#AssetAllocationForum | Bärenmarktrally oder neuer Bullenmarkt?

Research | 26.08.2022 13:30 Uhr
© e-fundresearch.com / Canva / vom jeweiligen Unternehmen zur Verfügung gestellt
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e-fundresearch.com #AssetAllocationForum | Bärenmarktrally oder neuer Bullenmarkt?

Nach einem überaus enttäuschenden ersten Halbjahr 2022 wechselten die wichtigsten globalen Kapitalmarktsegmente trotz der weiterhin bestehenden Inflationsdynamik und den ungelösten sowie neuen geopolitischen Krisen (Ukraine, Taiwan,...) pünktlich zum Start der Sommerferien in den Erholungsmodus, der sich erst ab Mitte August wieder etwas eintrübte. 

Inwieweit ist der Markterholungstendenz der letzten Wochen zu trauen? Handelt es sich bei den jüngsten Marktentwicklungen um eine klassische Bärenmarktrally oder doch um den Start eines neuen Bullenmarktes? Wie sollte eine taktische Asset Allocation diesem Umfeld Rechnung tragen?

Mit diesen konkreten Fragestellungen hat e-fundresearch.com sein internationales Expertennetzwerk im Rahmen der neuesten #AssetAllocationForum-Ausgabe kontaktiert. Alle Expertenstatements haben wir Ihnen in der nachfolgenden Antwortgalerie sowie weiter unten auch als Antwortauflistung übersichtlich zusammengefasst - wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und wertvolle Anregungen für Ihre Asset Allokation:

Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, BANTLEON AG
© Thomas Wieland

Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, BANTLEON AG

Viele Investoren setzen darauf, dass die Aktienmärkte im 2. Halbjahr ein Comeback feiern. Rückenwind soll dabei speziell von den abnehmenden Zinsängsten und den niedrigen Bewertungen ausgehen. Daneben rechnen viele Auguren nur mit einem kurzen globalen Abschwung. Aus unserer Sicht wird sich dies als trügerische Hoffnung erweisen, denn unsere Analysen lassen nur einen Schluss zu: Die Weltwirtschaft steht vor einer langen Krise, die bis weit ins Jahr 2023 hineinreicht. Deshalb sind spürbare Abwärtskorrekturen bei den Schätzungen zu den Unternehmensgewinnen unvermeidlich. Im Ergebnis sehen wir mit Blick auf die nächsten 12 bis 18 Monate noch ein Kursrückschlagspotenzial an den globalen Aktienmärkten von 20 bis 40%. Entsprechend setzen wir in den Aktienportfolios auf die Defensive und selektieren Unternehmen, deren Geschäftsmodell krisenresistent ist. Zur Ertragsoptimierung bieten sich überdies alternative Aktienstrategien an (z.B. Merger Arbitrage). Insgesamt gewichten wir in der Asset Allocation die sicheren Häfen stärker: Neben Staatsanleihen dürften auch Pfandbriefe, bonitätsstarke Unternehmensanleihen und Corporate Hybrids eine längere konjunkturelle Durststrecke gut überstehen.
Ulrich Urbahn, Head of Multi Asset Strategy & Research, Berenberg
© Berenberg

Ulrich Urbahn, Head of Multi Asset Strategy & Research, Berenberg

Wir gehen davon aus, dass die Anleger zuletzt etwas zu sorglos geworden sind. Die Konjunktur dürfte sich über die nächsten Monate weiter eintrüben, vor allem in Europa – mit den entsprechend negativen Konsequenzen für die Unternehmensgewinne. Wir setzen in diesem Umfeld auf eine Kombination aus wachstumsstarken Qualitätsinhalten und einem breiten Rohstoff-Exposure. Wir halten darüber hinaus auch eine erhöhte Kasse, um etwaige Opportunitäten nutzen können. Wir rechnen nämlich mit einer Zunahme der Volatilität in den Herbst hinein, auch weil die Zentralbanken dem Markt weiterhin Liquidität entzieht. Die pessimistische Anlegerstimmung und geringe Positionierung der Anleger dürfte jedoch das Abwärtspotenzial bei Aktien begrenzen.
Alexander Pirpamer, Geschäftsführer und Leitung Portfolio Management, BlackPoint Asset Management GmbH
© BlackPoint Asset Management GmbH

Alexander Pirpamer, Geschäftsführer und Leitung Portfolio Management, BlackPoint Asset Management GmbH

Die Gretchenfrage lautet doch, ob sich die Erholung trotz Inflation, Energiekrise und Rezessionsgefahren fortsetzt. Wir bevorzugen unter den aktuellen Rahmenbedingungen eine etwas defensivere Ausrichtung. Wir setzen auf stabile und defensive Unternehmen, die eine gewisse Preissetzungsmacht haben. Dadurch begegnen wir einer möglichen Rezessionsgefahr mit einem robusten, ausgewogenen Portfolio. Die hohen Energie- und Lebensmittelpreise üben weiter einen hohen Druck auf die Aktien- und Anleihemärkte aus – auch wenn sich die Finanzmärkte im Juli deutlich erholen konnten. Da es sich um eine Angebotskrise handelt, rechnen wir mittelfristig weiter mit hohen Energiepreisen, auch wenn sich die Lage in der Ukraine etwas entspannen sollte. Aus unserer Sicht sprechen die Daten aktuell dafür, dass der Höhepunkt der Inflation überschritten wurde. Sollte sich dies als nachhaltig erweisen, werden wir die Aktienquote weiter erhöhen. Zuletzt hatten wir unter anderem in große Technologiewerte wie Microsoft, Apple oder Alphabet investiert. Diese Titel waren in der Vergangenheit häufig hoch bewertet, nach der Korrektur im ersten Halbjahr ergaben sich jedoch wieder attraktive Investitionsmöglichkeiten.
Aneeka Gupta, Direktorin im Bereich Makro-Research, WisdomTree
© WisdomTree

Aneeka Gupta, Direktorin im Bereich Makro-Research, WisdomTree

Da die Rezessionsrisiken in allen Volkswirtschaften zunehmen, der Zeitpunkt und die Intensität jedoch ungewiss bleiben, sollten Anleger bei ihrer Aktienallokation vorsichtig sein. Ziel sollte es sein, vielseitige Portfolios aufzubauen, die sich an schnell wechselnde Marktbedingungen anpassen können und auch bei unerwarteten Ereignissen robust bleiben. Traditionell defensive Aktien wie Minimum-Volatility-Werte (Min Vol) oder Versorger weisen in der Regel eine starke Defensivität in Form niedriger Volatilität und geringerer Verluste auf. Sie besitzen jedoch auch ein begrenztes Potenzial in aufwärts tendierenden Märkten. Dagegen bieten die Faktoren Qualität und hohe Dividenden ausgewogenere Risiko-Ertrags-Profile und ermöglichen eine größere Vielseitigkeit. Sie sind nach wie vor eher defensiv ausgerichtet, können aber auch sehr effizient Marktpotenziale nutzen. Hochwertige Unternehmen zeigen ein Allwetter-Verhalten, das ein Gleichgewicht zwischen langfristigem Vermögensaufbau und Schutz des Portfolios in wirtschaftlichen Abschwüngen schaffen kann. So lassen sich robuste Portfolios erstellen. Dies macht Qualitätswerte zu idealen Kandidaten für eine strategische, langfristige Kerninvestition in Aktien.
Sébastien Galy, Senior-Makrostratege, Nordea Asset Management
© Nordea Asset Management

Sébastien Galy, Senior-Makrostratege, Nordea Asset Management

Die im Juni begonnene Rallye an den globalen Aktienmärkten wirft bei vielen die Frage auf, ob es sich dabei nur um eine Bärenmarktrallye handelt oder ob etwas Fundamentales dahintersteckt. Die wahrscheinlichste Antwort ist, dass der Markt zunehmend optimistischer wird, weil die Form der bevorstehenden Konjunkturabschwächung und vor allem der späteren Erholung nun besser greifbar erscheint. Die Anleger müssen jedoch aufpassen, dass sie sich ihrer Sache nicht zu sicher sind. Die noch bevorstehenden Schocks durch eine straffere Geldpolitik sollten allerdings Einstiegsgelegenheiten bei Qualitätsunternehmen schaffen, die sowohl günstig bewertet sind als auch starke Cashflows bieten – außerdem bei börsennotierter Infrastruktur, einigen „grünen“ Aktien und Immobilien. Auf Index-Ebene – und damit für passive Investoren – sehen wir zwei große Probleme, nämlich zum einen ein hohes Klumpenrisiko in Titeln wie Apple und zum anderen das „Risiko“ eines Iran-Abkommens, das die Ölpreise deutlich nach unten drücken würde, nachdem dieser Sektor zuletzt eine starke Outperformance erzielt hat.
Beat Thoma, CIO, Fisch Asset Management
© Fisch Asset Management

Beat Thoma, CIO, Fisch Asset Management

Die Marktentwicklungen kommen mir vor wie ein Strohfeuer, während das Gewitter am Horizont aufzieht. Die Flammen züngeln hoch, doch die kalte Dusche ist absehbar. Doch um die Frage konkret zu beantworten: ich sehe eine Bärenmarktrally und keinen Start eines nachhaltigen Bullenmarkts. Allerdings erscheint mir die Luft noch nicht raus zu sein aus der Bärenmarktrally und sie kann durchaus noch bis zum Herbst andauern. Insbesondere ein Faktor, den die Märkte noch nicht richtig widerspiegeln, begründet meine Ansicht. Es ist Geschwindigkeit und die Größenordnung der Bilanzverkleinerung der US-Notenbank. Wenn die Fed mit unvermindertem Tempo ihr Quantitative Tightening fortführt, geht die Bärenmarktrally unweigerlich zu Ende. Zudem fallen die Geldmengen M1 und M2 in den USA deutlich. In einem derartigen monetären Umfeld sind Markterholungen meiner Ansicht nach klar beschränkt und mit Vorsicht zu genießen. Angesichts der zu straffen US-Geldpolitik positionieren wir uns in sämtlichen Strategien neutral bis leicht defensiv, bis sich ein Kurswechsel der US-Notenbank abzeichnet. Auf mittlere Sicht könnte dann aber das Gewitter vorbeiziehen und der nächste Bullenmarkt folgen.
John Vail, Chief Global Strategist, Nikko Asset Management
© Nikko Asset Management

