Mit ihren Ankündigungen und unkonventionellen Instrumenten greift die EZB bereits massiv in die Preisbildung an den Finanzmärkten ein. Die EZB verspricht sich von ihrer Politik die Ankurbelung der wirtschaftlichen Aktivität und höhere Inflationserwartungen.
Hinter dieser Hoffnung stehen allerdings große Fragezeichen: „In Volkswirtschaften, die einen Schuldenabbau durchlaufen, ist Geldpolitik zur Ankurbelung kaum wirksam. Das viele billige Geld steigert aber die Risikobereitschaft der Finanzinvestoren auf ihrer Jagd nach Rendite und es setzt unerwünschte Anreize, die Bereinigung von Bank- und Unternehmensbilanzen etwas gemächlicher anzugehen. Risiken werden nur zögerlich abgebaut, Altlasten mitgeschleppt, Investitionen bleiben auf Jahre hinaus auf niedrigem Niveau. Japan ist ein warnendes Beispiel für diese Art der Anpassung an eine exzessive Geldpolitik“, erklärte Prof. Dr. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz SE, am Donnerstag vor Journalisten.
Allianz erwartet stabilen Leitzins bis 2015
Auch die weitere Leitzinssenkung der EZB von Anfang Juni auf 0,15 Prozent werde im Hinblick auf die Konjunktur- und Preisentwicklung keine nennenswerten Auswirkungen haben:„Wir erwarten, dass der Leitzins bis zurMitte 2015 auf dem Niveau von 0,15 Prozent bleibt.Auch wenn die EZB sich weitere Optionen offenlässt: Den Kauf von Staatsanleihen im großen Stil würden wir nur im Falle echter Konjunktur- oder Deflationsgefahren für sinnvoll erachten. Beides sehen wir derzeit nicht“, erklärt Heise. Eher dürfte es erforderlich werden, die Leitzinsen in der zweiten Jahreshälfte leicht zu erhöhen, um exzessiven Finanzmarktentwicklungen etwas entgegen zu stellen.