Aktuelle Frage im Economics Forum:
"Befinden sich Emerging Markets in einer strukturellen Krise? Wie ist die mittelfristige Attraktivität von Emerging Markets im direkten Vergleich zu entwickelten Märkten aus makroökonomischer Sicht einzuschätzen und welche Länder sollten Investoren besonders berücksichtigen oder meiden?"
Current question in the Economics Forum:
"Are global emerging markets facing a structural crisis? From a macroeconomic perspective, what is your assessment of the mid-term attractiveness of emerging markets in direct comparison to developed markets and which emerging countries should investors focus on or avoid?"
"It is important to bear in mind that unlike the developed world which is in cyclical recovery mode, the structurally attractive drivers of the emerging markets remain intact. EM have a big and growing pool of inhabitants, spending more every year from a low base. And they are on the whole unimpeded by the levels of debt that is hampering growth in the developed world.
Given the changing needs of China and political pressures in some EM, one has to be vigilant about what effects this exerts on stocks. In addition, if USD funding gets more expensive – which US monetary tightening will likely cause – the cost of funding debt in a weakening local currency gets expensive. Therefore, those countries with weak current account balances which are most reliant on foreign funding are the most exposed."
"Das Wachstum in Emerging Markets befindet sich 2014 in einer Konsolidierungsphase. Für viele Schwellenländer gilt es, die ökonomischen Ungleichgewichte, die in den vergangenen Jahren aufgrund von zu hohem Kreditwachstum angewachsen sind, abzubauen. Strukturelle Reformen wären nötig, um neue Wachstumsimpulse zu geben, aber Wahlen dieses Jahr in Brasilien, der Türkei, Südafrika, Indien, Indonesien, um nur einige zu nennen, erschweren solche Reformen. In der Absenz von strukturellen Reformen werden Schwellenländer im Vergleich zu entwickelten Märkten erst wieder attraktiver wenn die Normalisierung der volkswirtschaftlichen Ungleichgewichte erfolgt ist. Besser gestellt sind Emerging Markets wie Mexiko, Russland, oder Korea, die vom Wachstumsaufschwung in der entwickelten Welt profitieren und gleichzeitig ihre Leistungsbilanzen im Griff haben."
"Im Zuge der zaghaften Drosselung der Anleihekäufe durch die US-Notenbank (Tapering) ist viel Kapital aus den Schwellenländern abgeflossen, was die entsprechenden Märkte und Währungen unter teilweise starken Druck gesetzt hat. Wie so oft wird dabei kaum zwischen einzelnen Ländern differenziert, wodurch sich interessante Anlagemöglichkeiten ergeben. Länder mit hohen Leistungsbilanzdefiziten und einem entsprechend hohen Bedarf an ausländischem Kapital dürften auch in den kommenden Monaten unter Druck bleiben. Dazu gehören unter anderem die Türkei, Südafrika und Brasilien. Zuversichtlicher sind wir für Länder wie Polen, Südkorea, Mexiko oder die Philippinen. Diese sind strukturell besser aufgestellt und dürften von der erwarteten globalen Wachstumsbeschleunigung profitieren."
Sophia Whitbread, Manager of the BNY Mellon Emerging Equity Income fund (10.02.2014):
"Global Emerging Markets are not facing a structural crisis: Emerging Markets in aggregate are still growing 4% more quickly than Developed Markets, although the pace of emerging market growth has slowed as global economic growth has slowed. Concerns have focussed upon the level of Emerging Market debt too, but across the Emerging Market group, gross external debt outstanding as a share of GDP, and external debt net of official FX reserves, has actually fallen to the lowest levels in many decades. This does not suggest a repeat of the Asian crisis. Over the medium- to long-term, we continue to see the Emerging Markets as a whole relatively better positioned globally, and Emerging Market equity valuations at a favourable level, as key Developed Markets continue their struggle with heavy debt burdens and fiscal weakness. In particular, we feel that any pickup in external demand would provide significant beta opportunities in EM markets."
