2.000 Produkte auf dem Prüfstand: Sind nachhaltige Fonds wirklich nachhaltiger?

Research | 02.12.2022 11:00 Uhr
Die Studienautoren Armand Colard (ESG Plus) und Josef Obergantschnig (Ethico) / © ESG Plus & Ethico
Die Studienautoren Armand Colard (ESG Plus) und Josef Obergantschnig (Ethico) / © ESG Plus & Ethico
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Knapp 2.000 österreichische und deutsche Aktienfonds wurden von ESG Plus, Obergantschnig Financial Strategies und Ethico einer detaillierten CLEANVEST-Analyse zugeführt. Die zentrale Frage lautete, ob nachhaltige Fonds gemäß SFDR (EU Offenlegungsverordnung) wirklich nachhaltiger sind als konventionelle Fonds. Fonds, die nach dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert sind, wurden ebenfalls berücksichtigt.

Platz 1 für Umweltzeichen, Platz 2 für Artikel 9-Fonds

Die Studie zeigt, dass von 1.963 untersuchten Aktienfonds (nur Publikumsfonds), die 39 Fonds, die das Österreichische Umweltzeichen tragen, die höchste Nachhaltigkeitsgüte aufweisen. Aber auch die 323 Fonds, die nach dem Artikel 9 der SFDR („dunkelgrün“) deklariert sind, haben höhere Nachhaltigkeitswerte als die 775 Artikel 8-Fonds („hellgrün“) und diese wiederum eine höhere Nachhaltigkeitsgüte als konventionelle Fonds (Artikel 6). Ein in sich plausibles Ergebnis, allerdings zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass die Spannweite der Nachhaltigkeitswerte von Artikel 8-Fonds unerwarteterweise höher ist als bei konventionellen Fonds.

Armand Colard, CEO von ESG Plus: „Das bedeutet, dass Privatanleger*innen die reine Einstufung als hellgrünen Artikel 8-Fonds nicht als „Qualitäts-Label“ sehen sollten, da dies keinerlei Rückschlüsse auf die Nachhaltigkeitsgüte zulässt.“ Josef Obergantschnig, Präsident des Vereins Ethico, ergänzt: „Das Umweltzeichen hingegen kann Privatpersonen als Garant für höhere Nachhaltigkeitsgüte dienen.“

Das Video zur Studie mit den „Key Learnings“ finden Sie hier:

Länder-Fondsvergleich Österreich gegen Deutschland 1:0

Der direkte Ländervergleich zwischen Österreich und Deutschland zeigt, dass Fonds, die von einer österreichischen Kapitalanlagegesellschaft (KAG) verwaltet werden, eine höhere Nachhaltigkeitsgüte (6,7 auf der CLEANVEST-Skala von 0 bis 10) als Fonds von deutschen Asset-Managern (6,2) aufweisen. Auch die Spannweite der Nachhaltigkeitswerte ist in Österreich geringer als in Deutschland, ein weiteres Zeichen für eine höhere Nachhaltigkeitsqualität österreichischer Fonds.

„Bei einer Fonds-WM hätte Österreich somit die Nase vor Deutschland“, so Obergantschnig von Ethico. „Nachhaltige Fonds haben in Österreich seit den frühen 2000er Jahren eine lange Geschichte, dies zeigt sich auch deutlich im Ländervergleich mit Deutschland“, setzt Colard von ESG Plus fort.

Indigene Rechte und Gleichstellung von Frauen hinter Waffen und Atomenergie

Bei der von der österreichischen Nachhaltigkeitsrating-Agentur ESG Plus durchgeführten CLEANVEST-Analyse, wurden insgesamt 16 Kriterien zur Bewertung der Unternehmensaktien berücksichtigt und in 10 Hauptkriterien, fünf Umwelt- und fünf Sozialkriterien, zusammengefasst. Es zeigt sich, dass die Kriterien, welche die besten Ergebnisse unter den nachhaltigen Fonds (Artikel 8, Artikel 9 und Umweltzeichen) erzielen, die Themen „Frei von Waffen“, „Frei von Atomenergie“, „Frei von Kohle“ und „Artenschutz“ sind. Die Kriterien mit den schlechtesten Ergebnissen unter den nachhaltigen Fonds lauten: „Indigene Rechte“, „Gleichstellung von Frauen“ und „Bildung & Gesundheit“. Im Mittelfeld rangieren die Kriterien „Grüne Technologien“, Frei von Öl & Gas“ und „Frei von Kinderarbeit“. Bei den zehn untersuchten CLEANVEST-Kriterien weisen Fonds österreichischer KAGs mit Ausnahme eines Kriteriums (Kinderarbeit) bessere Nachhaltigkeitswerte als ihre deutschen Pendants auf.

„Die Nachhaltigkeitsstrategien der Fonds haben in den Bereichen Gleichstellung von Frauen und Schutz indigener Rechte den größten Aufholbedarf. Im Falle der indigenen Rechte ist das vor allem ein Lieferketten-Problem“, erklärt Armand Colard von ESG Plus. „Derzeit liegt der Fokus der Fonds eher auf Ausschlusskriterien wie Waffen, Atomenergie und fossile Investitionen. Die Fonds sollten sich in Zukunft noch stärker mit Geschäftsfeldern mit positiver Wirkung wie Bildung und Gesundheit beschäftigen, denn es braucht beides für eine nachhaltige Entwicklung im Sinne der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen“, so Josef Obergantschnig von Ethico abschließend.

 

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