Der Aufwärtstrend an den Aktienmärkten hat sich – wenn auch mit erhöhter Volatilität zur Monatsmitte – fortgesetzt und wurde mit neuen Höchstständen bestätigt. Diese ungebrochen positive Entwicklung führt verbunden mit der ambitionierten Bewertung bei den großen US-Wachstumsaktien oftmals zur kritischen Beschreibung „priced for perfection“. Die Rahmenbedingungen sind wohl nicht perfekt, wenn es in den USA den längsten Government Shutdown der Geschichte und damit auch ein gewisses Vakuum an Wirtschaftsdaten gibt, Nachrichten über einzelne Kreditausfälle Schlagzeilen machen oder ein neuer Schlagabtausch im globalen Handelskonflikt Sorgen über die Lieferketten in kritischen Bereichen nährt. Auch skeptische Wortmeldungen von manchen Expert:innen hinsichtlich der massiven Investitionen in die KI-Infrastruktur und der erwarteten Produktivitätszuwächse durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz erinnern daran, dass der aktuelle Megatrend immer wieder auch kritisch zu hinterfragen ist. Nicht zu vergessen, dass wir uns schon seit geraumer Zeit in einer Phase hoher geopolitischer Anspannung befinden. Trotz all dieser potenziellen Risiken stehen an den Aktienmärkten in erster Linie die bis dato überwiegend positiven fundamentalen Daten und Entwicklungen im Fokus. Dabei weisen die Unternehmensergebnisse durchgängig beachtliche Wachstumsraten auf und auch in der jüngsten Berichtssaison werden die Erwartungen wieder übertroffen. Die Zollmaßnahmen der Trump-Administration haben zwischen Mitte Februar und Mitte April zwar eine deutliche Marktkorrektur, jedoch in Folge keine Rezession ausgelöst. Bei den meisten globalen Konjunkturindikatoren zeigt sich seit dem Frühsommer sogar durchgehend eine tendenzielle Aufhellung. Ein markanter wirtschaftlicher Abschwung ist somit derzeit ebenso wenig absehbar, wie ein dramatischer Inflationsanstieg. Die Stabilisierung bei den Inflationserwartungen hat der Fed zuletzt ermöglicht, auf den Arbeitsmarkt zu reagieren und in einem robusten Wachstumsumfeld die Leitzinsen weiter zu senken. Diese aktuellen Einflussfaktoren wie auch die positiven Prognosen für die globale Konjunktur und das Gewinnwachstum im Jahr 2026 sollten den Aktienmarkt weiter unterstützen.
Staatsanleihen: Risikoprämien sind zu beobachten
Wir rechnen mit sinkenden Renditen bei deutschen Staatsanleihen mit mittlerer Laufzeit (5 Jahre) und bleiben entsprechend positioniert. Ebenso favorisieren wir US-Staatsanleihen (5 Jahre). Zusätzlich erhöhen wir unsere Positionierung bei deutschen und britischen Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit. Bei IT-Staatsanleihen sind wir etwas vorsichtiger, nachdem diese mittlerweile praktisch die gleiche Risikoprämie wie französische Staatsanleihen aufweisen.
Unternehmensanleihen: mittelfristig steigende Risikoprämien wahrscheinlich
Am Markt für Unternehmensanleihen bleiben wir bei US High-Yield-Unternehmensanleihen vorsichtig. Wir rechnen mittelfristig mit steigenden Risikoprämien in dieser Anleiheklasse. Am Markt für Euro-Unternehmensanleihen bleiben wir unverändert neutral positioniert.
Emerging-Markets-Anleihen: Optimismus des Marktes nicht schlüssig
Emerging-Markets-Hartwährungsanleihen haben sich im Oktober – entgegen unserer Erwartung - sehr gut entwickelt. Dennoch behalten wir vorerst unsere vorsichtige Haltung bei, da der extreme Optimismus des Marktes für uns nicht schlüssig ist.
Entwickelte Aktienmärkte: Unternehmensgewinne als wichtiger Unterstützungsfaktor
Die globalen Aktienmärkte präsentierten sich in den letzten Monaten weiterhin recht fest. Neben besser als erwarteten Konjunkturdaten erwiesen sich einmal mehr die Unternehmensgewinne als wichtiger Unterstützungsfaktor. Zuletzt wurden auch die Gewinnerwartungen für die nächsten Quartale nach oben genommen. Aufgrund der positiven Rahmenbedingungen heben wir unsere Aktienpositionierung weiter an.
Emerging-Markets-Aktien: Fundamentale Bewertung weiterhin recht günstig
Der Oktober war für Aktien aus den Schwellenländern absolut und auch relativ zu entwickelten Aktienmärkten ein sehr guter Monat. Insbesondere Aktien aus dem asiatischen Raum mit Tech-Bezug konnten sich sehr gut halten. Damit konnten Schwellenländer-Aktien ihren Performancevorteil ausbauen und entwickeln sich erstmals seit vielen Jahren besser als globale entwickelte Aktien. Die fundamentale Bewertung für die Emerging-Markets-Region ist weiter recht günstig. Seit Jahresbeginn konnten insbesondere Telekom- und Grundstoffwerte profitieren. IT-Werte holten zuletzt stark auf.
Rohstoffmärkte: Edelmetalle halten Aufwärtstrend aufrecht
Die internationalen Rohstoffmärkte präsentierten sich zuletzt durchwegs positiv. Ein Stück von den Höchstständen entfernt, halten Edelmetalle den Aufwärtstrend aufrecht. Strukturell sorgen Zentralbankkäufe weiterhin für anhaltende Unterstützung. Auch Retailkäufer:innen fanden zuletzt wieder vermehrt Gefallen an Gold. Energierohstoffe haben spürbar Terrain zurückgewonnen, während Industriemetalle ihren Aufwärtstrend fortsetzen.
Von Karin Kunrath, Chief Investment Officer von Raiffeisen Capital Management
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