Selbst wieder steigende Staatsanleiherenditen in den USA und Europa vermochten die gute Stimmung auf den Aktienmärkten nicht zu trüben. Die großen globalen Aktienindizes für die Schwellenländer legten dabei kräftiger zu als jene für die entwickelten Märkte.
Doch im Gegensatz zu 2022 und 2023 warteten die Börsen in Shanghai und Hongkong diesmal mit kräftig steigenden Kursen auf. Nachdem sie erst im Vormonat noch auf neue Mehrjahrestiefs gefallen waren, ist das allerdings noch wenig aussagekräftig. Ob das nur ein kurzzeitiges Aufbäumen in China ist, der Beginn einer mehrmonatigen Erholung oder gar der Startschuss für einen neuen großen, langfristigen Aufwärtstrend, bleibt abzuwarten. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt erscheinen alle drei Varianten möglich. Selbst wenn zunächst „nur“ eine Bodenbildung mit einer moderaten Erholung erfolgt, wäre dies bereits eine gute Nachricht für Anleger:innen in Schwellenländeraktien.
Der Februar erwies sich als ein weiterer positiver Monat für riskantere Vermögenswerte, speziell für Aktien. Dabei halfen auch viele gute Unternehmensergebnisse, vor allem in den USA. Neuerlich hervorragende Quartalszahlen des Chipherstellers Nvidia beflügelten die US-Börsen, speziell Technologie- und KI-Aktien, und strahlten auf die Börsen weltweit positiv aus. Selbst wieder anziehende Anleiherenditen in den USA und Europa verdarben die Stimmung nicht. Die sehr positive Marktstimmung an den großen entwickelten Aktienmärkten mahnt inzwischen zwar etwas zur Vorsicht und macht Abwärtskorrekturen wahrscheinlicher, von extremen Werten oder gar Euphorie sind die Aktienbörsen aber noch ein ganzes Stück entfernt.
Kaum noch Rezessionsängste in den USA
Die Aktienmärkte nahmen sehr gelassen zur Kenntnis, dass etwaige Zinssenkungen doch nicht so rasch erfolgen werden, wie noch zum Jahreswechsel eingepreist worden war. Positive Wirtschaftsdaten und Hinweise auf ein mögliches baldiges Ende der weltweiten Rezession im verarbeitenden Gewerbe ließen im Gegenzug aber auch etwaige Konjunktursorgen weiter verblassen. Chinesische Aktien legten dabei eine kräftige Erholung hin, nachdem sie im Vormonat noch auf neue Mehrjahrestiefs abgerutscht waren.
Kräftige Erholung der Aktienkurse in China
Ein erheblicher Teil dieses Kursanstiegs dürfte technischen Faktoren sowie staatlichen Maßnahmen bzw. Ankündigungen zur Marktstabilisierung geschuldet gewesen sein. Zugleich stehen die Zeichen in Chinas Wirtschaft auf weitere Belebung in den nächsten Monaten. Angesichts der stark ermäßigten Aktienkurse ist daher zumindest eine ausgeprägtere Erholung gut vorstellbar. Ob diese dann in einen neuern, tragfähigen Aufwärtstrend mündet, lässt sich aktuell kaum abschätzen. Es wird in erheblichem Maße von den weiteren konjunkturellen, aber auch wirtschaftspolitischen und geopolitischen Entwicklungen abhängen. Für den Moment scheint der Weg des geringeren Widerstandes für chinesische Aktienindizes jedenfalls eher nach oben zu weisen als nach unten.
Überdurchschnittliche Performance für Schwellenländeraktien?
Sollte ein „soft landing“ in den USA gelingen und Chinas Wirtschaft zwar relativ moderat, aber doch ansprechend wachsen, dann könnten Schwellenländeraktien in absoluten Zahlen ein gutes Jahr vor sich haben. Das gilt umso mehr, wenn Chinas Aktienmärkte hier tatsächlich einen Boden finden. Sollte sich indes in weiterer Folge ein neuer globaler Wirtschaftsaufschwung einstellen, dann könnten sich die Aktienmärkte der Schwellenländer auch relativ besser entwickeln als jene der Industrienationen. Das wäre dann aber vermutlich eher ein Thema für das zweite Halbjahr 2024 oder für 2025.
Werden Zinssenkungen noch weiter verschoben?
Genau zu beobachten sind in diesem Zusammenhang die Inflations- und Wachstumszahlen in den kommenden Monaten. Die Vorlaufindikatoren zeigen für die USA, die Eurozone und Großbritannien leichte Belebungstendenzen an. Hinzu kommt ein weiterhin sehr starkes Wirtschaftswachstum in Indien und ein zwar nicht übermäßig hohes, aber doch recht solides Wachstum in China. Zugleich hat der Trend rückläufiger Inflationsraten in den USA und Großbritannien deutlich an Schwung verloren. Eine Kombination aus leicht höherem Wirtschaftswachstum und kaum noch nachgebenden Teuerungsraten könnte die Zinsanhebungszyklen der großen westlichen Notenbanken noch weiter nach hinten verschieben. Aktuell favorisieren die Märkte aber weiterhin Zinssenkungen ab der Jahresmitte.
Positiver Ausblick für EM-Anleihen intakt
Die weiter anziehenden Staatsanleiherenditen in den USA und der Eurozone wirkten sich auf den EM-Anleihemärkten recht wenig aus, da gleichzeitig die Risikoaufschläge (Spreads) nochmals leicht zurückgingen. Damit haben die Spreads bereits jetzt weitgehend jene Bewegung vollzogen, die viele Marktbeobachter:innen und Strateg:innen eigentlich für das Gesamtjahr prognostiziert hatten. Das Ertragspotenzial von dieser Seite scheint daher fürs erste überwiegend ausgeschöpft zu sein. Das Interesse ausländischer Investor:innen an Schwellenländeranleihen bleibt weiterhin recht überschaubar; viele sind nach wie vor eher unterdurchschnittlich in EM-Anleihen engagiert.
Für Schwellenländeranleihen ist der Ausblick für die kommenden 12 bis 18 Monate nach wie vor positiv, wenn auch nicht mehr so stark wie noch vor wenigen Monaten. Auch sollte die Möglichkeit eines nochmalig erstarkenden US-Dollars nicht ignoriert werden, beispielsweise im Zuge wieder leicht steigender bzw. kaum noch fallender US-Inflationsraten. Historisch attraktive Renditen für Lokalwährungsanleihen und attraktive absolute Renditen für EM-Anleihen in US-Dollar bilden aber gute Grundlagen für ein noch immer recht solides Ertragspotenzial. Das gilt selbstverständlich nicht für jedes Land und jeden Emittenten gleichermaßen. Gute Selektion war und bleibt hier unabdingbar für Investor:innen.