Österreicher mit niedrigstem Vermögenswachstum in Westeuropa

„Die niedrigen Zinsen hinterlassen auch in Österreich ihre Spuren: Es wird um rund 65 Prozent weniger gespart als 2007“, kommentiert Dr. Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender der Allianz Gruppe in Österreich, die Ergebnisse des aktuellen Allianz Global Wealth Report. Allianz Global Investors | 23.09.2014 13:09 Uhr
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Die Allianz hat heute die fünfte Ausgabe ihres „Global Wealth Reports“ vorgestellt, der die Vermögens- und Schuldenlage der privaten Haushalte in über 50 Ländern analysiert. Danach erzielte das globale Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte 2013 eine Zuwachsrate von 9,9 Prozent und damit das höchste Wachstum seit 2003. Rund um den Globus summierte sich das Finanzvermögen auf ein neues Rekordniveau von 118 Billionen Euro. Haupttriebfeder des Wachstums war dabei die ausgezeichnete Entwicklung der Aktienmärkte in Japan, den USA und Europa: Das in Form von Wertpapieren gehaltene Vermögen erzielte ein Plus von 16,5 Prozent – sogar mehr als in den Jahren unmittelbar vor Ausbruch der Finanzkrise. Dahinter steht aber nicht die plötzlich wiederentdeckte Liebe der Sparer für Aktien. Lediglich in den USA floss frisches Geld in nennenswerter Höhe in Aktien oder andere Wertpapiere, vor allem Europäer zogen hingegen weiter Geld ab.

Vermögenswachstum: Österreich ist Schlusslicht in Westeuropa

Wirft man einen Blick auf die Veränderung des Bruttogeldvermögens zwischen 2012 und 2013, so liegen in Westeuropa Griechenland, Schweden und Großbritannien vorne. In Österreich wuchs das Brutto-Geldvermögen im vergangenen Jahr um magere 1,4 Prozent – das ist der niedrigste Wert in Westeuropa. Seit 2007, dem letzten Vorkrisenjahr, summiert sich der Zuwachs auf 18,3 Prozent, womit Österreich wiederum über dem europäischen Durchschnitt von 15,1 Prozent liegt. Die Sparanstrengungen sind in dieser Zeit allerdings, wie in fast allen europäischen Ländern, auch hierzulande erheblich zurückgegangen: Während sich die „frischen Spargelder“ damals noch auf 21 Milliarden Euro beliefen, betrugen diese im vergangenen Jahr nur mehr rund ein Drittel davon.

Verschuldung: Privathaushalte in Österreich bleiben Musterschüler

Aber auch wenn die Ersparnisbildung rückläufig ist, bleiben die Privathaushalte Österreichs mit Blick auf die Verschuldung Europas Musterschüler: Nicht nur gingen die privaten Verbindlichkeiten im letzten Jahr absolut zurück, in keinem anderen westeuropäischen Land war die Schuldenstandsquote (Verbindlichkeiten in Prozent der Wirtschaftsleistung) Ende 2013 zudem so niedrig wie hierzulande (53,7 Prozent). Auch die Pro-Kopf-Verschuldung lag mit 19.770 Euro signifikant unter dem regionalen Durchschnitt von 24.730 Euro. „So manche Regierung könnte sich an Herrn und Frau Österreicher ein Beispiel nehmen“, erklärt Littich. Weltweit zog das Wachstum der Schulden (einschließlich Hypothekenschulden) dagegen wieder an. Mit 3,6 Prozent wurde der höchste Zuwachs seit Ausbruch der Krise erzielt. Dennoch sank die globale Schuldenstandsquote im vergangenen Jahr noch einmal leicht um einen halben Prozentpunkt auf 65,1 Prozent.

Nettogeldvermögen: Österreich weltweit auf Platz 17

Für die weltweite Netto-Geldvermögensentwicklung (Brutto-Geldvermögen abzüglich Verbindlichkeiten) ergab sich daraus 2013 ein zweistelliges Plus von 12,4 Prozent. Im globalen Vergleich büßte Österreich mit einem durchschnittlichen Netto-Geldvermögen pro Kopf von 43.740 Euro im Vergleich zum Vorjahr einen Platz ein – aktuell liegt es auf Platz 17 der Rangliste der reichsten Länder, einen Platz hinter Deutschland (44.280 Euro pro Kopf). Diese Liste wird seit Jahren mit großem Abstand von der Schweiz mit 146.540 Euro angeführt; auf den Plätzen zwei bis fünf folgen die USA, Belgien, die Niederlande und Japan.

