Der von den USA vom Zaun gebrochene Handelskrieg scheint mit den jüngsten Entwicklungen etwas an Brisanz verloren zu haben. Die Frist von 90 Tagen für Verhandlungen entschärft zumindest vorübergehend eines der dominierenden Themen des Jahres 2018, selbst wenn es in Bezug auf die Substanz der Gespräche sehr unterschiedliche Auslegungen gibt. Auch der Budgetstreit zwischen Italien und der EU-Kommission hat sich in den letzten Tagen entspannt. Ohne dass es am Markt zu einer maximalen Eskalation kommen musste, zeigt sich die italienische Regierung nunmehr etwas konzilianter. Dafür könnte sich die budgetäre Lage in Frankreich wieder zuspitzen, nachdem Präsident Emmanuel Macron Geringverdienern stärkere soziale Unterstützung versprochen hat. Beim Thema Brexit wird – ungeachtet der gestrigen Verschiebung der Abstimmung – ohnehin ein Scheitern erwartet, sodass die Märkte dadurch nicht mehr in besonderem Ausmaß unter Druck kommen werden. Jedes dieser Themen hat, nicht zuletzt aufgrund der handelnden Personen, das Potenzial, ohne Vorwarnung wieder hochzukochen und am Markt Stress zu verursachen. In Summe ist der Themenbereich politisches Risiko zumindest kurzfristig etwas in den Hintergrund getreten. Die Unsicherheit an den Märkten bleibt weiterhin aufrecht. Wir haben unsere Aktienquote spürbar reduziert. Die Begründung dafür liegt jedoch überwiegend in anderen Einflussfaktoren abseits der Politik. Hier ist die Abschwächung der Konjunktur anzuführen, die für 2019 zu erwarten ist. Auch die Unternehmensgewinne, die sich im Jahresverlauf – sicher auch aufgrund der Steuersenkung in den USA – sehr gut entwickelt haben, verlieren zuletzt an Momentum. Die Investorenstimmung ist zwar etwas vorsichtiger, aber bei weitem nicht so negativ, wie es für eine dauerhafte Bodenbildung notwendig ist. Von den Charts kommen jüngst immer mehr Verkaufssignale und diverse weitere Indikatoren deuten auf eine anhaltende Phase der Risikoaversion hin. Das übergeordnete und damit wichtigste Thema ist jedoch der Liquiditätsentzug durch die Notenbanken, das uns noch weit ins Jahr 2019 hinein begleiten wird.
Staatsanleihen: Schwächere Marktdaten wirken sich auf Renditen aus
Vergangene Woche fand das letzte Treffen der EZB 2018 statt. Insiderinformationen zufolge soll dort die Diskussion über den besten Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik langsam Fahrt aufnehmen. Der Zinsentscheid wird am 13. Dezember veröffentlicht. Es wird kein Abweichen vom bisherigen QE-Ende erwartet. Spekulationen, wonach die Anleihekäufe über Dezember hinaus fortgesetzt werden könnten, dürften nicht bestätigt werden. Schwächere Makrodaten führten Mitte November dazu, dass u.a. die Renditen US-amerikanischer und deutscher Staatsanleihen gesunken sind. Wir bleiben bezüglich Euro- und USD-Staatsanleihen vorsichtig und erwarten u.a. eine flachere Zinskurve bei US- und (mittlerweile auch) deutschen Staatsanleihen.
EUR-Unternehmensanleihen: zuletzt schwache Performance
Im November war die Performance von Unternehmensanleihen sehr schwach. Neben immer häufigeren Gewinnrevisionen (sowohl von Analysten- als auch von Unternehmensseite) wirkte sich der Absturz des Ölpreises v.a. auf das High-Yield-Segment stark negativ aus. Zudem hat sich der mediale Newsflow hinsichtlich potenzieller Rezessionsrisiken in den USA verschlechtert. Wir begegnen dieser Situation so, dass wir im Rahmen unserer Unternehmensanleihe-Gewichtung Bankanleihen gegenüber Non-Financials sowie Investmentgrade und BB-geratete Anleihen gegenüber High-Yield-Anleihen bevorzugen.
Emerging-Markets-Anleihen: Risikosentiment dürfte sich verschlechtern
Die Renditen von Schwellenländer-Hartwährungsanleihen orientierten sich weiter nach oben. Dabei war nicht nur der Handelskrieg zwischen den USA und China belastend, sondern auch ein stark gefallener Ölpreis und deutlich gestiegene kurzfristige reale US-Zinsen. Zudem dürften schwächere US-Konjunkturindikatoren und häufiger zu vernehmende Rezessionsängste das Risikosentiment – v.a. hinsichtlich Emerging-Markets-Anleihen – verschlechtern.
Entwickelte Aktienmärkte: Konjunktur- und Unternehmensdaten trüben sich ein
Die entwickelten Aktienmärkte konnten sich von den Kursverlusten im Oktober etwas erholen. Gleichzeitig entwickelt sich einer der wichtigsten Unterstützungsfaktoren der letzten Jahre – der Gewinntrend bei den Unternehmen – zunehmend zu einem Risikofaktor. Die Anzahl an Gewinnwarnungen ist zuletzt merklich angestiegen. Wir sehen dies eindeutig als Warnzeichen. Von Seiten der Stimmungsindikatoren sehen wir noch keine Kapitulationsniveaus. Aufgrund der Eintrübung bei den Konjunktur- und Unternehmensdaten sind wir für die nächsten Monate nun deutlich vorsichtiger gestimmt.
Aktienmärkte Schwellenländer: Märkte entwickeln sich unterschiedlich
Das Jahr 2018 ist nach wie vor von einer sehr schwachen Entwicklung bei vielen Emerging-Markets-Aktien geprägt. Jedoch gibt es Schwellenländer, wie beispielsweise Russland und Indien, die sich diesem Trend stark entgegengestemmt haben. Verantwortlich für die tendenziell negative Entwicklung sind zum Teil landesspezifische Themen (Türkei, Argentinien) und wohl zu einem größeren Ausmaß der Handelskonflikt und die damit einhergehende Verunsicherung bei den Unternehmen. Zum anderen ist auch die Schwäche der mittlerweile sehr stark gewichteten Technologie- bzw. Online-Retail Sektoren (Stichwort: Alibaba, Tencent, ...) deutlich spürbar. Sollte es zu einer Entspannung im Handelskonflikt kommen, erwarten wir eine Erholung bei Emerging-Markets-Aktien.
Rohstoffe: keine klaren Signale für eine Positionierung
Energierohstoffe und Industriemetalle präsentierten sich in den letzten Wochen deutlich schwächer, während Edelmetallpreise von einer gewissen "Flucht in sichere Häfen" profitieren konnten. Die Positionierung der Investoren ist aktuell bereits sehr negativ, kurzfristig sehen wir aber keine klaren Signale für eine Positionierung in diesem Bereich. Aufgrund einer angespannteren Angebots- bzw. Nachfragesituation und einer attraktiveren Kurvenstruktur (backwardation) sehen wir für die Assetklasse mittelfristig weiterhin eine positive Kursentwicklung.