John Vail, Chief Global Strategist, Nikko Asset Management

Die Rally bis Mitte August beruhte darauf, dass geopolitische Faktoren kurzfristig weniger besorgniserregend schienen, was in Verbindung mit einer strafferen Geldpolitik auf die Rohstoffpreise drückte. Dies wiederum nährte die Hoffnung auf Zinssenkungen im kommenden Jahr. Mehrere Fed- und EZB-Vertreter äußerten jedoch wenig Vertrauen in dieses Szenario, und so schlossen die Märkte Zinssenkungen der Fed im kommenden Jahr praktisch aus und korrigierten wieder. Unsere langfristigen Aussichten bleiben aber positiv. Vor allem Japan ist sehr attraktiv bewertet und hat weniger geopolitische Sorgen als Europa. Die bisherige Schwäche des Yen beflügelt insbesondere die Umrechnungsgewinne der japanischen Unternehmen aus dem Ausland. Jetzt dürfte sich der Kurs des Yen beruhigen. Das hätte zum jetzigen Zeitpunkt den Vorteil, dass sich die steigenden Gewinnerwartungen positiv auf die Kurse auswirken, ohne dass größere Wechselkursverluste drohen. Attraktive Dividendenrenditen und umfangreiche Rückkäufe machen ein solches Investment in vielerlei Hinsicht defensiv. Lieferketten- und Inflationsprobleme sind hier weniger präsent, und der bald zunehmende Fremdenverkehr dürfte zusätzlich beflügeln.
Yoram Lustig, Head of Multi-Asset Solutions, EMEA & LATAM, T. Rowe Price
© T. Rowe Price

Yoram Lustig, Head of Multi-Asset Solutions, EMEA & LATAM, T. Rowe Price

Nur die Zeit wird zeigen, ob die Erholung der Aktienmärkte seit Mitte Juni der Beginn einer neuen Hausse oder einer Bärenrallye war. Die Märkte sind mit Unsicherheiten behaftet: eine hohe Inflation mit unklarer Dynamik, geldpolitische Entscheidungen, welche die finanziellen Bedingungen verschärfen, ein stagnierendes Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig niedriger Arbeitslosigkeit und große geopolitische Spannungen, darunter Krieg, Covid und Dürren. Wenn die Marktentwicklung weitgehend von politischen Entscheidungen und Politikern beeinflusst wird, ist besondere Vorsicht geboten. Ein Grund für die Markterholung war die Hoffnung, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht hat und die Zentralbanken - insbesondere die US-Notenbank - zu einer lockeren Politik übergehen würden. Die Zentralbanken müssen jedoch die Inflation bekämpfen. Ein Umschwenken auf eine akkommodierende Politik ist unwahrscheinlich, solange die Mission nicht erfüllt ist. Um die Inflation zu zähmen, muss die Arbeitslosigkeit steigen, und die Wirtschaftstätigkeit sollte sich verlangsamen. So weit sind wir noch nicht.
Robert M. Almeida, Jr., Portfoliomanager und Global Investment Strategist, MFS Investment Management
© MFS

Robert M. Almeida, Jr., Portfoliomanager und Global Investment Strategist, MFS Investment Management

Die Erholung an den Märkten diesen Sommer beruhte auf Hoffnungen: auf einen Höhepunkt der Inflation und Lockerungen der finanziellen Bedingungen. Die Märkte werden enttäuscht sein, wenn sie erfahren, dass die Inflationsschlacht noch lange nicht vorbei ist. Hinzu kommt, dass mit nachlassendem Wachstum auch die Einnahmen der Unternehmen sinken. Unternehmen haben aber Fixkosten, die durch Einnahmen gedeckt werden müssen. Diese Kosten sind jetzt strukturell höher als zuvor, wegen steigender Arbeitskosten, höherer Kreditzinsen und der Einhaltung von ESG-Richtlinien. Dies wird zu niedrigeren Gewinnmargen führen – und der schon lange fälligen Anpassung der Wertpapierkurse an die Realität. Egal ob Aktien oder Anleihen, die Fundamentaldaten der Unternehmen werden wieder die wichtigsten Faktoren für die Rendite der Anleger. Qualitativ hochwertige, Cashflow-generierende Vermögenswerte, unabhängig von Stil oder Kategorie, sind der richtige Weg für den Aufbau eines Portfolios. Zum Vergleich: In den späten 1970er Jahren, als die Renditen am Aktienmarkt stagnierten oder negativ waren, gab es trotzdem viele Unternehmen, die die hohe Inflation meistern und Wertzuwachs erzielen konnten.
Altaf Kassam, EMEA Head of Investment Strategy and Research, State Street Global Advisors
© State Street Global Advisors

Altaf Kassam, EMEA Head of Investment Strategy and Research, State Street Global Advisors

Der Ukraine-Krieg hat das Risiko einer Stagflation erhöht: Die Zentralbanken haben deutlich gemacht, dass die Inflation sinken muss, auch auf Kosten des Wachstums. Die Inflation wird sich im zweiten Halbjahr nicht schnell genug verlangsamen, um die Zentralbanken zu beruhigen und mit Zinssenkungen rechnen zu können. Obwohl Rohstoffpreise gesunken sind, bleiben die "hartnäckigeren", insbesondere bei Lebensmitteln, hoch und drohen sich zu verfestigen. Das veranlasst die Notenbanken weiter zu einer restriktiven Haltung, und wegen der verzögerten Wirkung von Zinserhöhungen besteht die Gefahr, dass wir zur Jahreswende global in ein stagflationäres Umfeld eintreten. Das Risiko steigt, dass sich die Inflation und die geopolitischen Spannungen auf Unternehmensgewinne auswirken und Aktien wie auch Anleihen belasten. Die Prognosen bleiben angesichts der hohen Unsicherheit vage, was die Volatilität erhöht. Unternehmen werden sich entscheiden müssen, ob sie Kosten absorbieren und Gewinnspannen verringern oder diese weitergeben und den Absatz gefährden. Wenn angenommen wird, dass die Inflation hartnäckiger ist als gedacht, so dass die angenommenen Zinssenkungen für 2023 optimistisch sind, könnte ein Abwärtsdruck auf Risikoanlage entstehen.
Zoltan Schaumburger, Portfoliomanager, Vermögensmanagement EuroSwitch
© Vermögensmanagement EuroSwitch

Zoltan Schaumburger, Portfoliomanager, Vermögensmanagement EuroSwitch

Die jüngste Erholung am Aktienmarkt kann zum Großteil auf die fallenden Kapitalmarktzinsen zurückgeführt werden. Gleichzeitig erwarten einige Marktteilnehmer, dass der jüngste, scharfe Zinsanstiegszyklus der Fed sich im Dezember dem Ende neigt. Für Volatilität könnte in den kommenden Monaten der Pfad der Zinsanhebungen sorgen, der wiederum v. a. von den Inflations- und Arbeitsmarktzahlen bestimmt wird. Nicht zuletzt werden Marktteilnehmer in den nächsten Quartalszahlen versuchen herauszulesen, inwieweit die konjunkturelle Abkühlung und die Inflation tatsächlich die Unternehmen belasten. Global ist China hervorzuheben: Der Gesamtmarkt durchläuft bereits seit Monaten einen Konsolidierungsprozess, erfährt aber jüngst verstärkt fiskalische und monetäre Unterstützung. In Kombination mit den niedrigen Bewertungsniveaus könnte der chinesische Aktienmarkt in den kommenden Monaten positiv überraschen. Last but not least besteht ein modernes Multi-Asset-Portfolio unserer Meinung nach zu einem signifikanten Anteil an Liquid Alternatives – hier sehen wir im derzeit anspruchsvollen konjunkturellen Umfeld insbesondere im marktneutralen als auch im makro-Segment attraktive Konzepte.
Oliver Blackbourn, Portfoliomanager, Janus Henderson Investors
© Janus Henderson Investors

Oliver Blackbourn, Portfoliomanager, Janus Henderson Investors

Trotz der Risiken in der ersten Jahreshälfte, reagierten die Aktienmärkte am stärksten auf die realen Anleiherenditen. Der Kurswechsel der Zentralbanken ließ die Bewertungen der meisten Anlageklassen fallen, während die Realrenditen in die Höhe schnellten. Als Folge waren viele kurzfristige Stimmungsindikatoren negativ. Die Erholung überraschte nicht – der Markt hatte schon den Inflationshöhepunkt, die Wachstumsschwäche und daher moderate Zinsen erwartet. Aufgrund des Pessimismus der Anleger und der geringen Liquidität in den Sommermonaten, bedurfte es keines großen Stimmungsumschwungs, um eine Rallye auszulösen. Die Dauer des Aufschwungs wird davon abhängen, wie schnell die Inflation zurückgeht, wie die Zentralbanken den Kostendruck bewerten und wie stark das Wachstum bleibt. Die Arbeitsmärkte werden für die Inflationsbeobachter von zentraler Bedeutung sein. Die Zentralbanken scheinen fest entschlossen, die Inflation zu senken sowie den schmalen Grat zu einer sanften Landung zu meistern. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass dies bei einer so extremen Ausgangssituation kaum möglich ist. Nach einer kräftigen Rallye wird in Risikoanlagen weniger Rezessionsrisiko eingepreist.
Enguerrand Artaz, Fondsmanager, LFDE
© LFDE

