Sektorielle Strukturbereinigungen
Erfreulich entwickelt sich auch der Agrarbereich: Der Plan „Maroc Vert“ zielt darauf ab, mittels intelligenter Strategien und der Einführung neuer Technologien den Agrarsektor nachhaltig und erfolgreich zu reformieren. Dabei werden Produktionsineffizienzen bereinigt und die Produktion auf höherwertige Agrarprodukte strukturell neu ausgerichtet. Bis 2020 soll mit diesen Massnahmen der Mehrwert des Sektors mehr als verdoppelt werden. Auch im Industriesektor wurden über staatlich-private Joint Ventures moderne Fertigungsstätten errichtet, so zum Beispiel im Automobilbereich über die Renault-Nissan Allianz. Das in Tanger domizilierte Werk, welches jährlich rund 400 000 Fahrzeuge herstellt, gilt zudem als weltweit erstes Automobilwerk, welches nahezu CO2-neutral produziert. Zu den jüngsten Erfolgsgeschichten zählen auch zahlreiche Neuansiedlungen von Zulieferfirmen im Flugzeugbau, die nicht nur von den neu gestalteten marokkanischen Freihandelszonen, sondern auch von den modernen Ausbildungseinrichtungen für die Luftfahrtindustrie profitieren.
Auf der anderen Seite zeigt sich die Regierung aber auch gewillt, Strukturbereinigungen in nicht-kompetitiven Sektoren zuzulassen, so sind etwa aufgrund höherer Mindestlohnvorgaben in der Textilindustrie rund 250 000 Arbeitsplätze nach der Schliessung unrentabler Betriebe abgebaut worden. Diese Beispiele verdeutlichen einen mentalen Richtungswechsel, wonach sich das Land nicht mehr an alte Traditionen klammert, sondern marktwirtschaftliche Herausforderungen proaktiv angeht. Einziger Wermutstropfen: Noch immer werden rund 30% der Wirtschaft im informellen Bereich abgewickelt und damit weder offiziell erfasst noch besteuert. Diese Aktivitäten sollen künftig Schritt für Schritt in den formellen Bereich überführt werden. In zahlreichen Gesprächen mit Vertretern der Politik vermochten wir einen breiten Konsens zu weiteren Reformfortschritten in dieser Richtung auszumachen.
Anlageopportunitäten in Marokko
Der Bankensektor in Marokko ist sehr effizient und profitiert von den vor zehn Jahren eingeführten Reformen. Daran möchten die marokkanischen Banken nun anknüpfen und übertragen ihre Geschäftsmodelle auf andere frankophone Länder wie Senegal und die Elfenbeinküste. So vermochte etwa die Attijariwafa Bank (2.7% Gewichtung im Fonds) bis heute ihren Westafrika-Anteil am Gesamtertrag auf über 20% zu steigern und profitiert damit von den höheren Wachstumsraten in den mit Bankdienstleistungen stark unterpenetrierten Ländern.
Einen anderen attraktiven Anlagebereich stellt der Immobiliensektor dar. Wie oben erwähnt, vermochte Marokko sein nationales Sozialwohnungsprogramm erfolgreich im eigenen Land umzusetzen. An diesem Programm sind ebenso andere Staaten südlich der Sahara interessiert. Mit der Unterstützung der marokkanischen Regierung, welche ihren Regierungskollegen beratend zur Seite steht, und unter Anpassung der Modelle auf die jeweiligen lokalen Besonderheiten gelingt es marokkanischen Immobilienentwickler ihre Angebote verstärkt nach Subsahara-Afrika zu exportieren.
Schliesslich ergeben sich interessante Anlageopportunitäten aus Privatisierungen von Staatsunternehmen, so etwa im Konsumgütersektor. Die Firma Lesieur Cristal etwa fertigte als ehemaliges Staatsunternehmen lediglich ein einziges Speiseöl sowie eine Seife. Vor zwei Jahren führte die Regierung einen strategischen französischen Investor ein, der die Firma stark dynamisierte und auf die effektiven Marktbedürfnisse ausrichtete. Heute werden verschiedene Ölsorten und -qualitäten produziert, die unterschiedliche Marktsegmente bedienen. Die Firma verbreiterte zudem ihr Angebot an Haushalts- und Industrieseifen. Darunter entwickelte sie eine neue Seife, die von Kleidung über Wohnung bis zum eigenen Körper fast alles reinigt – ein in den ärmeren Bevölkerungsschichten begehrtes „Wunderprodukt“, welches sich auch in den südlichen Nachbarländern hervorragend absetzen lässt. Nach erfolgreicher Neuausrichtung und Restrukturierung des Unternehmens brachte der Staat die Aktien letztlich an die Börse (1.1% Gewichtung im Fonds).