"Die absoluten Ertragsaussichten der Emerging Markets für das kommende Jahrzehnt sind deutlich positiv, auch wenn die hohen Wertzuwächse des letzten Jahrzehnts (2002 - 2012 ca. +13 % p.a.) vermutlich nicht erreicht werden. Es trifft zu, dass viele dieser Staaten vor erheblichen Herausforderungen stehen. Die zumeist stark unterdurchschnittliche Entwicklung ihrer Aktienmärkte in den letzten Jahren ist Ausdruck dessen. Mit den oftmals attraktiven bis sehr attraktiven Bewertungen ist jedoch vieles an möglichen Zukunftsrisiken bereits eingepreist. Größtes Risiko sind hier vor allem weitere starke Währungsabwertungen. Davon ist aus heutiger Sicht aber für die Mehrzahl der Schwellenländer nicht auszugehen. 2014 wird für die Schwellenländer insgesamt ein Wachstum um die 5 % erwartet – geringfügig mehr als 2013, während die entwickelten Industrienationen ihr Wachstum im Vergleich zu 2013 auf ca. 2 % nahezu verdoppeln könnten."
"Many emerging equity markets have been beaten due to a combination of slower real growth, higher inflation, political unrest, uncertainty about China’s future growth path and the American central bank’s tapering. However, the huge equity return differential between developed and emerging markets makes the latter a clearly interesting investment alternative, at least for the risk-taker.
Over the last year and in to early February, the equity return in USD in the four BRIC-markets is some minus 15% and in the three more vulnerable for the ups and downs of international liquidity – Indonesia, South Africa and Turkey – minus almost 25%. In contrast, American equities have given investors almost 25% and Euro area more than 15% positive return over the same period. This enormous difference ought to cover a lot of emerging markets’ shortcomings. Mexico and Taiwan typically benefit when developed markets’ business cycle is strengthening. Countries with big current account deficit remain riskier."
"Die Emerging Markets sehen sich verschiedenen strukturellen Problemen gegenüber: Mehr oder weniger hilflos ausgesetzt sind sie den starken Kapitalabflüssen, die sich als Folge des geldpolitischen Umsteuerns der US-Notenbank entwickelt haben. Die Emerging Markets leiden zudem unter der anhaltenden Nachfrageschwäche in den Industriestaaten, insbesondere in Europa. Dagegen haben es die Emerging Markets selbst in der Hand, die Rahmenbedingungen für Investitionen zu verbessern. Hier ist es über Jahre zu Versäumnissen gekommen, doch es ist nicht erkennbar, dass nun ein Reformschub erfolgt.
Emerging Markets werden auch in den kommenden Jahren schneller wachsen als die Industriestaaten. Doch schlechte Rahmenbedingungen, zu denen auch politische Unsicherheiten zählen, dürften dazu führen, dass die Entwicklung der Emerging Markets negativer wahrgenommen wird als die der entwickelten Märkte. Innerhalb der Emerging Markets sollten Länder gemieden werden, in denen die Politik über Jahre hin kein stabiles makroökonomisches Umfeld schaffen konnte, so in Argentinien, Venezuela oder in der Ukraine. Andere Staaten sollten auch gerade dann berücksichtigt werden, wenn die Nachrichten schlecht sind, denn dann ergeben sich oft Einstiegsmöglichkeiten auf niedrigen Kursniveaus."
Uwe Burkert, Chefsvolkswirt, Landesbank Baden-Württemberg (11.02.2014):
"Negative wirtschaftliche Rückwirkungen aufgrund des derzeit zu beobachtenden Abzugs ausländischer Portfolioinvestitionen aus den Schwellenländern sind vor allem bei der Türkei, Marokko, Südafrika, Rumänien, Indien, Polen sowie der Ukraine zu befürchten, sofern die Währungsschwäche anhält bzw. ausländische Portfolioinvestitionen zur Finanzierung von Investitionen auf Dauer ausbleiben. Vor dem Hintergrund des Aufschwungs in den USA, dem Ende der Rezession im Euroraum sowie der Stabilisierung in China spricht das weltwirtschaftliche Umfeld allerdings nicht für eine Zuspitzung der Lage in den Schwellenländern. Auch die wichtigen Rohstoffpreise sind nicht eingebrochen. Die Fundamentaldaten der meisten Emerging Markets sind unterm Strich durchaus passabel. Zudem ist zinsgünstige Liquidität trotz „Tapering“ reichlich vorhanden. Die Chancen, dass die aktuelle Währungsschwäche im Jahresverlauf eine Korrektur erfährt, stehen wir vor diesem Hintergrund bei rein wirtschaftlicher Betrachtung gut."
