Niedrige Zinsen, niedrige Sparquote: Sparer zahlen die Zeche
Die Auswirkungen dieser Maßnahmen machen auch vor den privaten Anlegern nicht halt: Die Sparer sind diejenigen, die in letzter Konsequenz die Risiken tragen. Deutsche und österreichische Bundesanleihen oder Bankeinlagen bringen kaum noch eine reale Rendite, und für risikoreichere Anlagen werden keine angemessenen Risikoprämien mehr gezahlt. Kein Wunder, dass die Sparer ihre Sparleistung reduzieren: Betrug die Sparquote hierzulande im Jahr 1995 noch 12,7 Prozent, so lag sie im Vorjahr bei 6,6 Prozent, im Zeitraum von April 2013 bis März 2014 sparten die österreichischen Haushalte nur noch 6,1 Prozent. „Wiederum lässt Japan grüßen: Dort dürfte im letzten Jahr die Sparquote der privaten Haushalte erstmals unter null gefallen sein“, so Heise. Aber auch hierzulande und in Europa ist die Entwicklung des Vermögens und des Wohlstands durch niedrige Verzinsung, niedrige Sparquoteund Fehlallokation der finanziellen Wertelangfristig mehrfach beeinträchtigt, wie auch Zahlen der OeNB zeigen: Vom gesamten Geldvermögen von fast 500 Milliarden Euro hatten österreichische Haushalte im Jahr 2013 234 Milliarden Euro oder 47 Prozent des gesamten Finanzvermögens in Bargeld und Einlagen gehalten, davon entfielen 143,8 Milliarden Euro auf Spareinlagen bei inländischen Banken.„Wer sein Geld nur auf Sparbüchern oder unter dem Kopfpolster parkt, verliert Geld. Wenn Zinsen und Inflation auf einem ähnlichen Niveau wie jetzt bleiben, müssen Sparer innerhalb der nächsten zwanzig Jahre einen realen Wertverlust von 40 Prozent hinnehmen“, erklärt Martin Bruckner, Chief Investment Officer der Allianz Gruppe in Österreich.
Konjunkturausblick in Europa: Wachstum auf breiteren Schultern
Wirft man einen Blick auf die volkswirtschaftlichen Prognosen, so ist eine Aufhellung in Sicht: Nach einem Schrumpfen der Wirtschaft innerhalb der Eurozone um 0,4 Prozent imvergangenen Jahr erwarten die Allianz Experten für 2014 einen moderaten Anstieg des EWU-BIP, und zwar um 1,2 Prozent. Dafür sprechen unter anderemerhöhte Wettbewerbsfähigkeit und gesunkene Risikoprämien in den Peripherieländern, verbesserte Stimmungsumfragen und eine geringere Belastung durch die Finanzpolitik als in den Vorjahren.Das EWU-Wirtschaftswachstum gewinnt geografisch an Ausgewogenheit. „Die tief aus der Krise kommenden Peripherieländer werden 2014 alle ein positives Wirtschaftswachstum erreichen“, erklärte Heise.Als Hauptrisiken ortet Heise Spannungen im Bankensystem, die im Zuge des Asset Quality Review und der Stresstests auftreten könnten. Zudem könnte – womöglich angestoßen durch den Ausgang der Europawahl – der Integrationswille nachlassen bzw. eine Renationalisierung der Politik erfolgen. Dabei besteht das Risiko, dass mit abnehmendem Krisendruck oder durch politische Instabilität die Anstrengungen der EWU-Länder sowohl hinsichtlich notwendiger Haushaltskonsolidierung als auch in puncto erforderlicher Strukturreformen nachlassen. „Für die Politik ist es wichtig, beim Sparen auf ein mittelfristiges Konzept zu setzen, das vor allem auf der Ausgabenseite ansetzt. Sparen ist eine bittere aber notwendige Medizin, die ein Land nehmen muss, wenn der Kapitalkreislauf gestört ist. Natürlich ist es wichtig, keine Überdosis zu verordnen, aber davon kann keine Rede sein, vor allem weil der zeitliche Rahmen mehrfach gestreckt wurde“, so Heise abschließend.