Mehr Rückenwind für die US-Wirtschaft
Die US-Notenbank dürfte in den kommenden Monaten viele Argumente für die „Versicherungs-Idee“ in Form einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte finden. Dafür sprechen einerseits Makrodaten, die eine Konjunkturabkühlung in den USA bestätigen, und andererseits die Inflationserwartungen der Markteilnehmer, die auf niedrigsten Niveaus liegen.
Das Wichtigste in Kürze
- Wir erwarten eine Zinssenkung um weitere 25 Basispunkte
- Verlangsamung des US-Wachstums, anhaltende Handelskriegsrisiken und sinkende Inflationserwartungen dürften Gegenargumente im FOMC überstimmen
- Enttäuschte Erwartungen könnten zu einem leichten Aufwärtstrend der langfristigen Zinsen führen
In dem Protokoll der letzten Sitzung des Federal Open Market Committee (FOMC) deutete sich Uneinigkeit über weitere Zinssenkungen an, nachdem bereits im Juli und September entsprechende Maßnahmen ergriffen wurden. Aber wir glauben, dass der Fed-Vorsitzende Jerome Powell genügend Argumente hat, um eine zusätzliche Senkung um 25 Basispunkte auf der Oktober-Sitzung des FOMC zu rechtfertigen:
- In einem von starken geopolitischen Unsicherheiten geprägten Umfeld haben die jüngsten makroökonomischen Daten eine Wachstumsverlangsamung in den USA bestätigt. Der Purchasing Managers' Index (PMI) für die Industrie verzeichnete im September einen starken Rückgang und erreichte 47,8 nach einem Höchststand von 60,8 im August 2018. Unterdessen stabilisierte sich der PMI für Dienstleistungen auf niedrigem Niveau und erreichte 50,9 gegenüber einem Jahresdurchschnitt von 53,3. Diese beiden Schlüsselindikatoren zeigen, dass der Handelskrieg die Industrie belastet, sich allmählich auf die Dienstleistungen auswirkt und langsam den Konsum vergiften könnte. Dafür spricht, dass die Einzelhandelsumsätze trotz robuster US-Verbrauchernachfrage im September unerwartet um 0,3% gesunken sind.
- Die eingetrübten Aussichten zeichnen sich vor sehr niedrigen Inflationserwartungen ab, die sich deutlich in der New Yorker Fed-Umfrage zu den Verbrauchererwartungen widerspiegeln: per 15. Oktober liegen sie für drei Jahre bei 2,37%. Das ist das niedrigste Niveau seit 2013 und deutlich niedriger als zu Beginn diesen Jahres, wo die Erwartungen noch bei 3% lagen. Die jüngste Umfrage der University of Michigan sowie der 5-year/5year Forward Inflation Swap bestätigen diesen Trend und unterstreichen damit die Zweifel der Märkte, dass der Fed ein Ankurbeln der Teuerungsrate gelingt.
Angesichts einer Konjunkturverlangsamung halten wir es für wahrscheinlich, dass die Fed die US-Wirtschaft mit einer weiteren Zinssenkung zusätzlich absichern will. Das entspricht den Erwartungen der Marktteilnehmer an die aktuelle FOMC-Sitzung: Gemessen an den Fed-Futures-Sätzen gehen 86% von einer Zinssenkung aus. Eine Enttäuschung dieser Erwartungen dürften einen leichten Aufwärtstrend der langfristigen Zinsen seit den Tiefstständen Ende August zur Folge haben.
Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei AllianzGI