Allianz GI CIO Dixmier: Die Fed bleibt in Wartestellung

Die jüngsten Daten für die US-Wirtschaft bestätigen das Szenario einer „weichen Landung“ des Wirtschaftswachstums und der Inflation und sind somit ein konkretes Zeichen dafür, dass die geldpolitische Straffung der US-Notenbank (Fed) Wirkung zeigt. Allianz Global Investors | 11.06.2024 09:54 Uhr
Franck Dixmier, Global CIO Fixed Income bei Allianz Global Investors / © e-fundresearch.com / Allianz Global Investors
Franck Dixmier, Global CIO Fixed Income bei Allianz Global Investors / © e-fundresearch.com / Allianz Global Investors

  • Wir erwarten keine Zinsänderung der Fed auf ihrer kommenden Sitzung am 11. und 12. Juni. Die Fed wird vorerst stärkere Gewissheit im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Inflationsverlangsamung haben wollen, bevor sie einen Zinssenkungszyklus einleitet. 
  • Unsere Erwartungen eines ausgewogeneren Ansatzes zwischen den beiden Zielen der Fed – Preisstabilität und Vollbeschäftigung – deuten auf eine erste Zinssenkung im September 2024 hin. 
  • Wir sind der Ansicht, dass die aktuellen Markterwartungen sehr vorsichtig sind und damit Möglichkeiten bieten, Positionen in der Versteilerung der Renditekurve und der Duration zu stärken.

Ein Rückgang der Auftragseingänge führte dazu, dass der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes (ISM1) im Mai den zweiten Monat in Folge einen Aktivitätsrückgang verzeichnete (48,7 im Mai gegenüber 49,2 im April). Die Nachfrage der privaten Haushalte hat sich unter der Last des langsameren Lohnwachstums und des Rückgangs der verfügbaren Ersparnisse weiter verlangsamt. Ein ähnlicher Trend ist auch auf dem Arbeitsmarkt zu beobachten. Im Mai wurden in der Privatwirtschaft 152.000 Arbeitsplätze geschaffen, gegenüber 188.000 im April2. Der Marktkonsens lag bei 175.000. Der JOLTS-Bericht (Job Openings and Labor Turnover Survey3) für April zeigte einen unerwartet starken Rückgang der unbesetzten Stellen auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren.

Die Inflation im Dienstleistungssektor bleibt zwar tendenziell auf einem hohen Niveau, die von der Fed bevorzugte Messgröße für die Inflation, die PCE-Kerninflation (persönliche Konsumausgaben), stieg im April jedoch nur um 0,2% auf Monatsbasis bzw. um 2,8% auf Jahresbasis4. Dennoch wird die Fed auf ihrer Sitzung am 11. und 12. Juni voraussichtlich vorsichtig agieren und erneut darauf hinweisen, dass sie von der Dauerhaftigkeit der Inflationsverringerung überzeugt sein muss.

Vor dem Hintergrund einer Inflation, die zunehmend unter Kontrolle zu sein scheint, und einer sich verlangsamenden Wirtschaftstätigkeit wird die Fed unserer Meinung nach bei ihren künftigen geldpolitischen Entscheidungen den Schwerpunkt mehr auf die Stärkung des Arbeitsmarktes – ein Ziel ihres übergeordneten Auftrags – legen. Wir gehen davon aus, dass sie in den nächsten Monaten einen ausgewogeneren Ansatz zwischen ihren beiden Zielen – Preisstabilität und Vollbeschäftigung – verfolgen wird. Diese Haltung könnte den Weg für eine akkommodierende Geldpolitik ebnen, mit einer ersten Zinssenkung voraussichtlich im September, wie sie von den Anlegern bereits erwartet wird, aber zugleich auch mit einer offensiveren Zinssenkungspolitik als bislang vom Markt angenommen.

Wir gehen davon aus, dass sich die Markterwartungen in Bezug auf Zinssenkungen der Fed nach dem starken Rückzug seit Anfang des Jahres nicht weiter verändern werden. Die aktuellen Erwartungen erscheinen uns sehr verhalten und dürften Gelegenheiten zum Ausbau von Positionen in der Versteilerung der Renditekurve und der Duration bieten.

Von Franck Dixmier, Global CIO Fixed Income bei Allianz Global Investors 

1 Institute for Supply Management, Mai 2024
2 National Employment Report ADP, ADP Research Institute, 5. Juni 2024
3 US Bureau of Labor Statistics, April 2024
4 Bureau of Economic Analysis, 21. Mai 2024

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