Aktuelle Frage im Economics Forum:
„Wie differenziert sollten Investoren die aktuellen Inflationszahlen aus der Eurozone hinsichtlich regionaler und sektorspezifischer Faktoren beurteilen? Welche Entwicklungen hinsichtlich Geld- und Fiskalpolitik erwarten Sie für das laufende Jahr?“
Current question in the Economics Forum:
Europäische Aktien im Aufwind: Mit Low-Volatility- und Small Cap-Fonds effizient Marktchancen nutzen
Europäische Aktien stehen nach einem langen Dornröschenschlaf nun wieder verstärkt im Fokus der Investoren – das zeigen aktuelle ETF-Zuflüsse in diese Anlageklasse und das Verhalten großer Marktteilne...“When looking at the current Eurozone inflation levels, to which extent should investors differentiate between regional and sector specific factors and trends? What is your expectation regarding Eurozone monetary and fiscal policy in 2014?“
Stuart Thomson, Chief Economist, Ignis Asset management (04.04.2014):
This should provide justification for additional accommodation from the ECB. There is a clear consensus within the central bank that further accommodation is required, but Germany remains the barrier to further stimulus. The Bundesbank’s veto is expected to prevail until there is clear evidence of a peak in the leading indicators. Thereafter, we expect the ECB to respond by reducing the deposit rate to -15bps at the start, and then to -25bps by the end of the summer. This will be the necessary catalyst for a lower euro, which we expect to fall to $1.25 by the year end."
Dr. Dag Lindskog, Chief Economist, DNB Asset Management (04.04.2014):
The average for the whole currency area is another story. Today, inflation is only 0.5%. This is way too low and forces the crisis countries to run deflation, which among other things make their debt burden harder to handle. Fiscal policy can hardly contribute much. Nor monetary policy since the policy rate is already close to the zero-bound. Nevertheless, ECB ought to set in motion whatever is left of its monetary policy arsenal in order to push the average inflation higher. Possibly and hopefully, the central banks’ decision makers will act later this year."
Anton Brender, Chief Economist, Candriam Investors Group (07.04.2014):
The problem is that there are not many ready-to-use tools left in the ECB tool box that would be efficient , that is stimulate an expansion of credit to the private sector. The implications are clear. If any additional support is needed, it will have to be provided by fiscal policy. For 2014, the voted euro area budgets imply slightly less fiscal restriction than in 2013. This in part explains the slight pick-up of growth and inflation expected in the euro area for this year. If those expectations are disappointed though, there will not be many options left. Some countries – France? Italy ?... – will be tempted to decide on their own to loosen their fiscal policy…. But this could prove both insufficient and confrontational. The best option, by far, would be for Brussels to decide that the situation is exceptional and ask all governments to quickly loosen their fiscal stance."
Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt, DekaBank (08.04.2014):
Gerhard Winzer, Chief Economist, ERSTE-SPARINVEST (08.04.2014):
Die Deflationsrisiken sind in den Ländern mit einer niedrigeren Wettbewerbsfähigkeit als in Deutschland am größten. Unter anderem besteht ein Druck dafür, die Preissteigerungen unter dem Niveau von Deutschland (1,0% p.a. im Februar) zu halten.
Zur selben Zeit haben sich einige wichtige Konjunkturindikatoren wie der Stimmungsindikator der Europäischen Kommission deutlich verbessert. Für das 1. Quartal zeichnet sich in der Eurozone ein Wachstum des realen Bruttoinlandsproduktes von 1% (annualisiert) ab.
Ein wichtiger Grund für das Wachstum ist, dass im Regionen-Durchschnitt die Fiskalpolitiken nur noch wenig restriktiv (wirtschaftsdämpfend) wirken. Von 2013 auf 2014 wird das um den Wirtschaftszyklus bereinigte Budgetdefizit (in Prozent des potenziellen Bruttoinlandsprodukts) in der Eurozone voraussichtlich um nur noch 0,3 Prozentpunkte auf 1,3% fallen. In der vorangegangenen Zeitperiode ist das strukturelle Defizit noch um einen Prozentpunkt gefallen.
Die Geldpolitik wird auf absehbare Zeit sehr expansiv bleiben. Wenn die Inflationsrate nicht wie von der Europäischen Zentralbank erwartet ansteigt und / oder wenn sich der Euro weiter festigt, wird die Zentralbank eine zusätzliche Lockerung vornehmen. Sollten konventionelle Maßnahmen (wie etwa eine Leitzinssenkung) nicht ausreichen, können – wie von der Zentralbank jüngst angekündigt – auch unkonventionelle Maßnahmen wie der Ankauf von Staatsanleihen (Quantitative Easing) gesetzt werden."
