Weltweiter M&A-Hype: Asset-Management-Branche in regelrechtem "Kaufrausch"

Research | 14.04.2022 12:30 Uhr
Michael Klimek, Geschäftsführer der Dolphinvest Consulting / © Dolphinvest Consulting
Michael Klimek, Geschäftsführer der Dolphinvest Consulting / © Dolphinvest Consulting
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Das erste Quartal 2022 bescherte der Asset-Management-Branche eine Fortsetzung des weltweiten M&A-Hypes der Vorjahre. Transaktionen relativ kleiner Verwalter von Privatvermögen, die auch schon das Jahr 2021 dominierten, legten per Ende Februar 2022 noch einmal um 28 % gegenüber demselben Vorjahreszeitraum zu, so beschreibt Michael Klimek, Geschäftsführer der Dolphinvest Consulting, die derzeitige Situation der Asset Management Branche.

2021 hatten die M&A-Aktivitäten in der Asset-Management-Branche bereits einen neuen Rekord erreicht: Mit 392 Transaktionen lag die Branche 53 % über dem Vorjahresniveau, 45 % über dem Niveau des bisherigen Rekordjahres 2019 und deutlich über dem Durchschnitt von 229 jährlichen Transaktionen im Fünfjahreszeitraum von 2016 bis 2020 (Quelle: Piper Sandler).  „M&A-Aktivitäten von Wealth Managern und Private-Equity-Managern dominierten das Geschehen im vergangenen Jahr. Dabei machten kleinere Wealth Manager das Gros der Transaktionen aus. Die Transaktionen im Jahr 2021 entsprachen einer AuM-Gesamtsumme von 3,3 Billionen US-Dollar, was einem Anstieg von 11 % bzw. 158 % gegenüber den Jahren 2020 und 2019 entspricht. Der veröffentlichte Transaktionswert markierte mit einem Volumen von 40 Mrd. US-Dollar den höchsten Stand seit 2007, dem Jahr vor der Globalen Finanzkrise“, konstatiert Klimek. 

Run auf die Privatkunden

Der Trend setzt sich im neuen Jahr fort: Insgesamt stiegen die Transaktionen im Vorjahresvergleich bis Ende Februar 2022 bereits um 4 %. Das Wealth-Management-Segment ist stark fragmentiert und befindet sich in der Konsolidierung. Allerdings gibt es internationale Unterschiede, weiß der Experte: „In den USA gibt es mehr als 5.000 Vermögensverwalter, die weniger als 1 Milliarde US-Dollar an Kundenvermögen verwalten. In Deutschland werden deutlich kleinere Brötchen gebacken: Etwa 50 % aller Vermögensverwalter erwirtschaften weniger als 1 Million Euro an jährlichen Bruttoprovisionserträgen. Das entspricht bei einem unterstellten Provisionssatz von 1 % einem verwalteten Vermögen von höchstens 100 Millionen Euro pro Verwalter. Über den Daumen gepeilt ist das etwa ein Zehntel dessen, was ein kleiner US-Wealth-Manager verwaltet und an Provisionen vereinnahmt.“ 

Bleiben Private-Equity-Manager die Gewinner?

Vom März-Ergebnis auf das restliche Jahr zu schließen, dürfte einem Vabanque-Spiel gleichen. Solange der Ukraine-Krieg und die zuvor bereits existierenden Risiken für Anleihen- und Aktienmärkte (Zinssteigerungen, Inflation, Corona-bedingte Probleme in den Wertschöpfungsketten) fortdauern, dürften die Aussichten für Asset-Management-Dienstleistungen nicht rosig sein. „Sollten die Zinsen nachhaltig steigen, werden die Erträge aus dem Management von Anleiheportfolios fallen, und auch Private-Equity-Fondsmanager werden unter Druck geraten“, prognostiziert Klimek. 

Während die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen von 6,0 % im Jahr 2000 auf etwa 1,5 % 2021 gesunken ist, ist der durchschnittliche Multiplikator für fremdfinanzierte Übernahmen im selben Zeitraum vom 6,8-fachen des EBITDA im Jahr 2000 auf das 12,3-fache gestiegen. Klimek dazu: „Es reichte bereits der Zugang zu spottbilligem Kapital und ein paar, in der Regel fünf bis sieben Jahre Geduld, um in Zeiten beständiger Zinssenkungen als Private-Equity-Manager, insbesondere im Buy-out-Bereich, gut verdienen zu können.“ Steigende Zinsen würden die Spreu vom Weizen im Private-Equity-Fondsmanagement trennen. „Sanken zuvor die Abzinsungssätze und stieg damit der Betrag, den Anleger für ein Zielunternehmen zu zahlen bereit waren, mit dem Barwert seiner Erträge, bedrohen steigende Zinssätze nun den Wert der heutigen Vermögenswerte“, ist der Experte überzeugt. 

Die Erzielung von Renditen werde in dem neuen Umfeld für Private-Equity-Fondsmanager zur Herausforderung. „Dass Private-Equity-Fondsmanager häufig einen erheblichen Teil ihres Eigenkapitals co-investieren, könnte sich gar zu einer existenziellen Herausforderung entwickeln“, sagt Klimek.

Die Folgen: ein härteres Wettbewerbsumfeld, steigender Gebührendruck und erhöhte Erwartungen an den spürbaren Mehrwert von Private-Equity-Managern gegenüber ihren Portfoliounternehmen. Außerdem gäbe es dann längere Fonds-Lock-ups, eine forcierte Erschließung des Privatkundensegments sowie Konsolidierung in der Private-Equity-Branche.

„Vor diesem Hintergrund antizipieren wir für den Fall nachhaltig steigender Zinsen eine abklingende Nachfrage nach Private-Equity-, aber auch anderen Private-Markets-Investmentstrategien und im Gegenzug eine anziehende Nachfrage nach liquiden Anlageprodukten und Absolute-Return-Strategien. Sollte die Ukraine-Krise noch in diesem Jahr beendet werden und sich das Schreckgespenst einer dauerhaften Inflation von deutlich mehr als 2 % p. a. abwenden lassen, dürfte sich dies überaus erfreulich auf die Aktien börsennotierter Asset Manager auswirken", resümiert Michael Klimek.

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