Geld ist niemals neutral. Wer es in die Hand nimmt, trifft damit eine Entscheidung. Kauft man ein Produkt, das beispielsweise stark umweltbelastende Bestandteile enthält und/oder unter unfairen Arbeitsbedingungen hergestellt wurde, „unterstützt“ man damit mehr oder minder direkt ökologische und soziale Missstände. Und vice versa. Was für das alltägliche Konsumverhalten gilt, hat dieselbe Bedeutung, wenn Sie als Anlegerin bzw. Anleger investieren.
Investitionen in eine bessere Welt
Wie kapitalintensiv der Wandel hin zu einer lebenswerteren Welt ist, zeigt sich am Beispiel des Umweltschutzes. In Österreich rechneten Forschende des Grazer Wegener Centers im Frühjahr 2022 vor, dass der Plan, bis 2040 klimaneutral zu sein, mit jährlichen Investitionskosten von zumindest vier Milliarden Euro einhergeht. In Deutschland, dem EU-Land mit dem weitaus größten Ausstoß von Treibhausgasen, geht man laut der „Net-Zero Deutschland“-Studie der Beratungsfirma McKinsey von sechs Billionen Euro bis 2045 aus. Rund 240 Milliarden müssten alleine in grüne Technologien und Infrastruktur gesteckt werden.
Klar ist laut Expertinnen und Experten aber auch: nicht zu investieren würde noch teurer sein. Ein Bericht des Intergovernmental Panels on Climate Change (IPCC) schätzt, dass sich die Klimawandelkosten im Jahr 2050 durch den Verlust des Ökosystems auf rund 14 Billionen Euro belaufen – was etwa sieben Prozent des globalen Bruttoinlandproduktes (kurz BIP) ausmachen würde. Die reinen Klimaschäden können dabei nicht isoliert betrachtet werden, da sie das gesellschaftliche Leben in umfassender Hinsicht verändern. Besonders die Bereitstellung grundlegender Bedürfnisse wie Wohnen oder Ernährung wird von der Klimakrise betroffen sein, welche die Kosten dafür in die Höhe treibt.
Gezielter Wandel
Fakt ist: Der Wandel zur Nachhaltigkeit kostet in all seinen Facetten Geld und bedarf gezielter Investitionen. Auch beim Veranlagen kann man – genau wie beim Konsum – kritisch hinterfragen: Wohin fließt mein Geld? Der Finanzmarkt hält unter dem Stichwort „nachhaltige Geldanlagen“ für Sie eine Menge an Optionen bereit (Kriterien der Nachhaltigkeit). Die Palette reicht von Fonds, die nach definierten Ausschlusskriterien in bestimmte Branchen und Geschäftsmodelle (zum Beispiel Kohle, Waffen, Kinderarbeit, Umweltzerstörung etc.) nicht veranlagen, bis hin zu Fonds, die gezielt nur Nachhaltigkeitsvorreiter im Portfolio haben. Gemein ist diesen nachhaltigen Geldanlagen, dass die darin geführten Unternehmen nicht bloß auf Basis von Finanzkennzahlen, sondern insbesondere bezüglich sozialer und ökologischer Risikofaktoren kritisch beurteilt werden.
Wo Geld Nachhaltigkeit unterstützen kann
Aber lassen sich die Unterschiede zu traditionellen Investments in puncto Nachhaltigkeit in konkreten Zahlen messen? Betrachten wir beispielsweise eine Mischung aus fünf nachhaltigen Raiffeisenfonds bzw. -fondssegmenten. Vergleicht man die Unternehmen in diesen Fonds mit dem Gesamtmarkt, stehen unter dem Strich (Quelle: Raiffeisen KAG, Daten per 31. August 2022):
53% weniger CO2-Emissionen
96% weniger Abfallmengen
86% weniger Wasserverbrauch
14% weniger Arbeitsunfälle
Wie verglichen wurde
Dieser Vergleich ist gültig für folgende Fonds bzw. Fondssegmente: Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Aktien, Raiffeisen-Nachhaltigkeit Solide Seg. Aktien, Raiffeisen-Nachhaltigkeit Mix Seg. Aktien, Raiffeisen-Nachhaltigkeit Wachstum Seg. Aktien, Klassik Nachhaltigkeit Mix Seg. Aktien. Um die Wirkung dieses Nachhaltigkeitsfonds zu errechnen, wurden die Kennzahlen von Unternehmen aus deren Nachhaltigkeitsberichterstattung übernommen und mit deren Gewicht im Fonds bzw. im Gesamtmarkt multipliziert.
Geldanlage mit nachhaltigem Einfluss …
Ein verantwortungsvolles, aktives Management von nachhaltigen Fonds bedeutet auch die Ausübung von Stimmrechten (etwa bei Aktionärsversammlungen von Unternehmen). Fondsgesellschaften bündeln das Geld von zahlreichen Anleger:innen – und damit auch die Aktionärsstimmrechte. Mit diesen hohen Summen ist auch ein gewisser Einfluss verbunden. Das Fondsmanagement kann diesen beispielsweise auf Hauptversammlungen ausüben, um Druck auf die Unternehmenszukunft hin zu einer nachhaltigen Transformation zu machen. So kann man auch als Fondsparerin oder -sparer eine Veränderung im Sinne einer nachhaltigen Wirkung unterstützen. Bei welchen Unternehmen sich die Kapitalanlagegesellschaft im letzten Jahr engagiert hat, sehen Sie im Engagement-Bericht.
… und mehr Transparenz
Konventionelle Anlageentscheidungen basieren häufig lediglich auf betriebswirtschaftlichen Faktoren und Finanzkennzahlen. Unter Berücksichtigung von nachhaltigen Kriterien können sich Anlegerinnen und Anleger jedoch ein umfassenderes Bild von einem Unternehmen machen. Von welchen sozialen und ökologischen Risikofaktoren ist es betroffen? Mit welchen Maßnahmen reagiert es darauf? Die Risikoanalyse bei nachhaltigen Geldanlagen geht somit in der Regel noch mehr in die Tiefe.
Impuls zur Förderung von Nachhaltigkeit
Das Konzept, bei der Geldanlage auch die nachhaltige Qualität zu berücksichtigen, setzt sich immer stärker durch. Der Markt für ethische, ökologische und nachhaltigkeitsorientierte Kapitalanlagen erlebt in den letzten Jahren einen beeindruckenden Boom. Das zeigt sich unter anderem auch daran, dass immer mehr Unternehmen detaillierte Nachhaltigkeitsberichte publizieren, um für den Finanzmarkt attraktiv zu bleiben. Wer sich als Einzelne oder Einzelner für eine nachhaltigkeitsorientierte Kapitalanlage entscheidet, kann demnach einen wichtigen Impuls zur Förderung einer nachhaltigen Wirtschaftsweise setzen. Analog zur Marktmacht von Konsumentinnen und Konsumenten ist also auch jede und jeder Einzelne dazu befähigt, mit ihren und seinen Geldflüssen konkrete Wirkungen zu erzielen.