Enguerrand Artaz, Fondsmanager, LFDE

Die Sommerrallye wurde von drei Hauptfaktoren angetrieben. Erstens: eine günstige Marktstimmung, nachdem im Juni extremer Pessimismus herrschte. Zweitens fielen die Veröffentlichungen der Unternehmensgewinne für das zweite Quartal, die zuvor für viel Unruhe gesorgt hatten, besser als erwartet aus. Und schließlich wurde die Rede der Fed auf ihrer Juli-Sitzung als Türöffner für eine künftige Wende hin zu einer weniger restriktiven Geldpolitik angesehen. Diese Bewegung hat an Schwung verloren, besonders nach den aggressiven Reden der Fed-Mitglieder. Diese erinnerten Anleger daran, dass die Zeit in der die Zentralbank immer restriktiver wird, zwar vorüber ist, sie aber weit davon entfernt ist, wieder wirklich akkommodierend zu werden. Darüber hinaus deuten viele technische Indikatoren auf ein überkauftes Niveau hin. Wir sind der Meinung, dass es starker fundamentaler Katalysatoren bedarf, wie etwa einem echten "Dovish"-Schwenk der Zentralbanken oder dem Ende des Krieges in der Ukraine, um die scheinbare Bärenmarkt-Rallye in einen neuen Bullenmarkt zu verwandeln. Wir gewichten aktuell Aktien unter und nutzen das niedrige Volatilitätsniveau, um uns über Optionen abzusichern.
Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research, Invesco
© Invesco

Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research, Invesco

Ich vermute, dass es sich um eine Bärenmarktrallye handelt. Meine historische Analyse der S&P 500-Bärenmärkte zeigt, dass eine Erholung kurz nach einem Rückgang des Index um 20 % (die übliche Definition eines Bärenmarktes) durchaus üblich ist, dass aber das weitere Vorgehen davon abhängt, ob es eine Rezession gibt oder nicht. Wenn es keine Rezession gibt, steigt der Markt in der Regel weiter an. In Bärenmärkten, die mit einer Rezession einhergehen, neigt der Markt jedoch dazu, erneut zu kippen und neue Tiefststände zu erreichen. Auch wenn der Markt durch das Erreichen des Inflationsgipfels beruhigt sein mag, glaube ich, dass sich die US-Wirtschaft verlangsamt und ein ernsthaftes Rezessionsrisiko besteht. Daher besteht die Gefahr, dass die Aktienmärkte in den kommenden Monaten schwächer werden, vor allem wenn sich die Wirtschaftsdaten abschwächen, was meiner Meinung nach der Fall sein wird. In der Tat könnte man argumentieren, dass die Schwäche der Aktienmärkte bisher auf die steigenden Anleiherenditen und nicht auf die wirtschaftliche Schwäche zurückzuführen ist. Dieser Teil des Bärenmarktes könnte noch bevorstehen. Bärenmärkte erreichen ihren Tiefpunkt in der Regel nicht, bevor die Rezession überhaupt begonnen hat.
Dr. Anja Hochberg, Leiterin Multi Asset-Solutions, Swisscanto
© Swisscanto

Dr. Anja Hochberg, Leiterin Multi Asset-Solutions, Swisscanto

Wir positionieren uns klar für eine Bärenmarktrally, die bereits zeitnah von einer Korrektur abgelöst werden dürfte. In überverkauften und saisonal bedingt weniger liquiden Märkten haben erste Zinssenkungsfantasien ein kurzfristiges Strohfeuer entfacht. Wir erwarten, dass die konjunkturelle Abschwächung und die weiterhin intensiv agierenden Zentralbanken eine nochmalige Korrektur auslösen. Die aktuelle Bewertung erachten wir als deutlich zu hoch, insbesondere weil sich die Gewinnerwartungen (rund 10% global) in einem Rezessionsszenario als zu hoch erweisen dürften. Zudem dürfte der weitere Entzug von Liquidität durch die Notenbanken aktuell kein Sicherheitsnetz zur Verfügung stellen. Auch in "normalen" Rezessionen, in denen die Notenbanken weniger stark durch die Inflationsentwicklung unter Druck gesetzt werden, korrigieren Aktienmärkte mehr als 30 Prozent. Aktuell sehen sich unseres Erachtens die Notenbanken gezwungen, ein klares Inflations-Primat zu setzen, das die Aktienkorrektur verstärken kann. Wenngleich wir Aktien untergewichtet sind, identifizieren wir jedoch Alpha-Opportunitäten in Aktienregionen (zum Beispiel China) oder Sektoren (Clean Energy).
Marco Willner, Head of Investment Strategy, NN Investment Partners
© NN Investment Partners

Marco Willner, Head of Investment Strategy, NN Investment Partners

Wir befinden uns in einer Bärenmarktrally – die Erfahrung aus früheren Zyklen sowie der Ausblick für Konjunktur, Geldpolitik und Unternehmensgewinne legen diesen Schluss nahe. Die jüngste Erholung wurde durch ein übertrieben negatives Sentiment, dem Ausbleiben einer fatalen Berichtssaison und Hoffnungen auf ein vorzeitiges Ende des US-Zinszyklus ausgelöst. Diese Treiber lassen nach, während zahlreiche Risiken verbleiben: Jerome Powell dürfte bei seiner Rede in Jackson Hole an den Zinsanhebungen und der Beschleunigung der quantitativen Straffung festhalten, auch wenn die US-Inflationsraten den Zenit überschritten haben sollten. Europa durchläuft eine Energiekrise, was die hiesige Inflation antreiben dürfte. Die viel beachteten Einkaufsmanagerindizes dieser Woche sind ein weiterer Beleg, dass sich die Konjunktur in den USA und Europa eintrübt. Dieser Mix aus globaler Konjunkturabschwächung, Zinsanhebungen und hohen Energiepreisen dürfte die Unternehmensgewinne belasten. Deswegen sind wir bei Aktien zurückhaltend – dies gilt global und besonders für Europa. Bei den Branchen bevorzugen wir eine defensive und qualitativ hochwertige Ausrichtung, zum Beispiel Gesundheit und Versorger.
Alan Mudie, Chief Investment Officer, Woodman
© Woodman

Alan Mudie, Chief Investment Officer, Woodman

Bärenmärkte erleben in der Regel mehrere starke Erholungen, bevor sie zu Ende gehen, und weisen in der Regel die grössten täglichen Aufschwünge auf. Daher sollte die starke Erholung im Sommer nicht überraschend gewesen sein. Am Tiefpunkt eines Bärenmarktes ist es üblich, dass sich die Anleger abwenden, was wir derzeit nicht beobachten können. Im Gegenteil, Aktienfonds haben seit Jahresbeginn Nettozuflüsse verzeichnet (195 Mrd. USD laut EPFR), und der VIX-Index blieb deutlich unter den Werten, die normalerweise Panik signalisieren. Und die Spekulationslust des Kleinanlegers - wie die Manie bei den Aktien von Bed Bath and Beyond zeigt - ist nicht verschwunden. Die Anleger wurden in den letzten zehn Jahren durch die Liquiditätsspritzen der Zentralbanken darauf konditioniert, die fallenden Kurse zu kaufen. Doch jetzt schrumpfen die Zentralbanken ihre Bilanzen und erhöhen die Zinsen, um die Inflation zu bekämpfen, was bedeutet, dass weniger Liquidität die Märkte beflügelt und die überzogenen Bewertungen unter Druck setzt. Und da steigende Löhne und Preise die Gewinnspannen aufzehren, deutet das fundamentale Umfeld für Aktien darauf hin, dass der Bärenmarkt noch nicht vorbei ist.
William Davies, Global CIO, Columbia Threadneedle Investments
© Columbia Threadneedle Investments

William Davies, Global CIO, Columbia Threadneedle Investments

Die Märkte befinden sich in diesem Jahr in einem schwierigen Umfeld: Die anhaltende Inflation trifft auf steigende Energie- und Rohstoffpreise, worauf die Zentralbanken mit Zinserhöhungen und einer strafferen Geldpolitik reagieren. Darüber hinaus schürt die Besorgnis über die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums die Angst vor einer Rezession, die bis zum Ende des Jahres fast sicher ist. Wo bleiben wir also? In gewissem Masse waren wir schon einmal hier. Für uns ist entscheidend, wie stark der Abschwung ausfallen wird und wie lange und tief die Rezession sein wird. Europa wird von beidem am stärksten betroffen sein, was vor allem auf die Abhängigkeit von Öl und Energielieferungen aus Russland zurückzuführen ist. Die 2022 zu beobachtenden Einbrüche am Aktienmarkt wurden jedoch etwas eingepreist, und wir gehen davon aus, dass die Zinsen in den verbleibenden Monaten nicht mehr wesentlich steigen werden. Als langfristige Anleger wollen wir daher die aktuelle Marktvolatilität überwinden und in Qualitätsunternehmen mit soliden Bilanzen investieren, die auch in Zeiten hoher Inflation Druck auf den Gewinn aushalten und ihre Preissetzungsmacht aufrechterhalten können.
Pierrick Geel, Business Development Manager, abrdn
© abrdn

Pierrick Geel, Business Development Manager, abrdn

Die Märkte machten während der Sommerpause einiges an verlorenem Boden gut, wobei US-Aktien mit einem Plus von 9,3 % im Juli die beste Performance bei den wichtigsten Anlageklassen erzielten und die Verluste im bisherigen Jahresverlauf auf -13 % verringerten. Für die Zukunft sind die Aussichten nicht so rosig. Die Unternehmensgewinne schlagen eine sehr niedrige Messlatte und ein sich verschlechterndes makroökonomisches Umfeld dürfte die Gewinne im weiteren Verlauf des Jahres schmälern. Wir rechnen mit umfangreichen Gewinnkorrekturen nach unten in der Q3 Ertragssaison. Wir gehen davon aus, dass die aggressive Zentralbankpolitik zur Bekämpfung der Inflation die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen wird. Die Anleihemärkte preisen zwar kurzfristige Zinserhöhungen ein, nicht aber die nachfolgenden Zinssenkungen, die zur Wiederbelebung des Wirtschaftswachstums erforderlich sind, so dass sich Chancen in Duration-Assets ergeben. Wir halten an einer Untergewichtung von hochverzinslichen Anleihen und Aktien fest, kombiniert mit einer Übergewichtung von Staatsanleihen der Industrieländer und qualitativ hochwertige Unternehmensanleihen im Bereich Investment Grade.
Francesco Sedati, Head of Equity Research & Portfolio Management Team, Eurizon
© Eurizon