Reales Vermögenswachstum: Westeuropa fällt zurück

Vom starken Wachstum des vergangenen Jahres konnten nicht alle Regionen im gleichen Ausmaß profitieren. In den aufstrebenden Volkswirtschaften, vor allem in Lateinamerika, verlangsamte sich das Vermögenswachstum als Folge der Turbulenzen an den dortigen Kapital- und Devisenmärkten. In Nordamerika (+11,7 Prozent), Japan (+6,1 Prozent) und auch Westeuropa (+5,2 Prozent) zog das Wachstum dagegen an. Allerdings fiel dabei Westeuropa im letzten Jahr sogar hinter Japan zurück: Die Region war 2013 globales Schlusslicht beim Wachstum, ihr Anteil am weltweiten Geldvermögen ging um 1,2 Prozentpunkte zurück. Auch in langfristiger Betrachtung droht Westeuropa den Anschluss zu verlieren, zumindest wenn die reale Entwicklung, also abzüglich der Inflationsrate, betrachtet wird: Das Vermögenswachstum pro Kopf reduziert sich dann auf 1 Prozent pro Jahr seit Ende 2000 – und liegt damit noch hinter Japan mit 1,3 Prozent.

Globale Mittelschicht wächst

In diesem Jahr nimmt die Allianz auch erstmals die Entwicklung der innerstaatlichen Vermögensverteilung mit Hilfe einer „Vermögensmatrix“ näher unter die Lupe. Die Ergebnisse entsprechen nicht unbedingt dem Bild einer stark zunehmenden Ungleichheit. Die Dynamik, mit der sich die globale Mittelschicht entwickelt, wird dabei vor allem über einen längeren Zeitraum hinweg deutlich: Seit dem Jahr 2000 hat sich jener Teil der Bevölkerung, der im globalen Maßstab über ein mittleres Vermögen – zwischen 5.300 und 31.800 Euro – verfügt, in Lateinamerika verdoppelt, in Osteuropa beinahe verdreifacht und in Asien sogar versiebenfacht. Aber das rapide Wachstum der Mittelschicht ist nicht für alle eine Erfolgsgeschichte. Gerade in den Ländern, in denen die Verschuldung in den letzten Jahren enorm angestiegen ist und deren Geldvermögen in der Krise gelitten hat, gibt es heute weniger Menschen mit hohem Vermögen als noch zu Beginn des Jahrtausends. Insgesamt ist die „Vermögensoberklasse“ in den letzten Jahren um gut 65 Millionen Menschen geschrumpft. Die stärksten absoluten Verschiebungen in diese Richtung mussten dabei die USA, Japan, Frankreich und Italien verzeichnen – alles Länder, in denen gleichzeitig auch die innerstaatliche Vermögensverteilung signifikant „ungleicher“ geworden ist. Ein krisenbedingt eher schwaches Vermögenswachstum scheint vor allem die kleinen und mittleren Vermögen in Mitleidenschaft zu ziehen. „Die politischen Implikationen sind klar: Wer für eine homogenere Verteilung der Vermögen eintritt, sollte nicht darauf zielen, durch Steuern und Abgaben das Wachstum der Vermögen zu begrenzen, sondern vielmehr alles daran setzen, die Vermögensentwicklung insgesamt zu fördern. Wachstum ist die beste Medizin für soziale Gerechtigkeit“, so Prof. Dr. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz SE.

Die Zahl der Mitglieder der unteren Vermögensklasse (durchschnittliches Netto-Geldvermögen pro Kopf von weniger als 5.300 Euro) ist mit rund 3,5 Milliarden Menschen in den letzten Jahren relativ konstant geblieben. Allerdings ist dies vor allem eine Folge des hohen Bevölkerungswachstums. Wird die Entwicklung um diesen natürlichen Anstieg „bereinigt“, wird deutlich, welch immense Aufstiegsgeschichte sich hinter diesen Zahlen verbirgt: Nahezu einer halben Milliarde Menschen ist es in den vergangenen 13 Jahren gelungen, in die globale Vermögensmittelklasse aufzusteigen. „Mehr als alles andere unterstreicht diese Zahl, dass im globalen Maßstab immer mehr Menschen am weltweiten Wohlstand partizipieren können. Von zunehmender Ungleichheit kann aus dieser globalen Perspektive keine Rede sein“, so Heise abschließend.

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