Dr. Holger Fahrinkrug, Chief Economist at Meriten Investment Management, part of BNY Mellon (08.04.2014):
However, although there is a joint downward trend in inflation, the inflation level is different across Eurozone countries, and this is why one has to differentiate for national or regional factors. In Spain and other crisis countries, for example, unit labour costs have declined sharply recently which exerts downward pressure on prices. In Germany, the contrary is the case: productivity has been weak, unit labour costs have been rising and will continue to do so. Thus, inflation has been higher in Germany than in countries that are in the middle of a major restructuring phase. Considering the recent wage increases, German inflation is likely to accelerate slightly in the months ahead and to outpace that of most other Eurozone countries."
Willem Verhagen, Volkswirt bei ING Investment Management International (08.04.2014):
Uli Krämer, Leiter Portfoliomanagement, Kepler-Fonds KAG (09.04.2014):
Wir erwarten allerdings keine ausgeprägte deflationäre Entwicklung für die gesamte Eurozone. Die speziell in der Euro-Peripherie im Schnitt noch tiefere Inflation, mit teilweisen deflatorischen Tendenzen, sollte nicht überraschen. Im Nachgang einer schweren Rezession und den notwendigen Anpassungsprozessen war mit dieser Entwicklung zu rechnen. Mit fortschreitender Erholung sollten sich langsam auch die Preissteigerungsraten wieder ins positive Terrain begeben. Von Seiten der Fiskalpolitik sind aufgrund der weiter angespannten Budgets keine ausgeprägten inflationären Tendenzen zu erwarten. Die erwünschte Reflationierung des Systems wird bei der Geldpolitik liegen.“

"Im Euroraum liegt bislang keine Deflation für den gesamten Währungsraum vor. Die letzte Zahl vom März 2014 betrug +0,5%. Staaten mit rückläufigem Preisniveau (Spanien, Portugal und Griechenland) benötigen zur Wiederherstellung ihrer preislichen Wettbewerbsfähigkeit eine (deutlich) geringere Inflationsrate als im Durchschnitt der EWU. Insofern ist die Entwicklung sogar zu begrüßen. Für alle EWU-Staaten wirkt zudem der Rückgang der Energiepreise gegenüber dem Vorjahreszeitraum preisdämpfend.
Deflation für den Euroraum ist zwar ein Risiko. Aber bislang lässt die Preisentwicklung lediglich auf Disinflation schließen. Dennoch halten wir zusätzliche geldpolitische Maßnahmen für sinnvoll und finden ein QE-Programm am wirkungsvollsten zur Erreichung der geldpolitischen Ziele vor dem Hintergrund des aktuellen AQR der Banken."
Reinhold Knaus, Senior Economist bei BNP Paribas Investment Partners (09.04.2014):
Dr. Thomas Liebi, Chief Economist, Swisscanto (09.04.2014):
Bart Van Craeynest, Makroökonom, Petercam (09.04.2014):
Dieter Guffens, Senior Economist bei KBC Asset Management (09.04.2014):
Innerhalb der Eurozone gibt es sowohl regionale als sektorale Unterschiede. Während zum Beispiel in Deutschland die Inflationsrate im März 1% betrug, sanken die Preise in Griechenland um 0,9%. Auf Sektorenebene fällt die Inflationsrate nicht im Dienstleistungssektor, sondern eher im Energie- und Güterbereich. Vor allem die Deflation der Importpreise setzt die allgemeine Inflationsrate unter Druck.
Für die EZB geht das größte Risiko von einem zu starken Euro aus. Eine weitere Senkung des Leitzinses und, falls nötig, ein „Quantitative Easing“-Programm im Stile der amerikanischen und japanischen Notenbanken sind wahrscheinliche Optionen, um einen zu starken Euro zu verhindern. Fiskalpolitisch zeichnet sich inzwischen eine weitere Aufweichung des strikten Kurses der Haushaltskonsolidierungen ab. Die neuen Regierungen in Frankreich und Italien befürworten eine langsameres erreichen der mittelfristigen Defizitziele und werden darin von Deutschland bestärkt. Das stärkere Wachstum der Binnennachfrage dürfte dann eine gewisse Exportschwäche kompensieren."
Kurt Schappelwein, Leiter Multi Asset Strategien, Raiffeisen Capital Management (09.04.2014):

Economics Forum: Investment Strategen und Ökonomen antworten
Auf monatlicher Basis stellt e-fundresearch.com eine aktuelle Frage mit Bezug zu volkswirtschaftlichen Zusammenhängen und Entwicklungen auf den Kapitalmärkten an eine Gruppe renommierter Ökonomen und Kapitalmarktstrategen. Die Antworten werden im ECONOMICS Channel dargestellt (seit Mai 2011).