Francesco Sedati, Head of Equity Research & Portfolio Management Team, Eurizon

1. Wir denken, dass es sich um eine Bärenmarktrallye handelt, die durch das Anlegersentiment und bessere Inflationsdaten ausgelöst wurde. Allerdings sind viele Probleme, die den Kurseinbruch ausgelöst haben, noch ungelöst. Es scheint zu früh, um von einem Sieg über die Inflation zu sprechen: Die durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine ausgelöste Energiekrise ist noch nicht gelöst, und die Beschäftigungsdaten in den USA üben Druck auf die Löhne aus. Außerdem kämpft China, eine nennenswerte Beschleunigung der Wirtschaftsdynamik zu erreichen. Wir sind der Ansicht, dass das zweite Halbjahr 2022 noch erhebliche Risiken birgt und würden zu einer vorsichtigen Positionierung neigen. 2. In der Vermögensallokation bevorzugen wir eine lange Anleihenduration und defensive/wachstumsorientierte Aktien. Wir glauben, dass die Konjunkturabschwächung zum Jahresende das wichtigste Thema sein wird. Die monetären Bedingungen in den USA und Europa und die gestiegenen Preise dürften die Verbrauchernachfrage weiter verlangsamen, was sich in den Unternehmensgewinnen des dritten Quartals niederschlagen könnte. Vor diesem Hintergrund rechnen wir mit niedrigeren Anleiherenditen und einer besseren Performance von defensiven und von Wachstumswerten.
Roland Himmelfreundpointner, Leiter KEPLER Asset Allokation, KEPLER-FONDS KAG
© Erwin Wimmer

Roland Himmelfreundpointner, Leiter KEPLER Asset Allokation, KEPLER-FONDS KAG

Die aktuelle Markterholung ist mit Vorsicht zu genießen, mittelfristig überwiegen die Risiken, aktuelle Rallye nicht nachhaltig – das sind Statements ausgewählter Analysten und Fondsmanager zur aktuellen Marktentwicklung. Viele Investoren haben in diesem Marktumfeld „risky assets“ reduziert und sind aktuell deutlich defensiver positioniert als in den vergangenen Jahren. Von der Börseneuphorie der letzten Jahre ist nicht mehr viel zu spüren und angesichts der Untergangsstimmung in den Medien hat mittlerweile ein allgemeiner Pessimismus an den Märkten um sich gegriffen. Wir sind insgesamt nicht so negativ gestimmt und sehen in gewissen Assetklassen durchaus Chancen. In unseren Muli-Asset-Mandaten überwiegen daher weiterhin die Argumente, die für ein Festhalten an der gegenwärtigen Ausrichtung (neutrale Gewichtung von Aktien, Übergewicht bei High Yield Anleihen, deutliches Untergewicht bei nominellen Staatsanleihen und taktische Beimischung von Wandelanleihen) sprechen. Wir glauben, dass ein Großteil der Unsicherheiten bereits in Kursen eingepreist ist. Voraussetzung dafür ist, dass es zu keiner tiefen Rezession kommt und die Inflationsraten ihren Höhepunkt gesehen haben.
Silvia Dall’Angelo, Senior Economist, Federated Hermes Limited
© Federated Hermes Limited

Silvia Dall’Angelo, Senior Economist, Federated Hermes Limited

Wir deuten die jüngsten Kursbewegungen nach wie vor eher als eine Bärenmarktrally und weniger als einen neuen Bullenmarkt. Aktuelle Daten, wonach die Gesamtinflation ihren Höhepunkt erreicht haben könnte, sowie ein robuster Arbeitsmarkt stimmten den Markt zuversichtlich, dass der Fed eine so genannte weiche Landung gelingen könnte. Wir weisen jedoch darauf hin: Eine weiche Landung ist zwar möglich, kommt aber nur selten vor. Es wird für die Fed schwierig sein, das richtige Maß an Straffung zu finden, um die Inflation wieder auf das Zielniveau zu bringen, ohne dem Arbeitsmarkt zu schaden. Gleichzeitig haben sich die globalen Wachstumsaussichten deutlich verschlechtert. Zum einen wird Westeuropa wahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte in eine Rezession geraten. Zum anderen ist der chinesische Aufschwung im Juli ins Stocken geraten und wird wahrscheinlich gedämpft bleiben. Insgesamt deutet unser makroökonomisches Basisszenario für das kommende Jahr darauf hin, dass es für die Entstehung eines Bullenmarkts noch zu früh ist.
James Butterfill, Head of Research, CoinShares
© CoinShares

James Butterfill, Head of Research, CoinShares

Die Pandemie, die Ukraine-Krise sowie die schwelende Eskalation in Taiwan, haben eine wirtschaftliche Volatilität ausgelöst, die es besonders schwierig macht, die Inflation vorherzusagen. Frühindikatoren deuten darauf hin, dass sie ihren Höhepunkt bereits erreicht hat, insbesondere wenn man sie im Zusammenhang mit den sehr schwachen wirtschaftlichen Frühindikatoren wie den Einkaufsmanager-Daten aus Deutschland betrachtet. Diese deuten darauf hin, dass die Rezession in Europa bereits eingetreten ist. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die erste Phase der Rezession eine Stagflation sein könnte, die dann in eine ausgewachsene Rezession überginge. Eine Deeskalation des Konflikts in der Ukraine würde die Aussichten für die Energiekosten drastisch verändern und das Ausmaß einer Rezession deutlich verringern. In diesem äußerst unsicheren Umfeld sind zinssensitive Anlagen besonders anfällig. Hier besteht ein hohes Risiko, dass die Zentralbank geldpolitische Fehler begeht. Daher ist es ratsam, in "Absicherungen" gegen solch unterschiedliche Entwicklungen zu investieren, anstatt zu versuchen, festzustellen, ob es sich um eine Bärenmarktrallye oder einen neuen Bullenmarkt handelt.
Cristian von Angerer, CIO, Inyova
© Inyova

Cristian von Angerer, CIO, Inyova

Es gab wohl in der Vergangenheit kaum Phasen, in denen die Märkte mit so vielen unterschiedlichen Faktoren gleichzeitig kämpfen mussten. Insofern ist die Vorhersage, ob ein Bullen- oder Bärenmarkt wahrscheinlicher ist, gegenwärtig kaum zu treffen. Die bekannten Makroindikatoren deuten allerdings eher auf künftigen Stress hin. So erwartet eine große Anzahl an Marktteilnehmern eine Rezession Ende des Jahres oder zu Beginn von 2023. Unsere strategische Asset Allokation haben wir mit Blick auf einen makroökonomischen Regimewechsel, hin zu einem erhöhten Zinsumfeld und anhaltend höherer Inflation bereits angepasst. Die Portfolios unserer Anlegenden sollen langfristig einen positiven Impact und stabile Renditen generieren, so dass wir zu erwartende, länger andauernde Veränderungen der Marktgegebenheiten in unsere Investment-Strategien mit einbeziehen. Dazu gehören zudem strenge Finanz- und Nachhaltigkeitskriterien, die ein Unternehmen erfüllen muss, z. B. langfristige konsistente Gewinne vorweisen.
Leo Willert, Gründer und Head of Trading, ARTS Asset Management
© ARTS Asset Management

Leo Willert, Gründer und Head of Trading, ARTS Asset Management

Unser technisches Handelssystem hat die Aktienquote bis Ende Juni auf 0 Prozent reduziert. Ab Juli wurde die Aktienquote infolge der Kursanstiege am Aktienmarkt wieder sukzessive erhöht und beträgt aktuell rd. 60 Prozent. Unsere Systeme passen sich bestmöglich an die jeweilige Marktsituation an, geben aber keine Prognosen ab. Daher ist es schwierig daraus abzulesen, ob es sich bei der gegenwärtigen Markterholung nur um eine kurzfristige Gegenentwicklung in einer Bärenmarktrally oder einen neuen Bullenmarkt handelt. Aber egal in welcher Marktphase wir uns aktuell befinden bzw. wohin sich die Aktienkurse entwickeln, unser regelbasierter Handelsansatz reagiert flexibel auf jede Marktsituation und passt entsprechend die Aktienquote an. Als quantitativer Asset Manager verfolgen wir eben einen regelgebundenen Handelsansatz. Dies zahlt sich vor allem in turbulenten Zeiten wie diesen aus, in denen selbst erfahrene Fondsmanager schnell in Panik verfallen können. Unser selbst entwickeltes technisches Handelssystem selektiert gemäß der Strategie diejenigen Fonds mit dem größten Momentum. Die Aktienquote kann zwischen 0 und 100 Prozent variieren.
Dipl.-Ing. Martin Friedrich, MBA, Portfolio Manager, Lansdowne Partners Austria GmbH
© Martin Friedrich

Dipl.-Ing. Martin Friedrich, MBA, Portfolio Manager, Lansdowne Partners Austria GmbH

Die Beantwortung dieser Frage ist ungewöhnlich schwierig, und wird wohl erst 2023 möglich sein. Einerseits wurde der Aufwärtstrend der vergangenen Wochen primär von der rekordverdächtig schlechten Stimmung im Juni getragen. Eine sekundäre Rolle spielt die Erkenntnis, dass gerade die US-amerikanische Wirtschaft solider ist als zunächst gedacht (Wir bezweifeln sogar, dass nach Vorliegen sämtlicher Revisionen im 1. Halbjahr tatsächlich eine Rezession stattgefunden haben wird). Auf der anderen Seite deutet vieles darauf hin, dass die Zinserhöhungskampagne der Notenbanken länger dauern und zu höheren Zinsniveaus führen wird, als dies heute von den meisten Marktteilnehmern für möglich gehalten wird. Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass die Fed und der Aktienmarkt sich momentan auf einem Kollisionskurs befinden. Unsere Asset Allokation trägt dieser Situation Rechnung, indem wir einer leichten Untergewichtung bei Aktien eine Übergewichtung bei Schwellenländeranleihen und Katastrophenanleihen gegenüberstellen. Zusätzlich ist der Lansdowne Endowment Fund deutlich untergewichtet in Investmentgrade-Anleihen. Rohstoffe, Gold und Absolute Return Strategien sind neutral eingestellt.

Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, BANTLEON AG
© Thomas Wieland

Dr. Daniel Hartmann, Chefvolkswirt, BANTLEON AG

Viele Investoren setzen darauf, dass die Aktienmärkte im 2. Halbjahr ein Comeback feiern. Rückenwind soll dabei speziell von den abnehmenden Zinsängsten und den niedrigen Bewertungen ausgehen. Daneben rechnen viele Auguren nur mit einem kurzen globalen Abschwung. Aus unserer Sicht wird sich dies als trügerische Hoffnung erweisen, denn unsere Analysen lassen nur einen Schluss zu: Die Weltwirtschaft steht vor einer langen Krise, die bis weit ins Jahr 2023 hineinreicht. Deshalb sind spürbare Abwärtskorrekturen bei den Schätzungen zu den Unternehmensgewinnen unvermeidlich. Im Ergebnis sehen wir mit Blick auf die nächsten 12 bis 18 Monate noch ein Kursrückschlagspotenzial an den globalen Aktienmärkten von 20 bis 40%. Entsprechend setzen wir in den Aktienportfolios auf die Defensive und selektieren Unternehmen, deren Geschäftsmodell krisenresistent ist. Zur Ertragsoptimierung bieten sich überdies alternative Aktienstrategien an (z.B. Merger Arbitrage). Insgesamt gewichten wir in der Asset Allocation die sicheren Häfen stärker: Neben Staatsanleihen dürften auch Pfandbriefe, bonitätsstarke Unternehmensanleihen und Corporate Hybrids eine längere konjunkturelle Durststrecke gut überstehen.
Ulrich Urbahn, Head of Multi Asset Strategy & Research, Berenberg
© Berenberg

Ulrich Urbahn, Head of Multi Asset Strategy & Research, Berenberg

Wir gehen davon aus, dass die Anleger zuletzt etwas zu sorglos geworden sind. Die Konjunktur dürfte sich über die nächsten Monate weiter eintrüben, vor allem in Europa – mit den entsprechend negativen Konsequenzen für die Unternehmensgewinne. Wir setzen in diesem Umfeld auf eine Kombination aus wachstumsstarken Qualitätsinhalten und einem breiten Rohstoff-Exposure. Wir halten darüber hinaus auch eine erhöhte Kasse, um etwaige Opportunitäten nutzen können. Wir rechnen nämlich mit einer Zunahme der Volatilität in den Herbst hinein, auch weil die Zentralbanken dem Markt weiterhin Liquidität entzieht. Die pessimistische Anlegerstimmung und geringe Positionierung der Anleger dürfte jedoch das Abwärtspotenzial bei Aktien begrenzen.
Alexander Pirpamer, Geschäftsführer und Leitung Portfolio Management, BlackPoint Asset Management GmbH
© BlackPoint Asset Management GmbH

Alexander Pirpamer, Geschäftsführer und Leitung Portfolio Management, BlackPoint Asset Management GmbH

Die Gretchenfrage lautet doch, ob sich die Erholung trotz Inflation, Energiekrise und Rezessionsgefahren fortsetzt. Wir bevorzugen unter den aktuellen Rahmenbedingungen eine etwas defensivere Ausrichtung. Wir setzen auf stabile und defensive Unternehmen, die eine gewisse Preissetzungsmacht haben. Dadurch begegnen wir einer möglichen Rezessionsgefahr mit einem robusten, ausgewogenen Portfolio. Die hohen Energie- und Lebensmittelpreise üben weiter einen hohen Druck auf die Aktien- und Anleihemärkte aus – auch wenn sich die Finanzmärkte im Juli deutlich erholen konnten. Da es sich um eine Angebotskrise handelt, rechnen wir mittelfristig weiter mit hohen Energiepreisen, auch wenn sich die Lage in der Ukraine etwas entspannen sollte. Aus unserer Sicht sprechen die Daten aktuell dafür, dass der Höhepunkt der Inflation überschritten wurde. Sollte sich dies als nachhaltig erweisen, werden wir die Aktienquote weiter erhöhen. Zuletzt hatten wir unter anderem in große Technologiewerte wie Microsoft, Apple oder Alphabet investiert. Diese Titel waren in der Vergangenheit häufig hoch bewertet, nach der Korrektur im ersten Halbjahr ergaben sich jedoch wieder attraktive Investitionsmöglichkeiten.
Aneeka Gupta, Direktorin im Bereich Makro-Research, WisdomTree
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Aneeka Gupta, Direktorin im Bereich Makro-Research, WisdomTree

Da die Rezessionsrisiken in allen Volkswirtschaften zunehmen, der Zeitpunkt und die Intensität jedoch ungewiss bleiben, sollten Anleger bei ihrer Aktienallokation vorsichtig sein. Ziel sollte es sein, vielseitige Portfolios aufzubauen, die sich an schnell wechselnde Marktbedingungen anpassen können und auch bei unerwarteten Ereignissen robust bleiben. Traditionell defensive Aktien wie Minimum-Volatility-Werte (Min Vol) oder Versorger weisen in der Regel eine starke Defensivität in Form niedriger Volatilität und geringerer Verluste auf. Sie besitzen jedoch auch ein begrenztes Potenzial in aufwärts tendierenden Märkten. Dagegen bieten die Faktoren Qualität und hohe Dividenden ausgewogenere Risiko-Ertrags-Profile und ermöglichen eine größere Vielseitigkeit. Sie sind nach wie vor eher defensiv ausgerichtet, können aber auch sehr effizient Marktpotenziale nutzen. Hochwertige Unternehmen zeigen ein Allwetter-Verhalten, das ein Gleichgewicht zwischen langfristigem Vermögensaufbau und Schutz des Portfolios in wirtschaftlichen Abschwüngen schaffen kann. So lassen sich robuste Portfolios erstellen. Dies macht Qualitätswerte zu idealen Kandidaten für eine strategische, langfristige Kerninvestition in Aktien.
Sébastien Galy, Senior-Makrostratege, Nordea Asset Management
© Nordea Asset Management

Sébastien Galy, Senior-Makrostratege, Nordea Asset Management

Die im Juni begonnene Rallye an den globalen Aktienmärkten wirft bei vielen die Frage auf, ob es sich dabei nur um eine Bärenmarktrallye handelt oder ob etwas Fundamentales dahintersteckt. Die wahrscheinlichste Antwort ist, dass der Markt zunehmend optimistischer wird, weil die Form der bevorstehenden Konjunkturabschwächung und vor allem der späteren Erholung nun besser greifbar erscheint. Die Anleger müssen jedoch aufpassen, dass sie sich ihrer Sache nicht zu sicher sind. Die noch bevorstehenden Schocks durch eine straffere Geldpolitik sollten allerdings Einstiegsgelegenheiten bei Qualitätsunternehmen schaffen, die sowohl günstig bewertet sind als auch starke Cashflows bieten – außerdem bei börsennotierter Infrastruktur, einigen „grünen“ Aktien und Immobilien. Auf Index-Ebene – und damit für passive Investoren – sehen wir zwei große Probleme, nämlich zum einen ein hohes Klumpenrisiko in Titeln wie Apple und zum anderen das „Risiko“ eines Iran-Abkommens, das die Ölpreise deutlich nach unten drücken würde, nachdem dieser Sektor zuletzt eine starke Outperformance erzielt hat.
Beat Thoma, CIO, Fisch Asset Management
© Fisch Asset Management

Beat Thoma, CIO, Fisch Asset Management

Die Marktentwicklungen kommen mir vor wie ein Strohfeuer, während das Gewitter am Horizont aufzieht. Die Flammen züngeln hoch, doch die kalte Dusche ist absehbar. Doch um die Frage konkret zu beantworten: ich sehe eine Bärenmarktrally und keinen Start eines nachhaltigen Bullenmarkts. Allerdings erscheint mir die Luft noch nicht raus zu sein aus der Bärenmarktrally und sie kann durchaus noch bis zum Herbst andauern. Insbesondere ein Faktor, den die Märkte noch nicht richtig widerspiegeln, begründet meine Ansicht. Es ist Geschwindigkeit und die Größenordnung der Bilanzverkleinerung der US-Notenbank. Wenn die Fed mit unvermindertem Tempo ihr Quantitative Tightening fortführt, geht die Bärenmarktrally unweigerlich zu Ende. Zudem fallen die Geldmengen M1 und M2 in den USA deutlich. In einem derartigen monetären Umfeld sind Markterholungen meiner Ansicht nach klar beschränkt und mit Vorsicht zu genießen. Angesichts der zu straffen US-Geldpolitik positionieren wir uns in sämtlichen Strategien neutral bis leicht defensiv, bis sich ein Kurswechsel der US-Notenbank abzeichnet. Auf mittlere Sicht könnte dann aber das Gewitter vorbeiziehen und der nächste Bullenmarkt folgen.
John Vail, Chief Global Strategist, Nikko Asset Management
© Nikko Asset Management

