler Unternehmen positiv verläuft“, so Chief Investment Officer Szeiler.
Bei Schwellenländer-Anleihen hat sich das Bild im Zuge der US-Präsidentenwahl etwas verändert: Vor allem in Lateinamerika kam es bei Anleihen und Währungen aufgrund der von Trump angekündigten protektionistischen Maßnahmen und dem Druck auf US-Zinsen zu teilweise erheblichen Korrekturen. Szeiler: „Aus unserer Sicht wird der Dämpfer aber nur vorübergehender Natur sein, da vieles von dem, was aktuell an den Finanzmärkten gepreist wird, nämlich starker Protektionismus und massive Infrastrukturausgaben, vermutlich nicht in dem angekündigten Ausmaß kommen wird.“ Was die Fundamentaldaten betrifft – Stichwort: Rohstoffentwicklung – spricht jedenfalls einiges für die Emerging Markets.