Die Zeiten, in denen es sich jede österreichische Fondsgesellschaft leisten wollte (beziehungsweise konnte), einen US- oder Asien-Aktienfonds selbst von Österreich aus zu managen gehören zunehmend der Vergangenheit an und ob des zunehmenden nationalen wie internationalen Kostendrucks auch durchaus verständlich. Spätestens seit dem sich internationale Größen, wie Amundi (im Falle von Bawag PSK Invest und später Pioneer) oder Union Investment (im Falle der Volksbank Invest) am österreichischen Markt breit gemacht haben, wurde offensichtlich, wie viel Potenzial am heimischen Markt durch Produktpalettenkonsolidierung oder der gänzlichen Verlagerung von Produktion (also Fondsmanagement) in die ausländische Zentrale gehoben werden kann.
Als Resultat hat sich der heimische Markt immer mehr weg von einem Produktionsstandort und hin zu einem Absatzmarkt für ausländische Fondsgesellschaften entwickelt. Wie sich diese Entwicklung in Zahlen ausdrücken lässt, haben wir für Sie in der nachfolgenden Grafik zusammengefasst:
Der obige Chart in Worten zusammengefasst: Noch Ende 1999 sind auf jeden in Österreich domizilierten Fonds im Schnitt nur 1,45 weitere „ausländische“ Fonds mit Vertriebszulassung für den österreichischen Markt gekommen. 20 Jahre später – also Ende 2019 –entfallen auf jeden Austro-Fonds durchschnittlich 4,59 „Ausländer“.
Trotz des signifikanten Rückgangs der Fondsanzahl am österreichischen Domizil können sich heimische Fondsselektoren über mangelnde Auswahl also definitiv nicht beschweren: Insgesamt stehen per Ende 2019 10.786 in- und ausländische Fonds zu Verfügung.
Chance liegt in der Spezialisierung
Ist die abnehmende Fondsanzahl am österreichischen Domizil nun negativ zu interpretieren? Freilich ist es um die Arbeitsplätze, die im Zuge der Konsolidierungsmaßnahmen weggefallen oder nach Paris, London, Frankfurt & Co. verlegt wurden schade. Angesichts der Tatsache, dass viele der Produkte aber ohnehin nie eine kritische Größe erreicht hatten und demnach wenig rentabel gewesen sind, dürfte diese Entwicklung nur für wenige Marktteilnehmer tatsächlich überraschend gewesen sein.
So manche österreichische Gesellschaft hat aber bereits früh erkannt, dass diese Entwicklung auch eine große Chance darstellen kann. Mit dem Fokus auf glaubwürdige Spezialisierungsthemen (beispielsweise im Bereich von Ethik- und Nachhaltigkeitsinvestments) kann man sich nämlich nicht nur im eigenen Vertriebsnetzwerk profilieren, auch gänzlich neue Märkte lassen sich dadurch besser erschließen.