John Vail, Chief Global Strategist, Nikko Asset Management

Die Rally bis Mitte August beruhte darauf, dass geopolitische Faktoren kurzfristig weniger besorgniserregend schienen, was in Verbindung mit einer strafferen Geldpolitik auf die Rohstoffpreise drückte. Dies wiederum nährte die Hoffnung auf Zinssenkungen im kommenden Jahr. Mehrere Fed- und EZB-Vertreter äußerten jedoch wenig Vertrauen in dieses Szenario, und so schlossen die Märkte Zinssenkungen der Fed im kommenden Jahr praktisch aus und korrigierten wieder. Unsere langfristigen Aussichten bleiben aber positiv. Vor allem Japan ist sehr attraktiv bewertet und hat weniger geopolitische Sorgen als Europa. Die bisherige Schwäche des Yen beflügelt insbesondere die Umrechnungsgewinne der japanischen Unternehmen aus dem Ausland. Jetzt dürfte sich der Kurs des Yen beruhigen. Das hätte zum jetzigen Zeitpunkt den Vorteil, dass sich die steigenden Gewinnerwartungen positiv auf die Kurse auswirken, ohne dass größere Wechselkursverluste drohen. Attraktive Dividendenrenditen und umfangreiche Rückkäufe machen ein solches Investment in vielerlei Hinsicht defensiv. Lieferketten- und Inflationsprobleme sind hier weniger präsent, und der bald zunehmende Fremdenverkehr dürfte zusätzlich beflügeln.
Yoram Lustig, Head of Multi-Asset Solutions, EMEA & LATAM, T. Rowe Price
© T. Rowe Price

Yoram Lustig, Head of Multi-Asset Solutions, EMEA & LATAM, T. Rowe Price

Nur die Zeit wird zeigen, ob die Erholung der Aktienmärkte seit Mitte Juni der Beginn einer neuen Hausse oder einer Bärenrallye war. Die Märkte sind mit Unsicherheiten behaftet: eine hohe Inflation mit unklarer Dynamik, geldpolitische Entscheidungen, welche die finanziellen Bedingungen verschärfen, ein stagnierendes Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig niedriger Arbeitslosigkeit und große geopolitische Spannungen, darunter Krieg, Covid und Dürren. Wenn die Marktentwicklung weitgehend von politischen Entscheidungen und Politikern beeinflusst wird, ist besondere Vorsicht geboten. Ein Grund für die Markterholung war die Hoffnung, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht hat und die Zentralbanken - insbesondere die US-Notenbank - zu einer lockeren Politik übergehen würden. Die Zentralbanken müssen jedoch die Inflation bekämpfen. Ein Umschwenken auf eine akkommodierende Politik ist unwahrscheinlich, solange die Mission nicht erfüllt ist. Um die Inflation zu zähmen, muss die Arbeitslosigkeit steigen, und die Wirtschaftstätigkeit sollte sich verlangsamen. So weit sind wir noch nicht.
Robert M. Almeida, Jr., Portfoliomanager und Global Investment Strategist, MFS Investment Management
© MFS

Robert M. Almeida, Jr., Portfoliomanager und Global Investment Strategist, MFS Investment Management

Die Erholung an den Märkten diesen Sommer beruhte auf Hoffnungen: auf einen Höhepunkt der Inflation und Lockerungen der finanziellen Bedingungen. Die Märkte werden enttäuscht sein, wenn sie erfahren, dass die Inflationsschlacht noch lange nicht vorbei ist. Hinzu kommt, dass mit nachlassendem Wachstum auch die Einnahmen der Unternehmen sinken. Unternehmen haben aber Fixkosten, die durch Einnahmen gedeckt werden müssen. Diese Kosten sind jetzt strukturell höher als zuvor, wegen steigender Arbeitskosten, höherer Kreditzinsen und der Einhaltung von ESG-Richtlinien. Dies wird zu niedrigeren Gewinnmargen führen – und der schon lange fälligen Anpassung der Wertpapierkurse an die Realität. Egal ob Aktien oder Anleihen, die Fundamentaldaten der Unternehmen werden wieder die wichtigsten Faktoren für die Rendite der Anleger. Qualitativ hochwertige, Cashflow-generierende Vermögenswerte, unabhängig von Stil oder Kategorie, sind der richtige Weg für den Aufbau eines Portfolios. Zum Vergleich: In den späten 1970er Jahren, als die Renditen am Aktienmarkt stagnierten oder negativ waren, gab es trotzdem viele Unternehmen, die die hohe Inflation meistern und Wertzuwachs erzielen konnten.
Altaf Kassam, EMEA Head of Investment Strategy and Research, State Street Global Advisors
© State Street Global Advisors

Altaf Kassam, EMEA Head of Investment Strategy and Research, State Street Global Advisors

Der Ukraine-Krieg hat das Risiko einer Stagflation erhöht: Die Zentralbanken haben deutlich gemacht, dass die Inflation sinken muss, auch auf Kosten des Wachstums. Die Inflation wird sich im zweiten Halbjahr nicht schnell genug verlangsamen, um die Zentralbanken zu beruhigen und mit Zinssenkungen rechnen zu können. Obwohl Rohstoffpreise gesunken sind, bleiben die "hartnäckigeren", insbesondere bei Lebensmitteln, hoch und drohen sich zu verfestigen. Das veranlasst die Notenbanken weiter zu einer restriktiven Haltung, und wegen der verzögerten Wirkung von Zinserhöhungen besteht die Gefahr, dass wir zur Jahreswende global in ein stagflationäres Umfeld eintreten. Das Risiko steigt, dass sich die Inflation und die geopolitischen Spannungen auf Unternehmensgewinne auswirken und Aktien wie auch Anleihen belasten. Die Prognosen bleiben angesichts der hohen Unsicherheit vage, was die Volatilität erhöht. Unternehmen werden sich entscheiden müssen, ob sie Kosten absorbieren und Gewinnspannen verringern oder diese weitergeben und den Absatz gefährden. Wenn angenommen wird, dass die Inflation hartnäckiger ist als gedacht, so dass die angenommenen Zinssenkungen für 2023 optimistisch sind, könnte ein Abwärtsdruck auf Risikoanlage entstehen.
Zoltan Schaumburger, Portfoliomanager, Vermögensmanagement EuroSwitch
© Vermögensmanagement EuroSwitch

Zoltan Schaumburger, Portfoliomanager, Vermögensmanagement EuroSwitch

Die jüngste Erholung am Aktienmarkt kann zum Großteil auf die fallenden Kapitalmarktzinsen zurückgeführt werden. Gleichzeitig erwarten einige Marktteilnehmer, dass der jüngste, scharfe Zinsanstiegszyklus der Fed sich im Dezember dem Ende neigt. Für Volatilität könnte in den kommenden Monaten der Pfad der Zinsanhebungen sorgen, der wiederum v. a. von den Inflations- und Arbeitsmarktzahlen bestimmt wird. Nicht zuletzt werden Marktteilnehmer in den nächsten Quartalszahlen versuchen herauszulesen, inwieweit die konjunkturelle Abkühlung und die Inflation tatsächlich die Unternehmen belasten. Global ist China hervorzuheben: Der Gesamtmarkt durchläuft bereits seit Monaten einen Konsolidierungsprozess, erfährt aber jüngst verstärkt fiskalische und monetäre Unterstützung. In Kombination mit den niedrigen Bewertungsniveaus könnte der chinesische Aktienmarkt in den kommenden Monaten positiv überraschen. Last but not least besteht ein modernes Multi-Asset-Portfolio unserer Meinung nach zu einem signifikanten Anteil an Liquid Alternatives – hier sehen wir im derzeit anspruchsvollen konjunkturellen Umfeld insbesondere im marktneutralen als auch im makro-Segment attraktive Konzepte.
Oliver Blackbourn, Portfoliomanager, Janus Henderson Investors
© Janus Henderson Investors

Oliver Blackbourn, Portfoliomanager, Janus Henderson Investors

Trotz der Risiken in der ersten Jahreshälfte, reagierten die Aktienmärkte am stärksten auf die realen Anleiherenditen. Der Kurswechsel der Zentralbanken ließ die Bewertungen der meisten Anlageklassen fallen, während die Realrenditen in die Höhe schnellten. Als Folge waren viele kurzfristige Stimmungsindikatoren negativ. Die Erholung überraschte nicht – der Markt hatte schon den Inflationshöhepunkt, die Wachstumsschwäche und daher moderate Zinsen erwartet. Aufgrund des Pessimismus der Anleger und der geringen Liquidität in den Sommermonaten, bedurfte es keines großen Stimmungsumschwungs, um eine Rallye auszulösen. Die Dauer des Aufschwungs wird davon abhängen, wie schnell die Inflation zurückgeht, wie die Zentralbanken den Kostendruck bewerten und wie stark das Wachstum bleibt. Die Arbeitsmärkte werden für die Inflationsbeobachter von zentraler Bedeutung sein. Die Zentralbanken scheinen fest entschlossen, die Inflation zu senken sowie den schmalen Grat zu einer sanften Landung zu meistern. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass dies bei einer so extremen Ausgangssituation kaum möglich ist. Nach einer kräftigen Rallye wird in Risikoanlagen weniger Rezessionsrisiko eingepreist.
Enguerrand Artaz, Fondsmanager, LFDE
© LFDE

Enguerrand Artaz, Fondsmanager, LFDE

Die Sommerrallye wurde von drei Hauptfaktoren angetrieben. Erstens: eine günstige Marktstimmung, nachdem im Juni extremer Pessimismus herrschte. Zweitens fielen die Veröffentlichungen der Unternehmensgewinne für das zweite Quartal, die zuvor für viel Unruhe gesorgt hatten, besser als erwartet aus. Und schließlich wurde die Rede der Fed auf ihrer Juli-Sitzung als Türöffner für eine künftige Wende hin zu einer weniger restriktiven Geldpolitik angesehen. Diese Bewegung hat an Schwung verloren, besonders nach den aggressiven Reden der Fed-Mitglieder. Diese erinnerten Anleger daran, dass die Zeit in der die Zentralbank immer restriktiver wird, zwar vorüber ist, sie aber weit davon entfernt ist, wieder wirklich akkommodierend zu werden. Darüber hinaus deuten viele technische Indikatoren auf ein überkauftes Niveau hin. Wir sind der Meinung, dass es starker fundamentaler Katalysatoren bedarf, wie etwa einem echten "Dovish"-Schwenk der Zentralbanken oder dem Ende des Krieges in der Ukraine, um die scheinbare Bärenmarkt-Rallye in einen neuen Bullenmarkt zu verwandeln. Wir gewichten aktuell Aktien unter und nutzen das niedrige Volatilitätsniveau, um uns über Optionen abzusichern.
Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research, Invesco
© Invesco

