Umfrage: Versicherer zeigen sich in der Kapitalanlage trotz Corona risikobereiter

Globale Führungskräfte aus Versicherungsunternehmen erwarten deutliche Veränderungen in ihrer Branche, wie eine neue Studie von BlackRock zeigt. Dies als Folge eines Jahres, indem es galt, unbekanntes Terrain zu durchqueren. Die Studie umfasst Informationen von 360 Führungskräften aus 25 großen Versicherungsmärkten. Insgesamt repräsentieren die Teilnehmer mehr als 24 Billionen Dollar Anlagevermögen und zwei Drittel der Branche. Research | 06.11.2020 13:43 Uhr
© Photo by Kid Circus on Unsplash
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Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die jährliche Studie erscheint bereits zum neunten Mal. Sie zeigt vier herausragende Themen, die bei Versicherern infolge der Pandemie Priorität genießen: Nachhaltigkeit, Widerstandsfähigkeit von Portfolios, Überdenken der Geschäftsmodelle und technologische Transformation. Diese Trends wirken sich auch auf den Risikoappetit und die Vermögensanlage aus: 60 Prozent der Versicherer sorgen sich um eine mögliche negative Wertentwicklung ihrer Anlageportfolios und eventuelle Folgen von COVID für die Anlageergebnisse. Dennoch will etwa die Hälfte ihre Portfoliorisiken in den kommenden zwölf bis 24 Monaten erhöhen. Dabei bevorzugen sie alternative Anlageklassen und Aktien. Gleichzeitig zeigt die Umfrage, dass Versicherer ihre Cash-Quoten hochfahren wollen, da viele auf geeignete Anlagechancen warten.

Nachhaltige Ziele genießen Priorität

Der Studie zufolge denken 78 Prozent der Versicherer, dass die COVID-bedingten Erfahrungen ihren Fokus auf Umwelt- und soziale Kriterien sowie Aspekte guter Unternehmensführung (auf Englisch: Environmental, Social und Governance – kurz ESG) beschleunigen. Im Zuge dessen steigt die Bedeutung von sozialen und Governance-Aspekten. Mehr als 50 Prozent der Teilnehmer investierten vergangenes Jahr in spezielle ESG-Strategien. Weitere 52 Prozent haben ESG zu einer Kernkomponente bei Risikoeinschätzungen im Zuge von Neuanlagen erhoben. Und fast jeder Dritte (32 Prozent) lehnte in den vergangenen zwölf Monaten Anlagemöglichkeiten infolge von ESG-Bedenken ab. ESG hält auf vielfältige Weise Einzug: indem die Kohlenstoffintensität bestehender Portfolios reduziert wird, neue Portfolios im Einklang mit der Pariser Klimavereinbarung aufgebaut werden, und durch thematische sowie Impact-orientierte Ansätze. Auf diese Weise wollen Versicherer auf beiden Seiten ihrer Bilanzen Nachhaltigkeit erreichen.

Charles Hatami, Globaler Leiter der Financial Institutions Group bei BlackRock, kommentiert die Ergebnisse wie folgt: „Das Feedback in der diesjährigen Studie ist weltweit erstaunlich konsistent. Die COVID-Krise beschleunigt strukturelle Trends in einem Jahr, das für die Branche entscheidend sein könnte. Dabei sind Nachhaltigkeit, Technologie und niedrige Zinsen die entscheidenden Treiber. Versicherer müssen ihre Geschäftsmodelle und ihre Portfolios viel schneller neu ausrichten als gedacht. Dies birgt auch Chancen – sei es, die Kundennähe zu verstärken oder Nachhaltigkeit noch tiefer in Investmentansätze zu integrieren.“

Flexiblere Portfolios für mehr Widerstandsfähigkeit

Angesichts anhaltender Unsicherheit und weiterhin niedriger Zinsen wollen fast 60 Prozent der Teilnehmer ihre Portfolios neu ausrichten. Dabei wollen sie qualitativ höherwertige Anlagen mit einer noch breiteren Risikostreuung kombinieren. Zudem wollen sie ihre Portfolios flexibler gestalten und eine starke Governance installieren. Der Risikoappetit ist erstaunlich robust: 47 Prozent wollen ihre Portfoliorisiken erhöhen. Mit Blick auf Makro- und Marktrisiken sorgen sich Versicherer vor allem um die Geopolitik (57 Prozent), um die Volatilität der Vermögenspreise (64 Prozent) und um die Liquidität (58 Prozent). Anhaltend niedrige Zinsen in den Industriestaaten veranlassen sie dazu, sich in bedeutendem Umfang in illiquiden alternativen Anlageklassen und in höher rentierlichen Schwellenländer-Investments zu engagieren.

Marcus Severin, Leiter des Geschäfts mit Versicherern in Deutschland, Österreich und Osteuropa bei BackRock, sagt: „Im Kern der Investment-Ansätze der Versicherer stehen Widerstandsfähigkeit und Risikostreuung. Die jüngsten Ereignisse haben die Wichtigkeit beider Faktoren betont. Zum einen sehen wir den anhaltenden Wunsch nach Diversifizierung, speziell in Richtung Privatmarktanlagen. Zum anderen konzentrieren sich fast zwei Drittel der Unternehmen auf die Qualität und Robustheit ihrer Kreditportfolios. Und sie treffen Anlageentscheidungen nun zügiger.“

Geschäftsmodelle stehen auf dem Prüfstand

Die Pandemie übt zusätzlichen Druck auf eine Branche aus, die sich ohnehin im Wandel befindet. Insofern müssen die verantwortlichen Manager sich künftig darauf konzentrieren, wie sie ihre Geschäftsmodelle neu definieren wollen und wo sie investieren, um Gewinne zu erzielen. Mehr als 60 Prozent der Befragten streben ein flexibleres, zielgerichteteres Produktangebot an. Zudem wollen sie sich angesichts niedriger Zinsen stärker mit ihren Kunden austauschen. Lebensversicherer und integrierte Anbieter wollen innerhalb der kommenden zwei Jahre den Umgang mit speziellen Pandemie-bedingten Risiken (62 Prozent) sowie Lebenspolicen mit Investment-Fokus (57 Prozent) priorisieren. Zudem werden die Geschäftsmodelle überarbeitet, um dem zunehmenden Fokus auf Nachhaltigkeit gerecht zu werden.

Technologische Transformation

Fast 70 Prozent der Versicherer wollen Technologie priorisieren. Denn sie erkennen, dass Technologie die Branche in allen Dimensionen verändert: wie Risiken im politischen Kontext eingeschätzt werden, wie sich Anlageerträge in öffentlichen und Privatmärkten optimieren lassen, wie Produkte an Kunden vertrieben werden und wie sich Organisationen führen lassen, deren Mitarbeiter großteils von zuhause aus arbeiten. Die Branche kann sich deutliche Fortschritte zugutehalten, wie sie ihr Geschäft von außerhalb der Büros weiterführt: Nur 24 Prozent der Teilnehmer berichten von technologischen Hürden.

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