"Man kann nicht generell von einer strukturellen Krise der Emerging Markets sprechen. Denn die ökonomischen Daten unterscheiden sich doch gravierend. Länder mit hohen Leistungsbilanzdefiziten haben den höchsten Anpassungsbedarf und dürften kurzfristig am volatilsten bleiben. Einige Staaten sind auf gutem Weg von einem Schwellenland zu einer Industrienation und haben - wie z.B. Polen - strukturelle Reformen umgesetzt. Aufholen müssen u.a. Venezuela und Russland.
Bei den Investments in Emerging Markets muss zwischen Aktien- und Anleihenengagements unterschieden werden. Lokalwährungsanleihen verzeichneten stärkere Renditeanstiege als Anleihen in EUR oder USD. Letztere befinden sich auf attraktiveren Niveaus, genauso wie die Aktienmärkte, deren Bewertung relativ zu entwickelten Ländern günstiger geworden ist.
Investoren wird ein Investments in Fonds empfohlen. Unser Portfolio für Anleihen aus Emerging Markets weist eine breite Diversifikation auf. Von einzelnen Länder-Investments ist aufgrund der hohen Volatilität eher abzuraten."
"In erster Linie ist die aktuelle Krise der Emerging Markets eine Folge der erwarteten Wende der Geldpolitik der amerikanischen Zentralbank (Fed). Infolge einer restriktiveren Geldpolitik floßen Kapitalströme von den Emerging Markets zurück in die USA. Hierdurch fielen die Wechselkurse vieler Emerging Markets, was wiederum die interne Inflationsgefahr erhöhte. Dies führte schon zu Leitzinserhöhungen zum Beispiel in der Türkei, Indien und Brasilien. Andererseits ist eine erwartete Straffung der Geldpolitik durch die Fed auch ein Indiz für eine an Fahrt gewinnende Weltkonjunktur. Verbesserte Exportchancen für die Emerging Markets kompensieren mindestens teilweise den negativen finanziellen Strom an den Kapitalmärkten. In den letzten 25 Jahren hat längst nicht jede Zinserhöhung der Fed zu einer Emerging Markets-Krise geführt.
Die Risiken einer Wiederholung der Schuldenkrise von 1997 sind gering. Das gilt insbesondere für die asiatischen Emerging Markets. Viele der dortigen Volkswirtschaften haben jetzt einen Überschuss auf ihrer Leistungsbilanz und verfügen über ausreichend Devisenreserven. Im Gegensatz zu 1997 sind auch die meisten Wechselkurse frei schwebend und können also einen Teil des Schocks auffangen. Nicht zuletzt ist auch die Verschuldungsquote des privaten Sektors deutlich niedriger als in 1997. Für die meisten asiatischen Emerging Markets sieht es also so aus, dass das mittelfristig höhere Wachstumspotenzial im Vergleich zu den entwickelten Märkten intakt blieben kann.
Für die Emerging Markets, die stark von der Rohstoffausfuhr abhängig sind, ist die Lage schwieriger. Dies gilt vor allem für die lateinamerikanischen Emerging Markets. Der erwartete strukturelle Preisverfall vieler Rohstoffe dürfte Wachstumsimpulse vor allem aus den USA neutralisieren.
Zuletzt sollte der Anleger auch länderspezifische Risiken, die jetzt deutlich sichtbar werden, nicht außer Acht lassen. Ein Beispiel ist das politische Risiko in der Türkei. Hier steht nicht zuletzt auch das Festhalten an einer reform-orientierten Wirtschaftspolitik auf dem Spiel."
"The emerging market crisis is experiencing a second phase, whose trigger is the uncertainty surrounding developed economies, particularly the United States. Vulnerable countries are throwing in the towel: Argentina abandoned its support for the peso, Turkey was forced to adopt an orthodox monetary policy, India has problems with credibility and controlling inflation, monetary tightening continues in the major emerging countries, and doubts about the sustainability of growth in the “emerging market block” have resurfaced. In truth, the weak fundamentals of emerging countries are not new. Steps should be taken to favour less vulnerable countries that have the ability to stimulate growth if necessary: They will gradually outperform the troubled group. Focusing on risks in each country instead of overall risk will once again begin to pay off."