Paul Jackson, Global Head of Asset Allocation Research, Invesco

Ich vermute, dass es sich um eine Bärenmarktrallye handelt. Meine historische Analyse der S&P 500-Bärenmärkte zeigt, dass eine Erholung kurz nach einem Rückgang des Index um 20 % (die übliche Definition eines Bärenmarktes) durchaus üblich ist, dass aber das weitere Vorgehen davon abhängt, ob es eine Rezession gibt oder nicht. Wenn es keine Rezession gibt, steigt der Markt in der Regel weiter an. In Bärenmärkten, die mit einer Rezession einhergehen, neigt der Markt jedoch dazu, erneut zu kippen und neue Tiefststände zu erreichen. Auch wenn der Markt durch das Erreichen des Inflationsgipfels beruhigt sein mag, glaube ich, dass sich die US-Wirtschaft verlangsamt und ein ernsthaftes Rezessionsrisiko besteht. Daher besteht die Gefahr, dass die Aktienmärkte in den kommenden Monaten schwächer werden, vor allem wenn sich die Wirtschaftsdaten abschwächen, was meiner Meinung nach der Fall sein wird. In der Tat könnte man argumentieren, dass die Schwäche der Aktienmärkte bisher auf die steigenden Anleiherenditen und nicht auf die wirtschaftliche Schwäche zurückzuführen ist. Dieser Teil des Bärenmarktes könnte noch bevorstehen. Bärenmärkte erreichen ihren Tiefpunkt in der Regel nicht, bevor die Rezession überhaupt begonnen hat.
Dr. Anja Hochberg, Leiterin Multi Asset-Solutions, Swisscanto
© Swisscanto

Dr. Anja Hochberg, Leiterin Multi Asset-Solutions, Swisscanto

Wir positionieren uns klar für eine Bärenmarktrally, die bereits zeitnah von einer Korrektur abgelöst werden dürfte. In überverkauften und saisonal bedingt weniger liquiden Märkten haben erste Zinssenkungsfantasien ein kurzfristiges Strohfeuer entfacht. Wir erwarten, dass die konjunkturelle Abschwächung und die weiterhin intensiv agierenden Zentralbanken eine nochmalige Korrektur auslösen. Die aktuelle Bewertung erachten wir als deutlich zu hoch, insbesondere weil sich die Gewinnerwartungen (rund 10% global) in einem Rezessionsszenario als zu hoch erweisen dürften. Zudem dürfte der weitere Entzug von Liquidität durch die Notenbanken aktuell kein Sicherheitsnetz zur Verfügung stellen. Auch in "normalen" Rezessionen, in denen die Notenbanken weniger stark durch die Inflationsentwicklung unter Druck gesetzt werden, korrigieren Aktienmärkte mehr als 30 Prozent. Aktuell sehen sich unseres Erachtens die Notenbanken gezwungen, ein klares Inflations-Primat zu setzen, das die Aktienkorrektur verstärken kann. Wenngleich wir Aktien untergewichtet sind, identifizieren wir jedoch Alpha-Opportunitäten in Aktienregionen (zum Beispiel China) oder Sektoren (Clean Energy).
Marco Willner, Head of Investment Strategy, NN Investment Partners
© NN Investment Partners

Marco Willner, Head of Investment Strategy, NN Investment Partners

Wir befinden uns in einer Bärenmarktrally – die Erfahrung aus früheren Zyklen sowie der Ausblick für Konjunktur, Geldpolitik und Unternehmensgewinne legen diesen Schluss nahe. Die jüngste Erholung wurde durch ein übertrieben negatives Sentiment, dem Ausbleiben einer fatalen Berichtssaison und Hoffnungen auf ein vorzeitiges Ende des US-Zinszyklus ausgelöst. Diese Treiber lassen nach, während zahlreiche Risiken verbleiben: Jerome Powell dürfte bei seiner Rede in Jackson Hole an den Zinsanhebungen und der Beschleunigung der quantitativen Straffung festhalten, auch wenn die US-Inflationsraten den Zenit überschritten haben sollten. Europa durchläuft eine Energiekrise, was die hiesige Inflation antreiben dürfte. Die viel beachteten Einkaufsmanagerindizes dieser Woche sind ein weiterer Beleg, dass sich die Konjunktur in den USA und Europa eintrübt. Dieser Mix aus globaler Konjunkturabschwächung, Zinsanhebungen und hohen Energiepreisen dürfte die Unternehmensgewinne belasten. Deswegen sind wir bei Aktien zurückhaltend – dies gilt global und besonders für Europa. Bei den Branchen bevorzugen wir eine defensive und qualitativ hochwertige Ausrichtung, zum Beispiel Gesundheit und Versorger.
Alan Mudie, Chief Investment Officer, Woodman
© Woodman

Alan Mudie, Chief Investment Officer, Woodman

Bärenmärkte erleben in der Regel mehrere starke Erholungen, bevor sie zu Ende gehen, und weisen in der Regel die grössten täglichen Aufschwünge auf. Daher sollte die starke Erholung im Sommer nicht überraschend gewesen sein. Am Tiefpunkt eines Bärenmarktes ist es üblich, dass sich die Anleger abwenden, was wir derzeit nicht beobachten können. Im Gegenteil, Aktienfonds haben seit Jahresbeginn Nettozuflüsse verzeichnet (195 Mrd. USD laut EPFR), und der VIX-Index blieb deutlich unter den Werten, die normalerweise Panik signalisieren. Und die Spekulationslust des Kleinanlegers - wie die Manie bei den Aktien von Bed Bath and Beyond zeigt - ist nicht verschwunden. Die Anleger wurden in den letzten zehn Jahren durch die Liquiditätsspritzen der Zentralbanken darauf konditioniert, die fallenden Kurse zu kaufen. Doch jetzt schrumpfen die Zentralbanken ihre Bilanzen und erhöhen die Zinsen, um die Inflation zu bekämpfen, was bedeutet, dass weniger Liquidität die Märkte beflügelt und die überzogenen Bewertungen unter Druck setzt. Und da steigende Löhne und Preise die Gewinnspannen aufzehren, deutet das fundamentale Umfeld für Aktien darauf hin, dass der Bärenmarkt noch nicht vorbei ist.
William Davies, Global CIO, Columbia Threadneedle Investments
© Columbia Threadneedle Investments

William Davies, Global CIO, Columbia Threadneedle Investments

Die Märkte befinden sich in diesem Jahr in einem schwierigen Umfeld: Die anhaltende Inflation trifft auf steigende Energie- und Rohstoffpreise, worauf die Zentralbanken mit Zinserhöhungen und einer strafferen Geldpolitik reagieren. Darüber hinaus schürt die Besorgnis über die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums die Angst vor einer Rezession, die bis zum Ende des Jahres fast sicher ist. Wo bleiben wir also? In gewissem Masse waren wir schon einmal hier. Für uns ist entscheidend, wie stark der Abschwung ausfallen wird und wie lange und tief die Rezession sein wird. Europa wird von beidem am stärksten betroffen sein, was vor allem auf die Abhängigkeit von Öl und Energielieferungen aus Russland zurückzuführen ist. Die 2022 zu beobachtenden Einbrüche am Aktienmarkt wurden jedoch etwas eingepreist, und wir gehen davon aus, dass die Zinsen in den verbleibenden Monaten nicht mehr wesentlich steigen werden. Als langfristige Anleger wollen wir daher die aktuelle Marktvolatilität überwinden und in Qualitätsunternehmen mit soliden Bilanzen investieren, die auch in Zeiten hoher Inflation Druck auf den Gewinn aushalten und ihre Preissetzungsmacht aufrechterhalten können.
Pierrick Geel, Business Development Manager, abrdn
© abrdn

Pierrick Geel, Business Development Manager, abrdn

Die Märkte machten während der Sommerpause einiges an verlorenem Boden gut, wobei US-Aktien mit einem Plus von 9,3 % im Juli die beste Performance bei den wichtigsten Anlageklassen erzielten und die Verluste im bisherigen Jahresverlauf auf -13 % verringerten. Für die Zukunft sind die Aussichten nicht so rosig. Die Unternehmensgewinne schlagen eine sehr niedrige Messlatte und ein sich verschlechterndes makroökonomisches Umfeld dürfte die Gewinne im weiteren Verlauf des Jahres schmälern. Wir rechnen mit umfangreichen Gewinnkorrekturen nach unten in der Q3 Ertragssaison. Wir gehen davon aus, dass die aggressive Zentralbankpolitik zur Bekämpfung der Inflation die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen wird. Die Anleihemärkte preisen zwar kurzfristige Zinserhöhungen ein, nicht aber die nachfolgenden Zinssenkungen, die zur Wiederbelebung des Wirtschaftswachstums erforderlich sind, so dass sich Chancen in Duration-Assets ergeben. Wir halten an einer Untergewichtung von hochverzinslichen Anleihen und Aktien fest, kombiniert mit einer Übergewichtung von Staatsanleihen der Industrieländer und qualitativ hochwertige Unternehmensanleihen im Bereich Investment Grade.
Francesco Sedati, Head of Equity Research & Portfolio Management Team, Eurizon
© Eurizon

