Wir glauben, dass die Bewegungen der Märkte zu einem erheblichen Teil von menschlichen Emotionen und nicht nur von harten Fundamentaldaten bestimmt werden. Bei Anlageentscheidungen genügt es deshalb nicht zu wissen, was wir als einzelne Anleger empfinden. Wir müssen auch die Gemütslage der großen Zahl der anderen Anleger verstehen und herausfinden, welche Faktoren die Märkte maßgeblich beeinflussen. „Behavioural Finance“ ist der Teilbereich der Wirtschaftswissenschaft, der sich mit der emotionalen Seite von Anlageentscheidungen beschäftigt und fragt, wie sich Anleger in Phasen der Euphorie oder Panik verhalten. Cleveren Anlegern bietet die Disziplin die Möglichkeit, von diesem Wissen zu profitieren.
Herdenmentalität
Viele Anleger bestimmen den Preis, den sie für einen Vermögenswert zu zahlen bereit sind, anhand von dessen kurzfristigem Potenzial, wie sie es aufgrund von aktuellen Meldungen und Prognosen wahrnehmen. Diese Faktoren lenken jedoch von den Fundamentaldaten ab und verhindern, dass Anleger ein Investment als langfristig ansehen. Entscheidungen werden auf Basis der Wahrnehmung von Risiken und Chancen durch den einzelnen Anleger getroffen. Diese Wahrnehmung hängt wiederum oft von allgemeinen, am Markt vorherrschenden Stimmungen ab – zum Beispiel können Ängste oder gierige Erwartungen den Ton angeben.
Der „Behavioural Finance“ geht es nicht vorrangig darum, gegen den Strom zu schwimmen. Vielmehr hilft sie uns zu verstehen, inwieweit die Emotionen der „Masse“ zur Entstehung einer Diskrepanz zwischen Vermögenspreisen und dem wahren Wert von Anlagegegenständen geführt haben. Dieses Wissen kann dann beim Entscheidungsprozess genutzt werden.
„Behavioural Finance kennt den Einfluss des Faktors Mensch und weiß, wie Gefühle die Vermögenspreise beeinflussen können“.
Phasen der Gelegenheit
Menschliches Verhalten kann die Märkte kurzfristig ebenso wie langfristig beeinflussen: Die Schuldenkrise in Dubai von 2009 war kurz und heftig, während die Auswirkungen des noch weiter zurückliegenden Dotcom-Booms und des Platzens der Internetblase bis heute spürbar sind. Damals waren die Anleger bereit, für Technologieaktien überhöhte Preise zu bezahlen, während sie die attraktiven Renditen von Geldmarkt- und Rentenanlagen fast völlig übersahen. Was anschließend aus diesen Investments wurde, ist ja hinlänglich bekannt.