"Emerging markets have no reasons to be facing a structural crisis : each emerging economy has its own strengths and weaknesses and there is no reason why all of them should suddenly be confronted with the same problem. Actually, the only thing they have in common is to be viewed as belonging to the same “asset class”. This being said, some of them are directly facing the consequences of the deleveraging of the developed economies . The sudden stop of credit expansion in the advanced economies has forced their emerging partners to boost domestic credit in order to keep their economy moving forward at a decent speed. But keeping control of rapid credit expansion, both in terms of quantity and quality , is far from easy . This is what countries like China, Turkey or Brazil are now learning… and during this learning phase, their markets may remain volatile! "
"EM have lost a lot of their shine following their rapid recovery from the “Great Recession”. When most of the developed world was deleveraging and suffering from inadequate demand in the wake of the 2008-2009 crisis, EM exports decreased significantly. In a reaction to spur growth, some EM pursued a domestic credit-driven growth strategy resulting in deteriorating current account balances and structurally high inflation. It was becoming increasingly clear that this was no longer sustainable for countries like S. Africa or Turkey for example. Those countries are now pushed to implement structural reforms. But not all EM should be treated alike. Hard landing fears have kept China in the spotlight for two years now. In countries like Thailand, Ukraine or Argentina, on the other hand, there has been a great deal of political and social turmoil. It remains to be seen how successful the necessary structural reforms will be implemented. As EM is a heterogeneous group of countries, there is no one-size-fits-all package of reforms. So far, China seems to be the only country that has presented a detailed roadmap to address its challenges.
All in all, EM will continue to grow faster than DM for decades to come. Therefore, EM will continue to attract foreign capital because expected returns will also be higher in general. Nevertheless, boom bust cycles will not disappear. We have seen a lot of acronyms over the last decade: the BRICS, MINT, CAVEAT, the NEXT 11…but it’s important to bear in mind that EM remain a rather risky asset class. From an investor’s point of view, this means that diversification remains important. Within this diversification strategy, investors should always be very careful with low-savings countries where economic activity is spurred by foreign credit."
Staffan Lindfeldt, Head of the Global Emerging Markets Equity Team, Baring Asset Management (06.02.2014):
"As we look ahead into 2014 we expect that developments in emerging markets may make the coming year one where performance will likely be dictated by careful stock selection. The past year has seen a difficult period for global emerging markets, with the MSCI Emerging Markets Index losing, on a total return basis, 2.3% in US dollar terms in 2013.
We believe that the global macroeconomic backdrop for the emerging market equities will be dominated by two major trends in the next six to twelve months. The first is the reacceleration of global growth, largely driven by the US and the EU. We think that this may be supportive for many emerging market economies, and for those companies that are significant exporters of goods and services.
The other major global trend is the rising long interest rate environment that follows the pickup in global growth combined with the Federal Reserve’s ambition to gradually reduce the amount of monthly bond purchases. Given the negative impact this trend is likely to have on global liquidity and cost of funding, we expect that a number of countries will need to slow down their growth in order to reduce their dependence on foreign capital. This process is likely to bring further volatility in currency, bond, and equity markets, and thereby provide headwinds for corporate earnings in countries where dependence on foreign capital inflows has been high. Some adjustment has already taken place, but we believe that there are places that this trend has further to go.
There will be important elections in a number of countries over the next year, such as Thailand, Turkey, India, Brazil and Indonesia, and as recent history has shown this can lead to unrest and volatile financial markets. We think that there will be good opportunities to buy stocks at attractive valuations as political risks are being priced in, and we will monitor these markets closely.
Our strategy is to identify investment opportunities where the future growth potential is not yet fully discounted in share prices. Our current preferred countries under this methodology are Russia, Korea and China while our least preferred countries are Malaysia, Mexico, Indonesia and Thailand.
In our opinion, the recent reform announcements from the Chinese leadership are very encouraging, and will, if successfully implemented, lay a more stable foundation for medium-term growth. Even though this may dampen the prospect of a increase in the growth rate in the immediate term, the medium-term positives are likely to outweigh the short-term negatives, in our opinion. During the reform process, we expect to see both winners and losers at a stock and sector level and as details of the reform plans become clearer we aim to align the portfolio accordingly. Overall, Chinese equities are attractively valued, in our view, and we believe that as investors start to appreciate the implications of the ambitious reform programme, there is scope for further gains in Chinese stocks.
Even though our short-term view of the market is somewhat cautious, it is important to note that the headwinds the markets are experiencing are largely cyclical in nature, being related to the stage we are at in the economic cycle. The medium to long-term drivers of favourable demographics and potential for improving productivity remain an important foundation for future economic growth, and we see the present market volatility as an opportunity to increase exposure to structurally interesting stocks at attractive valuations."