Aktuelle Frage im Economics Forum:
„Wie beurteilen Sie die überraschende Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank und auf welche Implikationen sollten sich Investoren nun besonders genau fokussieren?“
Current Question in the Economics Forum:
“How do you assess the Swiss national bank’s surprising decision to abandon its currency cap with immediate effect and on which implications should investors especially focus going forward?”
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„Der 15.1. war ein Paukenschlag. Aber wie ist nun die Perspektive für die weitere Entwicklung des Wechselkurses? Die schon fast überraschend geringe Volatilität des Wechselkurses nach der Pressekonferenz der SNB sollte u.E. nicht dahingehend interpretiert werden, dass der Markt bereits ein neues Gleichgewichtsniveau gefunden hat. Dieser Prozess dürfte sich u.E. über die nächsten Wochen hinziehen - zumal mit dem EZB-Zinsentscheid am 22. Januar und den Parlamentswahlen in Griechenland am 25. Januar wichtige Ereignisse vor der Tür stehen. Die SNB hat es sich offen gelassen, trotz Aufgabe des Mindestwechselkurses am Devisenmarkt ggf. erneut zu intervenieren. Unsere Erwartung ist aber, dass sie nach
ihrem jüngsten Beschluss nun erst einmal den Marktkräften das Feld überlässt, um überhaupt feststellen zu können, wo diese zu einem neuen Gleichgewicht finden, und dann entscheiden zu können, ob dieses für die Notenbank "akzeptabel" ist.
Bei diesem Prozess dürfte die Marke von 1,00 EURCHF nicht nur eine psychologisch wichtige Rolle spielen. Das untere Band von +/-20 % um den von uns berechneten Kaufkraftparitätenwechselkurs liegt gerade auf diesem Niveau. In der Vergangenheit war dieses Band eine gute Indikation für die Schwankungsbreite des EURCHF-Kurses. Auch wenn der Kurs, zu dem Kaufkraftparität herrscht, in den kommenden Monaten aufgrund des deflationären Drucks in der Schweiz weiter sinken dürfte, könnte die Parität zum Euro u.E. in den kommenden Wochen zwar durchaus getestet und vorübergehend unterschritten werden. Grundsätzlich sollte sich der Wechselkurs aber oberhalb dieser Marke in diesem Jahr stabilisieren. Hierfür spricht erstens die hohe Bewertung des Frankens, zweitens der stark negative Einlagenzins der SNB, und drittens ist zu bedenken, dass es für Marktteilnehmer, die einen "Sicheren Hafen" suchen, nicht allein die Schweiz als Option gibt. Tatsächlich ist zu beobachten, dass im Nachgang der SNB-Entscheidung bereits der Goldpreis gestiegen ist und der US-Dollar ebenso ggü. dem Euro aufwertete wie bspw. die Norwegische und die Schwedische Krone.“