Francesco Sedati, Head of Equity Research & Portfolio Management Team, Eurizon

1. Wir denken, dass es sich um eine Bärenmarktrallye handelt, die durch das Anlegersentiment und bessere Inflationsdaten ausgelöst wurde. Allerdings sind viele Probleme, die den Kurseinbruch ausgelöst haben, noch ungelöst. Es scheint zu früh, um von einem Sieg über die Inflation zu sprechen: Die durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine ausgelöste Energiekrise ist noch nicht gelöst, und die Beschäftigungsdaten in den USA üben Druck auf die Löhne aus. Außerdem kämpft China, eine nennenswerte Beschleunigung der Wirtschaftsdynamik zu erreichen. Wir sind der Ansicht, dass das zweite Halbjahr 2022 noch erhebliche Risiken birgt und würden zu einer vorsichtigen Positionierung neigen. 2. In der Vermögensallokation bevorzugen wir eine lange Anleihenduration und defensive/wachstumsorientierte Aktien. Wir glauben, dass die Konjunkturabschwächung zum Jahresende das wichtigste Thema sein wird. Die monetären Bedingungen in den USA und Europa und die gestiegenen Preise dürften die Verbrauchernachfrage weiter verlangsamen, was sich in den Unternehmensgewinnen des dritten Quartals niederschlagen könnte. Vor diesem Hintergrund rechnen wir mit niedrigeren Anleiherenditen und einer besseren Performance von defensiven und von Wachstumswerten.
Roland Himmelfreundpointner, Leiter KEPLER Asset Allokation, KEPLER-FONDS KAG
© Erwin Wimmer

Roland Himmelfreundpointner, Leiter KEPLER Asset Allokation, KEPLER-FONDS KAG

Die aktuelle Markterholung ist mit Vorsicht zu genießen, mittelfristig überwiegen die Risiken, aktuelle Rallye nicht nachhaltig – das sind Statements ausgewählter Analysten und Fondsmanager zur aktuellen Marktentwicklung. Viele Investoren haben in diesem Marktumfeld „risky assets“ reduziert und sind aktuell deutlich defensiver positioniert als in den vergangenen Jahren. Von der Börseneuphorie der letzten Jahre ist nicht mehr viel zu spüren und angesichts der Untergangsstimmung in den Medien hat mittlerweile ein allgemeiner Pessimismus an den Märkten um sich gegriffen. Wir sind insgesamt nicht so negativ gestimmt und sehen in gewissen Assetklassen durchaus Chancen. In unseren Muli-Asset-Mandaten überwiegen daher weiterhin die Argumente, die für ein Festhalten an der gegenwärtigen Ausrichtung (neutrale Gewichtung von Aktien, Übergewicht bei High Yield Anleihen, deutliches Untergewicht bei nominellen Staatsanleihen und taktische Beimischung von Wandelanleihen) sprechen. Wir glauben, dass ein Großteil der Unsicherheiten bereits in Kursen eingepreist ist. Voraussetzung dafür ist, dass es zu keiner tiefen Rezession kommt und die Inflationsraten ihren Höhepunkt gesehen haben.
Silvia Dall’Angelo, Senior Economist, Federated Hermes Limited
© Federated Hermes Limited

Silvia Dall’Angelo, Senior Economist, Federated Hermes Limited

Wir deuten die jüngsten Kursbewegungen nach wie vor eher als eine Bärenmarktrally und weniger als einen neuen Bullenmarkt. Aktuelle Daten, wonach die Gesamtinflation ihren Höhepunkt erreicht haben könnte, sowie ein robuster Arbeitsmarkt stimmten den Markt zuversichtlich, dass der Fed eine so genannte weiche Landung gelingen könnte. Wir weisen jedoch darauf hin: Eine weiche Landung ist zwar möglich, kommt aber nur selten vor. Es wird für die Fed schwierig sein, das richtige Maß an Straffung zu finden, um die Inflation wieder auf das Zielniveau zu bringen, ohne dem Arbeitsmarkt zu schaden. Gleichzeitig haben sich die globalen Wachstumsaussichten deutlich verschlechtert. Zum einen wird Westeuropa wahrscheinlich in der zweiten Jahreshälfte in eine Rezession geraten. Zum anderen ist der chinesische Aufschwung im Juli ins Stocken geraten und wird wahrscheinlich gedämpft bleiben. Insgesamt deutet unser makroökonomisches Basisszenario für das kommende Jahr darauf hin, dass es für die Entstehung eines Bullenmarkts noch zu früh ist.
James Butterfill, Head of Research, CoinShares
© CoinShares

James Butterfill, Head of Research, CoinShares

Die Pandemie, die Ukraine-Krise sowie die schwelende Eskalation in Taiwan, haben eine wirtschaftliche Volatilität ausgelöst, die es besonders schwierig macht, die Inflation vorherzusagen. Frühindikatoren deuten darauf hin, dass sie ihren Höhepunkt bereits erreicht hat, insbesondere wenn man sie im Zusammenhang mit den sehr schwachen wirtschaftlichen Frühindikatoren wie den Einkaufsmanager-Daten aus Deutschland betrachtet. Diese deuten darauf hin, dass die Rezession in Europa bereits eingetreten ist. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die erste Phase der Rezession eine Stagflation sein könnte, die dann in eine ausgewachsene Rezession überginge. Eine Deeskalation des Konflikts in der Ukraine würde die Aussichten für die Energiekosten drastisch verändern und das Ausmaß einer Rezession deutlich verringern. In diesem äußerst unsicheren Umfeld sind zinssensitive Anlagen besonders anfällig. Hier besteht ein hohes Risiko, dass die Zentralbank geldpolitische Fehler begeht. Daher ist es ratsam, in "Absicherungen" gegen solch unterschiedliche Entwicklungen zu investieren, anstatt zu versuchen, festzustellen, ob es sich um eine Bärenmarktrallye oder einen neuen Bullenmarkt handelt.
Cristian von Angerer, CIO, Inyova
© Inyova

Cristian von Angerer, CIO, Inyova

Es gab wohl in der Vergangenheit kaum Phasen, in denen die Märkte mit so vielen unterschiedlichen Faktoren gleichzeitig kämpfen mussten. Insofern ist die Vorhersage, ob ein Bullen- oder Bärenmarkt wahrscheinlicher ist, gegenwärtig kaum zu treffen. Die bekannten Makroindikatoren deuten allerdings eher auf künftigen Stress hin. So erwartet eine große Anzahl an Marktteilnehmern eine Rezession Ende des Jahres oder zu Beginn von 2023. Unsere strategische Asset Allokation haben wir mit Blick auf einen makroökonomischen Regimewechsel, hin zu einem erhöhten Zinsumfeld und anhaltend höherer Inflation bereits angepasst. Die Portfolios unserer Anlegenden sollen langfristig einen positiven Impact und stabile Renditen generieren, so dass wir zu erwartende, länger andauernde Veränderungen der Marktgegebenheiten in unsere Investment-Strategien mit einbeziehen. Dazu gehören zudem strenge Finanz- und Nachhaltigkeitskriterien, die ein Unternehmen erfüllen muss, z. B. langfristige konsistente Gewinne vorweisen.
Leo Willert, Gründer und Head of Trading, ARTS Asset Management
© ARTS Asset Management

Leo Willert, Gründer und Head of Trading, ARTS Asset Management

Unser technisches Handelssystem hat die Aktienquote bis Ende Juni auf 0 Prozent reduziert. Ab Juli wurde die Aktienquote infolge der Kursanstiege am Aktienmarkt wieder sukzessive erhöht und beträgt aktuell rd. 60 Prozent. Unsere Systeme passen sich bestmöglich an die jeweilige Marktsituation an, geben aber keine Prognosen ab. Daher ist es schwierig daraus abzulesen, ob es sich bei der gegenwärtigen Markterholung nur um eine kurzfristige Gegenentwicklung in einer Bärenmarktrally oder einen neuen Bullenmarkt handelt. Aber egal in welcher Marktphase wir uns aktuell befinden bzw. wohin sich die Aktienkurse entwickeln, unser regelbasierter Handelsansatz reagiert flexibel auf jede Marktsituation und passt entsprechend die Aktienquote an. Als quantitativer Asset Manager verfolgen wir eben einen regelgebundenen Handelsansatz. Dies zahlt sich vor allem in turbulenten Zeiten wie diesen aus, in denen selbst erfahrene Fondsmanager schnell in Panik verfallen können. Unser selbst entwickeltes technisches Handelssystem selektiert gemäß der Strategie diejenigen Fonds mit dem größten Momentum. Die Aktienquote kann zwischen 0 und 100 Prozent variieren.
Dipl.-Ing. Martin Friedrich, MBA, Portfolio Manager, Lansdowne Partners Austria GmbH
© Martin Friedrich

Dipl.-Ing. Martin Friedrich, MBA, Portfolio Manager, Lansdowne Partners Austria GmbH

Die Beantwortung dieser Frage ist ungewöhnlich schwierig, und wird wohl erst 2023 möglich sein. Einerseits wurde der Aufwärtstrend der vergangenen Wochen primär von der rekordverdächtig schlechten Stimmung im Juni getragen. Eine sekundäre Rolle spielt die Erkenntnis, dass gerade die US-amerikanische Wirtschaft solider ist als zunächst gedacht (Wir bezweifeln sogar, dass nach Vorliegen sämtlicher Revisionen im 1. Halbjahr tatsächlich eine Rezession stattgefunden haben wird). Auf der anderen Seite deutet vieles darauf hin, dass die Zinserhöhungskampagne der Notenbanken länger dauern und zu höheren Zinsniveaus führen wird, als dies heute von den meisten Marktteilnehmern für möglich gehalten wird. Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass die Fed und der Aktienmarkt sich momentan auf einem Kollisionskurs befinden. Unsere Asset Allokation trägt dieser Situation Rechnung, indem wir einer leichten Untergewichtung bei Aktien eine Übergewichtung bei Schwellenländeranleihen und Katastrophenanleihen gegenüberstellen. Zusätzlich ist der Lansdowne Endowment Fund deutlich untergewichtet in Investmentgrade-Anleihen. Rohstoffe, Gold und Absolute Return Strategien sind neutral eingestellt.

Sie möchten in Zukunft ebenfalls gerne kostenlos beim e-fundresearch.com #AssetAllocationForum mitdiskutieren? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme per E-Mail mit dem Betreff "#AssetAllocationForum".

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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