Going Green: Mehr Emittenten, mehr nachhaltige Anleihen, mehr Volumen im Vienna ESG Segment der Wiener Börse
Sowohl die Anzahl der Emittenten als auch jene der handelbaren Anleihen sowie das notierte Kapital sind im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, so das Ergebnis der aktuellen Analyse des Vienna ESG Segments der Wiener Börse – die Plattform für nachhaltige Investments - durch die rfu research GmbH.
Das Vienna ESG Segment umfasst zum Stichtag 26. Februar 2025 insgesamt 40 Emittenten mit einem Emissionsvolumen von über 32,5 Milliarden Euro, verteilt auf 123 Anleihen. Im Vergleich zu den Werten aus dem Jahr 2023 mit 28 Marktteilnehmern und einem Gesamtvolumen von 15,3 Milliarden Euro zeigt sich ein deutliches Wachstum: so stieg die Anzahl der Emittenten um 43 Prozent, die der nachhaltigen Anleihen um 34 Prozent, während sich das Emissionsvolumen mit einem Zuwachs von 113 Prozent mehr als verdoppelte.
Dominanz von Banken und staatlichen Emissionen im Vienna ESG Segment
Die folgende Grafik veranschaulicht die aktuelle Verteilung der Emittenten nach Branchen (innerer Kreis), sowie das jeweilige Emissionsvolumen der einzelnen Branchen (äußerer Kreis). Sie verdeutlicht, dass einige Sektoren überproportional große Emissionen platzieren, während andere trotz einer hohen Anzahl an Emittenten geringere Volumina aufweisen.
Die Branchenverteilung zeigt ein klares Bild hinsichtlich der Anzahl an Emittenten: Banken dominieren das Feld mit 22 unterschiedlichen Marktteilnehmern, die zusammen 43 Prozent des gesamten Emissionsvolumens ausmachen. Ihre Anleihen belaufen sich auf rund 13,9 Milliarden Euro – ein erheblicher Anstieg gegenüber den 15 Emittenten und einem Volumen von 8,3 Milliarden Euro im Jahr 2023. Neben neuen österreichischen Banken konnte das Vienna ESG Segment auch die kasachische Entwicklungsbank mit zwei Emissionen über jeweils rund 95 Millionen Euro als neue Emittenten gewinnen.
Der Bereich der Sovereigns & Sub-Sovereigns, bestehend aus der Republik Österreich und dem Land Niederösterreich, steht mit einem Emissionsanteil von 44 Prozent an der Spitze, was einem Volumen von 14,3 Milliarden Euro entspricht. Den größten Anteil haben die drei Emissionen der Republik Österreich mit 13,8 Milliarden Euro bzw. 42 Prozent des gesamten Emissionsvolumens des ESG-Segments. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 betrug das Volumen in diesem Bereich noch 4 Milliarden Euro.
Weitere bedeutende Branchen innerhalb des Vienna ESG Segments sind der Energiesektor, das Immobiliensegment und die Versicherungsbranche. Der Energiesektor umfasst sechs Unternehmen, die jedoch mit einem Anteil von lediglich 4 Prozent am Gesamtvolumen eine vergleichsweise geringe Rolle spielen. Dennoch zeigt sich auch hier ein moderates Wachstum: Während die Anzahl der Emittenten stabil blieb, erhöhte sich das Emissionsvolumen von 1,29 Milliarden Euro im Jahr 2023 auf 1,35 Milliarden Euro im Jahr 2025.
Das Immobiliensegment ist mit drei unterschiedlichen Unternehmen vertreten und trägt damit 3 Prozent zum gesamten Emissionsvolumen bei. Auch hier lässt sich ein Anstieg beobachten – von 695 Millionen Euro im Jahr 2023 auf 873 Millionen Euro im Jahr 2025.
Die Kategorie „Others“ umfasst Unternehmen, deren individuelles Emissionsvolumen unter 2 Prozent des Gesamtvolumens liegt und die als einzige Vertreter ihrer jeweiligen Branche im Vienna ESG Segment gelistet sind. Zu diesen zählen unter anderem Wienerberger, Voestalpine sowie die Pro FEPP GmbH – eine Gesellschaft der Hilfsorganisation „Jugend Eine Welt“, die durch einen Social Bond soziale Projekte in Ecuador finanziert. Auffällig ist, dass sämtliche Emissionen in dieser Kategorie erst nach 2023 hinzugekommen sind. Die Plattform zeichnet sich somit auch durch eine größere sektorale Vielfalt aus.
Vielfalt der nachhaltigen Anleihen
Ein erstmaliger Blick auf die unterschiedlichen Arten von Anleihen zeigt, dass Green Bonds mit 86 Stück die am stärksten vertretene Kategorie im Segment sind, gefolgt von 27 Sustainability Bonds, die sowohl ökologische als auch soziale Aspekte abdecken.
Reine Social Bonds sind mit nur sieben Emissionen unterrepräsentiert, doch gibt es hier einige interessante und spezialisierte Produkte – darunter die Gender-Anleihe der Akbank, die nach deren Angaben die weltweit erste ihrer Art ist.
Sustainability-Linked Bonds, bei denen sich Emittenten selbst Nachhaltigkeitsziele auferlegen und bei Nichterreichen meist eine Kuponerhöhung erfolgt, wurden nur drei Mal emittiert.
Neben dem starken Wachstum zeichnet sich das Vienna ESG Segment auch durch hohe Transparenz- und Nachhaltigkeitsstandards aus. Emittenten müssen bestimmte Anforderungen erfüllen, darunter die unabhängige Überprüfung der Nachhaltigkeit durch eine externe Einrichtung, die eine sogenannte Second Party Opinion (SPO) erstellt. Diese Gutachten, wie beispielsweise vom nationalen Anbieter rfu research, bewerten die ESG-Konformität der Anleihen und sind größtenteils direkt auf der Website der Wiener Börse verfügbar.
Zudem sind Post-Issuance Reports nun größtenteils abrufbar und gewinnen dadurch weiter an Relevanz, da sie die Mittelverwendung und tatsächlichen Auswirkungen der Emissionen dokumentieren. Diese Maßnahmen tragen zur weiteren Etablierung des Segments als verlässliche Plattform für nachhaltige Finanzierungen bei.
Über die rfu:
Die rfu, mit Sitz in Wien, ist Österreichs Spezialistin für Nachhaltiges Investment und Management und unterstützt institutionelle Kunden mit Nachhaltigkeits-Research und der Konzeption von Investmentprodukten. „Technologisches Herz" sind die rfu Nachhaltigkeitsmodelle für Unternehmen, Länder und Rohstoffe.
Weitere Leistungen sind u.a. die Erstellung von Prüfgutachten nach dem Österreichischen Umweltzeichen sowie Second Party Opinions zur Emission von Green und Social Bonds.
Weitere Informationen finden Sie auf www.rfu.at
Über die Artikelserie "GOING GREEN":
GOING GREEN ist eine monatliche Kolumne auf e-fundresearch.com zu Entwicklungen und Hintergründen im nachhaltigen Investment, verfasst von Reinhard Friesenbichler und seinen Kolleginnen und Kollegen aus der rfu.
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