Zugleich sollte die Staatengemeinschaft darauf verzichten, jene Euro-Banknoten einzutreiben, über die griechische Bürger verfügten, sondern zulassen, dass sie für Bargeschäfte verwendet würden, obwohl die Preise in Drachme definiert würden, sagte Sinn.
Kommt griechische Wirtschaft zum Erliegen?
„Griechenlands Staat ist nach der offiziellen Feststellung des Rettungsschirms EFSF zahlungsunfähig, und da er insolvent ist, sind es auch die Banken, mit denen er vielfach verbunden ist“, fügte Sinn hinzu. In dieser Situation dürfe die EZB nicht mehr zulassen, dass die griechische Notenbank den Banken weitere Notkredite gewähre. „Damit kommt freilich die Wirtschaft zum Erliegen, wenn nicht rasch ein neuer fiskalischer Rettungsschirm aufgespannt wird oder Griechenland zur Drachme zurückkehrt. Da absehbar ist, dass die Verhandlungen über einen weiteren Rettungsschirm nur noch mehr Zeit kosten, ohne zum Erfolg zu führen, sollte Griechenland die neue Währung einführen.“
Wirtschaftsaufschwung nach Drachme-Einführung?
Da die neue Drachme rasch abwerten würde, käme es vermutlich schon nach ein, zwei Jahren wieder zu einem kräftigen Wirtschaftsaufschwung, weil weniger Importware gekauft und der Tourismus belebt werde. Außerdem komme das Fluchtkapital sehr rasch zurück. „Die Staatengemeinschaft sollte den schwierigen Umstellungsprozess mit großzügigen Übergangshilfen abfedern, die für humanitäre Hilfen an die Ärmsten zweckgebunden sind. Ferner sollte sie Griechenland die Möglichkeit eröffnen, zu einem späteren Zeitpunkt gestärkt und zu einem anderen Wechselkurs in den Euro zurückzukehren.“
Hans-Werner Sinn: "Die Griechen in ihrer Gesamtheit verfügen über Geld wie Heu"
Sinn fügte hinzu: „Die Griechen in ihrer Gesamtheit verfügen über Geld wie Heu, etwa über 120 Milliarden Euro mehr, als es der Landesgröße angemessen ist. Nur wurde der Geldüberschuss großenteils ins Ausland geschaffen und ist extrem ungleich verteilt. Man muss von der sozialistischen griechischen Regierung erwarten, dass sie nun endlich auch selbst Anstrengungen unternimmt, einen Teil dieses Geldes zur Vermeidung einer humanitären Katastrophe heranzuziehen.“