Was auf den ersten Blick stimmig aussieht, bedarf aber einer genaueren Analyse. Der Index besteht nämlich momentan aus 23 Ländern, deren Gewichtung und Entwicklung alles andere als homogen ist. Während die vier größten Länder China, Südkorea, Taiwan und Brasilien bereits 55% des Index ausmachen, sind andere aufstrebende Länder wie die Türkei oder auch die Philippinen (1,8% bzw. 1% Gewicht) deutlich unterrepräsentiert. Blickt man auf die Performance der Einzelländer, so werden die Unterschiede noch deutlicher. Während das Indexschwergewicht China mit einer leicht negativen Performance seit Jahresanfang hinterher hinkt, entwickeln sich Länder wie Indien oder auch Indonesien prächtig. Der Performanceunterschied zwischen der roten Laterne Russland und dem Spitzenreiter Indien beträgt seit Jahresanfang satte 27%.
Vereinigte Arabische Emirate und Katar neu im Index – Start misslungen!
Anfang Juni sind die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Katar in den MSCI Emerging Markets Index aufgestiegen. Vorher zählten sie zu den Frontier Markets und nahmen dort mit 26% respektive 19% ein prominentes Gewicht ein. Im MSCI Emerging Markets Index spielen sie hingegen mit 0,5% bzw. 0,35% eine eher untergeordnete Rolle. Die Wertentwicklung der beiden Länder ist beachtlich. Die 2-Jahresperformance der VAE vor Aufnahme in den MSCI Emerging Markets Index lag bei über 200%, bei Katar immerhin bei knapp 60%. Aber was geschah seit Anfang Juni? Mit dem Indexwechsel brachen die Aktienmärkte regelrecht ein. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben in nur einem Monat über 24% (in EUR) verloren, Katar 22%. Diese Anomalie lässt sich des Öfteren beobachten, wenn Aktien bzw. Länder in eine höhere Börsenliga aufsteigen. Die Hoffnung bzw. Erwartung treibt die Kurse und erhöht die Bewertungen. Mit dem Tag der Indexanpassung ist der Spuk dann vorbei und die Anleger nehmen Gewinne mit. Investoren, die eine sogenannte Index Arbitrage Strategie verfolgen, also Indexaufsteiger im Vorfeld selektieren und kaufen, verkaufen mit der Indexanpassung ebenso. Zum anderen müssen alle indexbasierten Produkte wie ETFs ihre Gewichtungen anpassen. Im konkreten Fall heißt das, dass alle Frontier Markets ETFs 45% (26% + 19%) ihres Portfolios verkaufen müssen. Zwar werden alle MSCI Emerging Markets ETFs die neuen Kandidaten kaufen, mit den oben genannten geringen Gewichtungen kann dies die Verkäufe jedoch nicht kompensieren.
In Summe könnte das Jahr 2014 ein gutes für die Emerging Markets werden. Die nach wie vor niedrigen Zinsen in den entwickelten Ländern, gekoppelt mit den günstigen Bewertungen, komplettieren die bekannten Argumente der Demographie, Verschuldung und des Wachstums.
Mag. Gökhan Kula
Managing Partner & CIO
MYRA Capital
Gastkommentare werden von anerkannten Experten verfasst, deren Meinungen nicht mit jener der e-fundresearch.com Redaktion übereinstimmen müssen.