Aktuelle Frage im Economics Forum:
"Wie schätzen Sie das Wirtschaftswachstum in den wichtigsten Regionen und Sektoren der Weltwirtschaft im kommenden Jahr ein und erwarten Sie in Europa inflationäre oder deflationäre Trends? Welche makroökonomischen Faktoren sollten Investoren in Europa im Jahr 2014 am meisten beachten?"
Dr. Andreas Höfert, UBS-Chefökonom (04.12.2013):
"2014 sollte wachstumsmäßig besser ausfallen als 2013. Nach einer erwarteten kleinen Delle im 4. Quartal 2013 aufgrund des Lagerzyklus dürfte es in der ersten Jahreshälfte 2014 in den Vereinigten Staaten zu einer Beschleunigung der Konjunktur kommen. Besonders der private Konsum dürfte weiter an Schwung gewinnen. Zudem sollte die amerikanische Fiskalpolitik nicht mehr ganz so restriktiv wie in 2013 sein. Die Eurozone ist in der 2. Jahreshälfte 2013 aus der Rezession herausgekommen und wir erwarten, dass die Region weiter an Dynamik zulegt mit einem Wachstum von ca. 1% für das Gesamtjahr. Allerdings ist dieses Wachstum sehr ungleichgewichtig verteilt. Deutschland prescht dynamisch voran, Frankreich, Italien und Spanien hinken zögerlich hinterher. In der gesamten Zone sind es vor allem die Exporte, welche die Konjunktur treiben, während die Binnenwirtschaft immer noch eher schwach bleiben sollte.
Für China erwarten wir gleichfalls ein Anziehen der Konjunktur in 2014 mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate über 7.5%. Die Perspektiven der anderen Schwellenländer werden in 2014 maßgeblich davon abhängen, wie anfällig sie auf eine restriktivere US-Geldpolitik sind. Länder mit Leistungsbilanzdefiziten, wie Brasilien, Indien, Indonesien, Südafrika oder die Türkei dürften hier einen schwereren Stand haben als Länder mit Überschüssen wie Russland, Mexiko oder Korea.
Die Inflation in Europa sollte weiter tief bleiben, da wegen der Massenarbeitslosigkeit in Südeuropa die Lohnstückkosten dort weiterhin fallen. Den deflationären Tendenzen in Europa ist die EZB entschieden, wenn auch symbolisch, mit einer Zinskürzung im November 2013 entgegengetreten. Wenn der deflationäre Druck weiter anhalten sollte, dann könnten auch weitgehendere Maßnahmen (negativer Diskontsatz, erneute Anleihenkäufe) von der EZB in Betracht gezogen werden.
Auch 2014 dürfte die treibende Kraft auf den Märkten die Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken sein. Zwar rechnen wir mit einem ersten restriktiveren Schritt der US-Notenbank im März, doch ein solcher wird sehr stark von der Lage auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt abhängen. Wie schon gesagt, dürfte die EZB eher auf der lockeren Seite bleiben. Schließlich wird die japanische Zentralbank weiterhin im großem Stil japanische Staatsanleihen kaufen. Die von den Zentralbanken zur Verfügung gestellte Zusatzliquidität dürfte zumindest in den kommenden sechs Monaten unterstützend wirken."
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