- Wir gehen davon aus, dass die Bank of Japan (BOJ) ihren Leitzins während ihrer Oktober-Sitzung unverändert bei 0,5% belassen wird. Gleichzeitig dürfte sie aber die Weichen für eine nächste Zinserhöhung voraussichtlich im Dezember stellen. Das Risikoszenario hierzu ist ein Zinsschritt erst im Januar.
- In ihren jüngsten Äußerungen schien die BOJ eine Zinserhöhung vorzubereiten. Allerdings haben innenpolitische Unsicherheiten, eskalierenden Handelsspannungen zwischen den USA und China sowie Verzögerungen bei der Veröffentlichung von US-Wirtschaftsdaten die BOJ vor Herausforderungen gestellt.
- Gleichzeitig bleiben die Makrodaten stabil. Der politische Einfluss dürfte moderater ausfallen als ursprünglich befürchtet, und eine weitere Schwäche des japanischen Yen ist nicht wünschenswert. Daher wird BOJ-Gouverneur Kazuo Ueda wahrscheinlich versuchen, den Eindruck zu vermeiden, dass die Bank auf unbestimmte Zeit abwartet.
Trotz einiger Marktspekulationen dahingehend, dass die Sitzung im Oktober „live” – das heißt mit ungewissem Ausgang – sein könnte, gehen wir davon aus, dass die Bank of Japan (BOJ) auf ihrer dieswöchigen Sitzung keine Zinserhöhung beschließen wird. Mehrere Faktoren sprechen gegen eine sofortige Maßnahme: Erstens ist eine Zinserhöhung derzeit am Markt kaum eingepreist. Wir gehen davon aus, dass BOJ-Gouverneur Kazuo Ueda Überraschungen vermeiden möchte. Zweitens sprechen die Unsicherheit aufgrund der erneuten Handelsspannungen zwischen China und den USA sowie die Unklarheit über die Lage der US-Wirtschaft (aufgrund von Verzögerungen bei der Veröffentlichung von Daten im Zusammenhang mit dem Regierungsstillstand) für zusätzliche Vorsicht.
Gleichwohl gehen wir davon aus, dass die BOJ eine moderat restriktive Haltung einnehmen wird, um ihre Absicht zu signalisieren, die Geldpolitik in den kommenden Monaten zu normalisieren. Damit würde sie den Boden für eine Zinserhöhung im Dezember oder möglicherweise im Januar bereiten. Die Erwartung eines längeren Hinauszögerns einer weiteren Straffung aufgrund politischen Drucks erscheint uns verfrüht. Die neue Premierministerin Sanae Takaichi bevorzugt zwar eine lockerere Geldpolitik, sie hat jüngst jedoch ihre Rhetorik gemildert. Außerdem hat ihr Koalitionspartner in der Vergangenheit keine starke Überzeugung hinsichtlich eines laxen geldpolitischen Kurses an den Tag gelegt. Und schließlich muss die BOJ auch die Auswirkungen des schwächeren Yen berücksichtigen, insbesondere da die Währung nach der Wahl von Takaichi abrupt an Wert verloren hat. Wir gehen daher davon aus, dass Gouverneur Ueda ohne sofortige monetäre Maßnahmen dahingehend wirken wird, dass eine weitere Abschwächung der Währung vermieden wird.
Was die Datenlage betrifft, befindet sich die BOJ weiterhin in einer komfortablen Position. Die Gewerkschaft Rengo hat erste Lohnforderungen für die Shunto-Lohnverhandlungen 2026 veröffentlicht (unverändert bei 5%). Dies dürfte die Einschätzung stützen, dass das Lohnwachstum anhalten wird. Die Inflation hat sich zwar zuletzt verlangsamt, der Preisauftrieb liegt aber weiterhin über dem Zielwert und das Wirtschaftswachstum bleibt stabil. In diesem Umfeld kommt dem neuen BOJ-Ausblicksbericht eine große Bedeutung zu. Die Notenbank wird wahrscheinlich weiterhin auf Unsicherheiten hinsichtlich der Zoll-Auswirkungen hinweisen. Zeitungen berichteten jüngst aber auch über eine mögliche moderate Aufwärtskorrektur der Wachstumsprognose.
In diesem Umfeld sind unsere Positionen wie folgt: Mit Blick auf japanische Aktien bleiben wir positiv eingestellt, gestützt durch das robuste globale Wachstum und die Erwartungen einer moderaten, wenn auch nicht überschwänglichen Fiskalpolitik. Im Zusammenhang mit der Wahl der LDP sind einige schnelle Gelder in den Markt geflossen, daher würden wir optionsbasierte Absicherungen hinzufügen. Bei japanischen Staatsanleihen bleiben wir untergewichtet, da Aufwärtskatalysatoren hauptsächlich von der globalen Renditeentwicklung abhängen. Premierministerin Takaichis Spielräume für eine aggressive fiskalische Expansion dürften zwar durch ihre Minderheitsregierung und ihren Koalitionspartner eingeschränkt sein. Gleichzeitig bestehen aber nach wie vor Abwärtsrisiken, da sich lokale Käufer weiterhin zurückhalten. Was schließlich den Yen betrifft, so nehmen wir eine neutrale Haltung ein. Einerseits erscheint uns die plötzliche Schwäche nach der Wahl von Premierministerin Takaichi übertrieben und die jüngste Aufbau von Carry-Positionen könnte sich auflösen. Andererseits sehen wir kurzfristig kaum Aufwärtsimpulse, und das gilt selbst für den Fall, dass die BOJ eine weitere Zinserhöhung bis Januar signalisiert.
Von Gregor Hirt, Global Chief Investment Officer Multi Asset, AllianzGI
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