Die hohe Volatilität der Märkte, wachsende Inflationsängste und die drohende Rezession hinter-lassen ihre Spuren. Folge der gedrückten Stimmung vieler Anlegerinnen und Anleger ist ein extrem durchwachsenes Bild bei den Mittelzuflüssen in und den Abflüssen aus Investmentfonds und ETFs. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Kommentar von Morningstar zu den Kapitalströmen in Europa.
„Unter dem Strich verloren langfristige, in Europa domizilierte Fonds im August 10 Milliarden Euro“, schreibt Valerio Baselli, Senior Editor bei Morningstar. „Das ist ein negatives Ergebnis, aber eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Juli 2022, als europäische Fonds Nettomittelabflüsse in Höhe von 25 Milliarden Euro verbuchen mussten. Im Juni waren sogar 48 Milliarden Euro aus Fonds abgeflossen.“
Allerdings, so der Morningstar-Experte, hätten sich die Kapitalströme der einzelnen Anlageklassen sehr unterschiedlich entwickelt. Mit Nettoabflüssen in Höhe von 19,1 Milliarden Euro kamen vor allem Aktienfonds unter die Räder. „Absolut wie relativ gesehen lieferte der August 2022 das schlechteste Monatsergebnis bei den Mittelflüssen seit März 2019, also seit Beginn der Corona-Pandemie“, so Baselli.
Ganz anders dagegen sah die Situation bei Anleihefonds aus. Erstmals in diesem Jahr verzeichneten sie Nettomittelzuflüsse, wobei die 10 Milliarden Euro frisches Kapital auf aktive und passive Strategien verteilt waren. Hauptnutznießer waren Fonds, die in Euro-Unternehmensanleihen, in US-Dollar-gesicherte globale Anleihen, in Euro-Staatsanleihen und in US-Dollar begebene Schwellenländeranleihen investieren.
Die Rückkehr der Anleger zu festverzinslichen Strategien könnte auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein, glaubt Baselli. „Angesichts zunehmender Rezessionssorgen könnten hochwertige festverzinsliche Anlagen als mögliche Outperformer gegenüber Aktien angesehen werden. Zu-dem dürfte der starke Anstieg der Zinssätze in diesem Jahr die Nachfrage durch Versicherungs- und Pensionsfonds ankurbeln. Und schließlich könnten die Anleger und Anlegerinnen nach dem starken Abwärtsdruck Value im Anleihebereich finden."
Recht unterschiedlich entwickelten sich im August auch nachhaltige Fonds. Langfristige Fonds nach Artikel 8 verloren Investorengelder in Höhe von 773 Millionen Euro. Artikel 9-Fonds dagegen sammelten im August 2,4 Milliarden Euro ein. Letztere erreichten im bisherigen Jahresverlauf ein positives organisches Wachstum von 5,36 Prozent, das organische Wachstum der erstgenannten Gruppe ging im selben Zeitraum um 0,95 Prozent zurück.
Auf Ebene der Morningstar-Kategorien verzeichneten globale Large-Cap-Blend-Aktienfonds mit 3,2 Milliarden Euro die höchsten Nettomittelzuflüsse, US Large-Cap Blend Equity Fonds verbuchten mit 3,7 Milliarden Euro die höchsten Nettoabflüsse.
Alles in allem sank das Vermögen langfristiger, in Europa domizilierter Fonds Ende August 2022 auf 10,960 Billionen Euro, Ende Juli betrug das Gesamtvermögen noch 11,303 Billionen Euro.