Klimaaktivisten gehören auch in Davos mittlerweile zum Bild – und auch am Weltwirtschaftsforum steht der Umgang mit dem Klimaschutz im Fokus. Bewegung gibt es vor allem in der Finanzindustrie. Auch der internationale Kapitalmarkt hat das Thema Nachhaltigkeit erkannt.
Seit 1971 bringt Klaus Schwabe die Spitzen aus internationaler Wirtschaft, Politik, Wissenschaft sowie Zivilgesellschaft im Schweizer Bergdorf Davos zusammen. Fest davon überzeugt, dass die Probleme der Welt nur im Dialog gelöst werden können. Trägt seine Vision Früchte und kann das World Economic Forum zur Lösung der globalen Probleme beitragen? Oder ist es Teil des Problems und dient nur der Durchsetzung der eigenen Interessen der globalen Eliten?
Eines ist sicher: während des Weltwirtschaftsforums in Davos, ist die Welt in Aufruhr: Klimakrise, Brexit, brennende Regenwälder und der Handelskrieg zwischen den Weltmächten USA und China involvieren die Gesellschaft.
Die Wirtschaft gibt den Ton an
Es ist das erste Mal, dass die Wirtschaft den Ton angibt und die Regierungen – so scheint es – hinterher hinken. Zumindest sieht es so aus, wenn man den Blick auf die Reduktion von CO2 Emissionen wirft. Große institutionelle Investoren in Europa wie etwa die Allianz haben sich bereits in einem Zusammenschluss verpflichtet, ihre Anlageportfolios bis 2050 auf Netto-Null-Treibhausgasemission umzustellen. Gestartet hat das Bündnis mit einem Gesamtanlagevermögen von 2,4 Billionen USD. Nach dem Start des Bündnisses im vergangenen September sind weitere große Investoren hinzugekommen und nach Davos wird dieses Anlagevermögen vermutlich bald mehr als doppelt so hoch sein.
Kapitalumschichtungen in Richtung Nachhaltigkeit
Viele große institutionelle Investoren und Vermögensverwalter wollen nachhaltiges Wirtschaften zum neuen Standard für ihre Investitionen machen. Beispiel Kohle Abbau. Bislang auch für viele Finanzinstitute ein ganz normales Geschäft – doch in der Finanzindustrie hat ein grundlegendes Umdenken begonnen. Es wird somit ganz einfach gesagt große Kapitalumschichtungen über die nächsten Jahrzehnte in Richtung nachhaltige Unternehmen und Finanzinvestitionen geben und diejenigen, die sich diesem Thema entziehen wollen, werden dann entsprechend von den Finanzmärkten abgestraft werden.
Nicht nur auf dem Weltwirtschaftsforum, dem Treffpunkt globaler Großkonzerne und Investoren, sondern auch bei regionalen Banken wird mittlerweile Nachhaltigkeit eingefordert. Das passiert natürlich nicht über Nacht, aber irgendwann muss begonnen werden, um irgendwann das Zielniveau zu erreichen.
Diskussion auf Basis des Klimaschutzes
Am diesjährigen Treffen in Davos nehmen etwa 3.000 Vertreter von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft teil. Politik und Wirtschaft liegen ganz eng beieinander – gerade jetzt. Die Politik muss handeln, weil die Ökologie nun die Vorgaben liefert. Deswegen ist die Diskussion in Davos dieses Jahr eine sehr stark politisch-wirtschaftliche auf der Basis des Klimaschutzes.
Von der Leyen hat auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos für ihren Klimapakt geworben. Damit soll die Wirtschaft in der EU klimafreundlich umgebaut werden. Die Rede der EU Kommissionschefin hat zu diesem Themenkreis nicht viel Neues geboten – sie hat den Green-Deal ja schon in Brüssel vorgestellt und dort auch deutlich gemacht, dass etwas passieren muss im Zusammenhang mit dem CO2 und der Klimasituation und auch, dass die EU möglicherweise der erste Kontinent sein könnte, der 2050 klimaneutral ist. Bis 2030 will man CO2 immerhin um die Hälfte reduzieren.
Die Kraft von Kooperationen
Aber das was ihre Rede in Davos an Neuigkeiten zu Tage brachte, mögliche Zusatzzölle für nicht-klimafreundliche Waren, das hat dann auch sofort Reaktionen hervorgerufen. Generell ist das wohl eine Aussage, die politisch noch erhebliche Folgen haben wird, obwohl von der Leyen betonte, sie würde es bevorzugen, die Handelspartner zu überzeugen an gleichen Wettbewerbsbedingungen zu arbeiten – von denen letztlich alle profitieren – anstatt ihnen mit Importschranken zu drohen.
Außerdem sprach sie in ihrer Rede davon, dass man die Kraft der Kooperation, gegründet auf Fairness und gegenseitigem Respekt, neu entdecken müsse. Dieser Meinung bin ich auch!
Und … auch die Tagung in Davos selbst ist umweltfreundlicher geworden, das Kongresszentrum wird mit Solarenergie und Geothermie versorgt.
Susanne Lederer-Pabst ist Finanzanalystin sowie gerichtlich beeidete Sachverständige für den Bank- und Börsebereich und will nachhaltiges, sozialverträgliches Investieren stärker in den Investmentfokus Institutioneller Investoren rücken.
Lederer-Pabst unterrichtet zusätzlich auch an der FH St.Pölten im Masterstudiengang „Wirtschafts- und Finanzkommunikation“ das Fach Cultural Finance mit Schwerpunkt Impact Investing. Das von ihr gegründete Unternehmen „Dragonfly.finance bietet umfassende Beratung zu den Themen „Nachhaltigkeit" und "Impact Investing" speziell für institutionelle Investoren ([email protected]).