Ein neuerlich überraschend gutes US-Wirtschaftswachstum, leicht höhere Wachstumsprognosen für die gesamte Weltwirtschaft sowie sinkende Inflationsraten und die Aussicht auf Leitzinssenkungen bildeten und bilden ein recht gutes Umfeld für die Aktienmärkte. Solange die Konjunkturdaten in den USA kein gegenteiliges Szenario zum aktuell favorisierten „soft landing“ signalisieren, dürfte die gute Stimmung anhalten. Für weitere nachhaltige Kursanstiege sollten allerdings dann auch die Unternehmensgewinne entsprechend mitziehen.
Der globale Schwellenländerindex von MSCI gab im Jänner recht kräftig nach, um rund 4,7% (in US-Dollar). Einmal mehr wurde er vor allem von chinesischen Aktien nach unten gezogen. Chinas Aktienbörsen setzten ihre Talfahrt fort und rutschten auf neue Mehrjahrestiefs. Einige Schwellenländer-Aktienmärkte kletterten hingegen auf neue Allzeithochs, z. B. Indien, Ungarn oder die Türkei. Leichte Kursrückgänge gab es bei einigen der Starperformer der letzten Monate, wie etwa Brasilien und Polen.
US-Wachstum überrascht erneut nach oben
Das US-Wirtschaftswachstum im vierten Quartal 2023 übertraf deutlich die Analystenschätzungen und Markterwartungen. Eine Rezession rückt damit noch weiter in die Ferne und dank zugleich erneut sinkender Inflationsraten wurde das Szenario einer „sanften Konjunkturlandung“ weiter untermauert. Zugleich hat der Internationale Währungsfonds seine Wachstumsschätzungen für 2024 für die Weltwirtschaft und für viele einzelne Länder nach oben korrigiert. Auch das war positiv für die Aktienmärkte. Nicht ganz so begeistert reagierten hingegen Anleihen, denn etwaige Leitzinssenkungen in den USA dürften damit eher später und in geringerem Ausmaß erfolgen als bisher eingepreist.
Emerging Markets: Anleihemärkte behaupten sich gut & positiver Ausblick bleibt intakt
Die Staatsanleiherenditen in den USA und der Eurozone korrigierten im Zuge dessen etwas nach oben. EM-Hartwährungsanleihen gaben im Einklang damit zwar leicht nach, behaupteten sich aber insgesamt gut. Die Risikoaufschläge gingen sogar etwas zurück, trotz eines Rekordvolumens an Neuemissionen. Noch etwas besser hielten sich die meisten Lokalwährungsanleihen. Dabei ist das Interesse ausländischer Investor:innen an Schwellenländeranleihen weiterhin noch recht überschaubar; viele sind nach wie vor eher unterdurchschnittlich in Anleihen aus den Emerging Markets engagiert.
Für Schwellenländer-Anleihen ist der Ausblick für die kommenden 12 bis 18 Monate nach wie vor positiv – wenn auch nicht mehr ganz so stark wie noch vor ein, zwei Monaten. Mit den Aufwärtsbewegungen der letzten Monate ist schon einiges an Zinssenkungserwartungen vorweggenommen worden und es besteht damit zumindest zeitweilig ein gewisses Enttäuschungspotenzial, falls sich etwaige Zinssenkungen in den USA und Europa stärker nach hinten verschieben. Historisch attraktive Renditen für Lokalwährungsanleihen und ein recht hoher Risikoaufschlag bei Emerging-Markets-Anleihen in US-Dollar gegenüber US-Staatsanleihen bilden aber gute Grundlagen für ein noch immer recht solides Ertragspotenzial. Das gilt selbstverständlich nicht für jedes Land und jeden Emittenten gleichermaßen. Gute Selektion war und bleibt unabdingbar für Anleger:innen.
Überdurchschnittliche Performance für Schwellenländeraktien?
Sollte ein „soft landing“ in den USA gelingen und Chinas Wirtschaft zwar relativ moderat, aber doch ansprechend wachsen, dann könnten Schwellenländeraktien in absoluten Zahlen ein gutes Jahr vor sich haben. Relativ zu den entwickelten Märkten spricht allerdings aktuell noch nicht sehr viel für eine überdurchschnittliche Performance. Für einzelne Länder kann das selbstverständlich immer etwas anders ausschauen, nach oben wie nach unten. Sollte sich indes in weiterer Folge ein neuer globaler Wirtschaftsaufschwung einstellen, dann könnten sich die Aktienmärkte der Emerging Markets auch insgesamt besser entwickeln als jene der Industrienationen. Das wäre dann aber vermutlich eher ein Thema für das zweite Halbjahr 2024 oder für 2025.